Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808."Fürchtest du nicht auch vier Augen, "Die zum Zusehn hier nicht taugen, "Setz' dich mit zu ihren Spielen, "Daß sie keine Schmerzen fühlen, "Daß die Wunden niemals sprechen, "Must du in das Hirn sie stechen," Herulus zum Hager spricht, Eh der ihm das Hirn einsticht: "Lieber Hager, laß mich leben, "Will dir Orlamünde geben, "Auch die Plassenburg die neue, "Und es soll mich nicht gereuen." Herula zum Hager spricht, Eh er ihr das Hirn einsticht: "Lieber Hager laß mich leben, "Will dir meine Docken geben, "Engel, Bengel laß mich leben, "Will dir meinen Vogel geben." Hager sich als Mörder nennt, Eh er sich das Hirn einrennt. "Gott ach Gott, wo werd ich ruhen, "Höre schon den Vogel rufen, "Gott ach Gott, wo soll ich fliehen, "Sehe schon den Vogel ziehen." „Fuͤrchteſt du nicht auch vier Augen, „Die zum Zuſehn hier nicht taugen, „Setz' dich mit zu ihren Spielen, „Daß ſie keine Schmerzen fuͤhlen, „Daß die Wunden niemals ſprechen, „Muſt du in das Hirn ſie ſtechen,“ Herulus zum Hager ſpricht, Eh der ihm das Hirn einſticht: „Lieber Hager, laß mich leben, „Will dir Orlamuͤnde geben, „Auch die Plaſſenburg die neue, „Und es ſoll mich nicht gereuen.“ Herula zum Hager ſpricht, Eh er ihr das Hirn einſticht: „Lieber Hager laß mich leben, „Will dir meine Docken geben, „Engel, Bengel laß mich leben, „Will dir meinen Vogel geben.“ Hager ſich als Moͤrder nennt, Eh er ſich das Hirn einrennt. „Gott ach Gott, wo werd ich ruhen, „Hoͤre ſchon den Vogel rufen, „Gott ach Gott, wo ſoll ich fliehen, „Sehe ſchon den Vogel ziehen.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0246" n="234"/> <lg n="17"> <l>„Fuͤrchteſt du nicht auch vier Augen,</l><lb/> <l>„Die zum Zuſehn hier nicht taugen,</l> </lg><lb/> <lg n="18"> <l>„Setz' dich mit zu ihren Spielen,</l><lb/> <l>„Daß ſie keine Schmerzen fuͤhlen,</l> </lg><lb/> <lg n="19"> <l>„Daß die Wunden niemals ſprechen,</l><lb/> <l>„Muſt du in das Hirn ſie ſtechen,“</l> </lg><lb/> <lg n="20"> <l>Herulus zum Hager ſpricht,</l><lb/> <l>Eh der ihm das Hirn einſticht:</l> </lg><lb/> <lg n="21"> <l>„Lieber Hager, laß mich leben,</l><lb/> <l>„Will dir Orlamuͤnde geben,</l> </lg><lb/> <lg n="22"> <l>„Auch die Plaſſenburg die neue,</l><lb/> <l>„Und es ſoll mich nicht gereuen.“</l> </lg><lb/> <lg n="23"> <l>Herula zum Hager ſpricht,</l><lb/> <l>Eh er ihr das Hirn einſticht:</l> </lg><lb/> <lg n="24"> <l>„Lieber Hager laß mich leben,</l><lb/> <l>„Will dir meine Docken geben,</l> </lg><lb/> <lg n="25"> <l>„Engel, Bengel laß mich leben,</l><lb/> <l>„Will dir meinen Vogel geben.“</l> </lg><lb/> <lg n="26"> <l>Hager ſich als Moͤrder nennt,</l><lb/> <l>Eh er ſich das Hirn einrennt.</l> </lg><lb/> <lg n="27"> <l>„Gott ach Gott, wo werd ich ruhen,</l><lb/> <l>„Hoͤre ſchon den Vogel rufen,</l> </lg><lb/> <lg n="28"> <l>„Gott ach Gott, wo ſoll ich fliehen,</l><lb/> <l>„Sehe ſchon den Vogel ziehen.“</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [234/0246]
„Fuͤrchteſt du nicht auch vier Augen,
„Die zum Zuſehn hier nicht taugen,
„Setz' dich mit zu ihren Spielen,
„Daß ſie keine Schmerzen fuͤhlen,
„Daß die Wunden niemals ſprechen,
„Muſt du in das Hirn ſie ſtechen,“
Herulus zum Hager ſpricht,
Eh der ihm das Hirn einſticht:
„Lieber Hager, laß mich leben,
„Will dir Orlamuͤnde geben,
„Auch die Plaſſenburg die neue,
„Und es ſoll mich nicht gereuen.“
Herula zum Hager ſpricht,
Eh er ihr das Hirn einſticht:
„Lieber Hager laß mich leben,
„Will dir meine Docken geben,
„Engel, Bengel laß mich leben,
„Will dir meinen Vogel geben.“
Hager ſich als Moͤrder nennt,
Eh er ſich das Hirn einrennt.
„Gott ach Gott, wo werd ich ruhen,
„Hoͤre ſchon den Vogel rufen,
„Gott ach Gott, wo ſoll ich fliehen,
„Sehe ſchon den Vogel ziehen.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/246 |
Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/246>, abgerufen am 16.07.2024. |