Ich geh nicht mehr zu Fuß, Weil ich weiß, daß ich sterben muß.
Ihr lieben Herrn von Augsburg! Noch eine Bitt an euch: Den Kirchhof thut mir schenken, Dazu ein seidenes Kiß'n, Wo's gut drauf rasten ist.
Ach Jüngling, liebster Jüngling mein! Das geht nicht bei der Stadt, Der Kopf gehört an Galgen, Der Körper auf das Rad, Weil dus verschuldet hast!
Trit zu.
Wann alle Wässerlein fliessen, Soll man trinken, Wann ich mein Schatz nicht rufen darf, ju ja rufen darf, So thu ich ihm winken.
Winken mit den Augen, Und treten mit dem Fuß, S'ist eine in der Stuben, ju ja Stuben, Und die mir werden muß.
Warum soll sie mir nicht werden, Denn ich seh sie gern, Sie hat zwei blaue Aeugelein, ju ja Aeugelein, Sie glänzen wie zwey Stern.
2 Band. 13.
Ich geh nicht mehr zu Fuß, Weil ich weiß, daß ich ſterben muß.
Ihr lieben Herrn von Augsburg! Noch eine Bitt an euch: Den Kirchhof thut mir ſchenken, Dazu ein ſeidenes Kiß'n, Wo's gut drauf raſten iſt.
Ach Juͤngling, liebſter Juͤngling mein! Das geht nicht bei der Stadt, Der Kopf gehoͤrt an Galgen, Der Koͤrper auf das Rad, Weil dus verſchuldet haſt!
Trit zu.
Wann alle Waͤſſerlein flieſſen, Soll man trinken, Wann ich mein Schatz nicht rufen darf, ju ja rufen darf, So thu ich ihm winken.
Winken mit den Augen, Und treten mit dem Fuß, S'iſt eine in der Stuben, ju ja Stuben, Und die mir werden muß.
Warum ſoll ſie mir nicht werden, Denn ich ſeh ſie gern, Sie hat zwei blaue Aeugelein, ju ja Aeugelein, Sie glaͤnzen wie zwey Stern.
2 Band. 13.
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Ich geh nicht mehr zu Fuß,
Weil ich weiß, daß ich ſterben muß.
Ihr lieben Herrn von Augsburg!
Noch eine Bitt an euch:
Den Kirchhof thut mir ſchenken,
Dazu ein ſeidenes Kiß'n,
Wo's gut drauf raſten iſt.
Ach Juͤngling, liebſter Juͤngling mein!
Das geht nicht bei der Stadt,
Der Kopf gehoͤrt an Galgen,
Der Koͤrper auf das Rad,
Weil dus verſchuldet haſt!
Trit zu.
Wann alle Waͤſſerlein flieſſen,
Soll man trinken,
Wann ich mein Schatz nicht rufen darf, ju ja rufen darf,
So thu ich ihm winken.
Winken mit den Augen,
Und treten mit dem Fuß,
S'iſt eine in der Stuben, ju ja Stuben,
Und die mir werden muß.
Warum ſoll ſie mir nicht werden,
Denn ich ſeh ſie gern,
Sie hat zwei blaue Aeugelein, ju ja Aeugelein,
Sie glaͤnzen wie zwey Stern.
2 Band. 13.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/205>, abgerufen am 03.03.2025.
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