Indem ich aufgewachet, Und daücht mir heimlich eben; Der Traum bedeut Die Wollust dieser Welte. Der Pracht, Gewalt und Ruhm Ist als ein Blum In ihrer Zierde Durch Regen sanft und kühlen Thau, Aufwächset in dem Felde, So Reifes Duft Und kalte Luft Geschwind über sie thut blasen, Bald sie verschmoret, dorret In der Masen, Reichthum und Kunst, Freud, Lieb und Gunst, Ehr und Gewalte, Gepräng, Geschmuck und Würde, Auf dieser Erde aller Stand Steht es in Glück und blühet heut, So schwindet es doch Morgen ab, Und sinket endlich in das Grab, Was Fleisch und Blut konnt geben, Das muß verderben, sterben Jung und alte Mann unde Frau, Auf das Vergänglich hier nit bau, Das als ein Traume, Schaume Kommet um; Fleuch, zeuch zum ewgen Leben.
Indem ich aufgewachet, Und dauͤcht mir heimlich eben; Der Traum bedeut Die Wolluſt dieſer Welte. Der Pracht, Gewalt und Ruhm Iſt als ein Blum In ihrer Zierde Durch Regen ſanft und kuͤhlen Thau, Aufwaͤchſet in dem Felde, So Reifes Duft Und kalte Luft Geſchwind uͤber ſie thut blaſen, Bald ſie verſchmoret, dorret In der Maſen, Reichthum und Kunſt, Freud, Lieb und Gunſt, Ehr und Gewalte, Gepraͤng, Geſchmuck und Wuͤrde, Auf dieſer Erde aller Stand Steht es in Gluͤck und bluͤhet heut, So ſchwindet es doch Morgen ab, Und ſinket endlich in das Grab, Was Fleiſch und Blut konnt geben, Das muß verderben, ſterben Jung und alte Mann unde Frau, Auf das Vergaͤnglich hier nit bau, Das als ein Traume, Schaume Kommet um; Fleuch, zeuch zum ewgen Leben.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="3"><pbfacs="#f0240"n="228"/><l>Indem ich aufgewachet,</l><lb/><l>Und dauͤcht mir heimlich eben;</l><lb/><l>Der Traum bedeut</l><lb/><l>Die Wolluſt dieſer Welte.</l><lb/><l>Der Pracht, Gewalt und Ruhm</l><lb/><l>Iſt als ein Blum</l><lb/><l>In ihrer Zierde</l><lb/><l>Durch Regen ſanft und kuͤhlen Thau,</l><lb/><l>Aufwaͤchſet in dem Felde,</l><lb/><l>So Reifes Duft</l><lb/><l>Und kalte Luft</l><lb/><l>Geſchwind uͤber ſie thut blaſen,</l><lb/><l>Bald ſie verſchmoret, dorret</l><lb/><l>In der Maſen,</l><lb/><l>Reichthum und Kunſt,</l><lb/><l>Freud, Lieb und Gunſt,</l><lb/><l>Ehr und Gewalte,</l><lb/><l>Gepraͤng, Geſchmuck und Wuͤrde,</l><lb/><l>Auf dieſer Erde aller Stand</l><lb/><l>Steht es in Gluͤck und bluͤhet heut,</l><lb/><l>So ſchwindet es doch Morgen ab,</l><lb/><l>Und ſinket endlich in das Grab,</l><lb/><l>Was Fleiſch und Blut konnt geben,</l><lb/><l>Das muß verderben, ſterben</l><lb/><l>Jung und alte</l><lb/><l>Mann unde Frau,</l><lb/><l>Auf das Vergaͤnglich hier nit bau,</l><lb/><l>Das als ein Traume, Schaume</l><lb/><l>Kommet um;</l><lb/><l>Fleuch, zeuch zum ewgen Leben.</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[228/0240]
Indem ich aufgewachet,
Und dauͤcht mir heimlich eben;
Der Traum bedeut
Die Wolluſt dieſer Welte.
Der Pracht, Gewalt und Ruhm
Iſt als ein Blum
In ihrer Zierde
Durch Regen ſanft und kuͤhlen Thau,
Aufwaͤchſet in dem Felde,
So Reifes Duft
Und kalte Luft
Geſchwind uͤber ſie thut blaſen,
Bald ſie verſchmoret, dorret
In der Maſen,
Reichthum und Kunſt,
Freud, Lieb und Gunſt,
Ehr und Gewalte,
Gepraͤng, Geſchmuck und Wuͤrde,
Auf dieſer Erde aller Stand
Steht es in Gluͤck und bluͤhet heut,
So ſchwindet es doch Morgen ab,
Und ſinket endlich in das Grab,
Was Fleiſch und Blut konnt geben,
Das muß verderben, ſterben
Jung und alte
Mann unde Frau,
Auf das Vergaͤnglich hier nit bau,
Das als ein Traume, Schaume
Kommet um;
Fleuch, zeuch zum ewgen Leben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/240>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.