Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Kinderey. (Mündlich.) Als sich der Hahn thät krähen, Da war es noch lange nicht Tag, Da gingen die jungen Geseellchen Spazieren die ganze Nacht. Und als sie lange gegangen, Da wollten sie gerne herein: Er. Steh auf, steh auf Feinsliebchen, Steh auf und laß mich ein. Sie. Ich steh noch nicht auf fürwahr, Ich laß dich fürwahr nicht herein, Ich kenne dich ja an der Sprache, Daß du es mein Schätzchen nicht seyst. Er. Kennst du es mich an der Sprache, Daß ich es dein Schätzchen nicht sey, So stecke du an nur dein Kerzchen, Dann siehest du, wer ich bin. Sie. Kein Fünkchen mehr in der Asche ist, Mein Kerzchen ist längst ausgebrannt, Adi, Adi mein Engelsschätzchen, Jezt reis' ich nach Engelland. Er. Nach Engelland will ich dich fahren, Ich bin ein Schiffmann gut, Du bist in deinen Jahren Noch immer kindisch genug. Kinderey. (Muͤndlich.) Als ſich der Hahn thaͤt kraͤhen, Da war es noch lange nicht Tag, Da gingen die jungen Geſeellchen Spazieren die ganze Nacht. Und als ſie lange gegangen, Da wollten ſie gerne herein: Er. Steh auf, ſteh auf Feinsliebchen, Steh auf und laß mich ein. Sie. Ich ſteh noch nicht auf fuͤrwahr, Ich laß dich fuͤrwahr nicht herein, Ich kenne dich ja an der Sprache, Daß du es mein Schaͤtzchen nicht ſeyſt. Er. Kennſt du es mich an der Sprache, Daß ich es dein Schaͤtzchen nicht ſey, So ſtecke du an nur dein Kerzchen, Dann ſieheſt du, wer ich bin. Sie. Kein Fuͤnkchen mehr in der Aſche iſt, Mein Kerzchen iſt laͤngſt ausgebrannt, Adi, Adi mein Engelsſchaͤtzchen, Jezt reiſ' ich nach Engelland. Er. Nach Engelland will ich dich fahren, Ich bin ein Schiffmann gut, Du biſt in deinen Jahren Noch immer kindiſch genug. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb n="207" facs="#f0219"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Kinderey</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(Muͤndlich.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">A</hi>ls ſich der Hahn thaͤt kraͤhen,</l><lb/> <l>Da war es noch lange nicht Tag,</l><lb/> <l>Da gingen die jungen Geſeellchen</l><lb/> <l>Spazieren die ganze Nacht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und als ſie lange gegangen,</l><lb/> <l>Da wollten ſie gerne herein:</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#g">Er</hi>. Steh auf, ſteh auf Feinsliebchen,</l><lb/> <l>Steh auf und laß mich ein.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l><hi rendition="#g">Sie</hi>. Ich ſteh noch nicht auf fuͤrwahr,</l><lb/> <l>Ich laß dich fuͤrwahr nicht herein,</l><lb/> <l>Ich kenne dich ja an der Sprache,</l><lb/> <l>Daß du es mein Schaͤtzchen nicht ſeyſt.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l><hi rendition="#g">Er</hi>. Kennſt du es mich an der Sprache,</l><lb/> <l>Daß ich es dein Schaͤtzchen nicht ſey,</l><lb/> <l>So ſtecke du an nur dein Kerzchen,</l><lb/> <l>Dann ſieheſt du, wer ich bin.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l><hi rendition="#g">Sie</hi>. Kein Fuͤnkchen mehr in der Aſche iſt,</l><lb/> <l>Mein Kerzchen iſt laͤngſt ausgebrannt,</l><lb/> <l>Adi, Adi mein Engelsſchaͤtzchen,</l><lb/> <l>Jezt reiſ' ich nach Engelland.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l><hi rendition="#g">Er</hi>. Nach Engelland will ich dich fahren,</l><lb/> <l>Ich bin ein Schiffmann gut,</l><lb/> <l>Du biſt in deinen Jahren</l><lb/> <l>Noch immer kindiſch genug.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </div> </body> </text> </TEI> [207/0219]
Kinderey.
(Muͤndlich.)
Als ſich der Hahn thaͤt kraͤhen,
Da war es noch lange nicht Tag,
Da gingen die jungen Geſeellchen
Spazieren die ganze Nacht.
Und als ſie lange gegangen,
Da wollten ſie gerne herein:
Er. Steh auf, ſteh auf Feinsliebchen,
Steh auf und laß mich ein.
Sie. Ich ſteh noch nicht auf fuͤrwahr,
Ich laß dich fuͤrwahr nicht herein,
Ich kenne dich ja an der Sprache,
Daß du es mein Schaͤtzchen nicht ſeyſt.
Er. Kennſt du es mich an der Sprache,
Daß ich es dein Schaͤtzchen nicht ſey,
So ſtecke du an nur dein Kerzchen,
Dann ſieheſt du, wer ich bin.
Sie. Kein Fuͤnkchen mehr in der Aſche iſt,
Mein Kerzchen iſt laͤngſt ausgebrannt,
Adi, Adi mein Engelsſchaͤtzchen,
Jezt reiſ' ich nach Engelland.
Er. Nach Engelland will ich dich fahren,
Ich bin ein Schiffmann gut,
Du biſt in deinen Jahren
Noch immer kindiſch genug.
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/219>, abgerufen am 03.03.2025. |