Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Er nahm das Mädel gefangen, Gefangen must du sein! Er zog ihr aus die Kleider, Und schlug sie also sehr, Hat ihr genommen die Ehr. Zu Augsburg in dem Wirthshaus Saß er bei Speis und Trank; Da kam dasselb'ge Mägdlein, Griff ihn an seine Hand, Schloß ihn in Ketten und Band. Zu Augsburg auf dem Thurme, Wo er gefangen saß, Da kam seine liebste Frau Mutter: Mein Sohn was machst du da? Was hast du da gemacht? Was ich allhier wohl mache, Das darf ich euch schon sag'n: Ich hab das schwarzbraun Mägdelein Geschlagen also sehr, Hab ihr genommen die Ehr. Ach Jüngling! liebster Jüngling, Ist das nicht Schand und Spott? Dein Kopf der gehört an Galgen, Dein Körper auf das Rad, Weil du's verschuldet hast. Ach Mutter, liebste Mutter mein! Ist denn der Bericht schon da? So bestellt mir Roß und Wagen, Er nahm das Maͤdel gefangen, Gefangen muſt du ſein! Er zog ihr aus die Kleider, Und ſchlug ſie alſo ſehr, Hat ihr genommen die Ehr. Zu Augsburg in dem Wirthshaus Saß er bei Speis und Trank; Da kam daſſelb'ge Maͤgdlein, Griff ihn an ſeine Hand, Schloß ihn in Ketten und Band. Zu Augsburg auf dem Thurme, Wo er gefangen ſaß, Da kam ſeine liebſte Frau Mutter: Mein Sohn was machſt du da? Was haſt du da gemacht? Was ich allhier wohl mache, Das darf ich euch ſchon ſag'n: Ich hab das ſchwarzbraun Maͤgdelein Geſchlagen alſo ſehr, Hab ihr genommen die Ehr. Ach Juͤngling! liebſter Juͤngling, Iſt das nicht Schand und Spott? Dein Kopf der gehoͤrt an Galgen, Dein Koͤrper auf das Rad, Weil du's verſchuldet haſt. Ach Mutter, liebſte Mutter mein! Iſt denn der Bericht ſchon da? So beſtellt mir Roß und Wagen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0204" n="192"/> <lg n="2"> <l>Er nahm das Maͤdel gefangen,</l><lb/> <l>Gefangen muſt du ſein!</l><lb/> <l>Er zog ihr aus die Kleider,</l><lb/> <l>Und ſchlug ſie alſo ſehr,</l><lb/> <l>Hat ihr genommen die Ehr.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Zu Augsburg in dem Wirthshaus</l><lb/> <l>Saß er bei Speis und Trank;</l><lb/> <l>Da kam daſſelb'ge Maͤgdlein,</l><lb/> <l>Griff ihn an ſeine Hand,</l><lb/> <l>Schloß ihn in Ketten und Band.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Zu Augsburg auf dem Thurme,</l><lb/> <l>Wo er gefangen ſaß,</l><lb/> <l>Da kam ſeine liebſte Frau Mutter:</l><lb/> <l>Mein Sohn was machſt du da?</l><lb/> <l>Was haſt du da gemacht?</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Was ich allhier wohl mache,</l><lb/> <l>Das darf ich euch ſchon ſag'n:</l><lb/> <l>Ich hab das ſchwarzbraun Maͤgdelein</l><lb/> <l>Geſchlagen alſo ſehr,</l><lb/> <l>Hab ihr genommen die Ehr.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Ach Juͤngling! liebſter Juͤngling,</l><lb/> <l>Iſt das nicht Schand und Spott?</l><lb/> <l>Dein Kopf der gehoͤrt an Galgen,</l><lb/> <l>Dein Koͤrper auf das Rad,</l><lb/> <l>Weil du's verſchuldet haſt.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Ach Mutter, liebſte Mutter mein!</l><lb/> <l>Iſt denn der Bericht ſchon da?</l><lb/> <l>So beſtellt mir Roß und Wagen,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [192/0204]
Er nahm das Maͤdel gefangen,
Gefangen muſt du ſein!
Er zog ihr aus die Kleider,
Und ſchlug ſie alſo ſehr,
Hat ihr genommen die Ehr.
Zu Augsburg in dem Wirthshaus
Saß er bei Speis und Trank;
Da kam daſſelb'ge Maͤgdlein,
Griff ihn an ſeine Hand,
Schloß ihn in Ketten und Band.
Zu Augsburg auf dem Thurme,
Wo er gefangen ſaß,
Da kam ſeine liebſte Frau Mutter:
Mein Sohn was machſt du da?
Was haſt du da gemacht?
Was ich allhier wohl mache,
Das darf ich euch ſchon ſag'n:
Ich hab das ſchwarzbraun Maͤgdelein
Geſchlagen alſo ſehr,
Hab ihr genommen die Ehr.
Ach Juͤngling! liebſter Juͤngling,
Iſt das nicht Schand und Spott?
Dein Kopf der gehoͤrt an Galgen,
Dein Koͤrper auf das Rad,
Weil du's verſchuldet haſt.
Ach Mutter, liebſte Mutter mein!
Iſt denn der Bericht ſchon da?
So beſtellt mir Roß und Wagen,
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