Zwar es war sein Ungewinn, Er bekriegt sie wider Recht, Was hatten die von Nürnberg im Sinn, Sie dachten es wird ihm schlecht, Sechs hundert Gulden boten sie feil, Wer ihnen den Schittensamen brächt, Daß er ihnen würde zu Theil.
Der Schittensamen hätt einen Knecht, Dem thats der Gulden Noth, Er diente seinem Herrn nit recht, Er gab ihn in den Tod, Davon ward ihm sein Sekel schwer, Sein Herz war aller Untreu voll, Und aller Frommheit leer.
Er nahm sich vor ein falschen Sinn, Wie er den Dingen thät, Er gieng zu seinem Herren hin, Hätt' mit ihm heimlich Red: Ich weiß ein reichen Nürnberger Bauren, So ihr dazu nun helfen wollt, So wollen wir ihn erlauren.
Der Schittensamen hinwieder sprach: Wo sizt der Bauer im Land? -- Er sizt nit fern vom Nürnberger Wald. Da spricht der Knecht zur Hand: All sein Gelegenheit weiß ich wohl, Sechs hundert Gulden muß er uns geben, Wenn ich ihn bringen soll.
Zwar es war ſein Ungewinn, Er bekriegt ſie wider Recht, Was hatten die von Nuͤrnberg im Sinn, Sie dachten es wird ihm ſchlecht, Sechs hundert Gulden boten ſie feil, Wer ihnen den Schittenſamen braͤcht, Daß er ihnen wuͤrde zu Theil.
Der Schittenſamen haͤtt einen Knecht, Dem thats der Gulden Noth, Er diente ſeinem Herrn nit recht, Er gab ihn in den Tod, Davon ward ihm ſein Sekel ſchwer, Sein Herz war aller Untreu voll, Und aller Frommheit leer.
Er nahm ſich vor ein falſchen Sinn, Wie er den Dingen thaͤt, Er gieng zu ſeinem Herren hin, Haͤtt' mit ihm heimlich Red: Ich weiß ein reichen Nuͤrnberger Bauren, So ihr dazu nun helfen wollt, So wollen wir ihn erlauren.
Der Schittenſamen hinwieder ſprach: Wo ſizt der Bauer im Land? — Er ſizt nit fern vom Nuͤrnberger Wald. Da ſpricht der Knecht zur Hand: All ſein Gelegenheit weiß ich wohl, Sechs hundert Gulden muß er uns geben, Wenn ich ihn bringen ſoll.
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[181/0193]
Zwar es war ſein Ungewinn,
Er bekriegt ſie wider Recht,
Was hatten die von Nuͤrnberg im Sinn,
Sie dachten es wird ihm ſchlecht,
Sechs hundert Gulden boten ſie feil,
Wer ihnen den Schittenſamen braͤcht,
Daß er ihnen wuͤrde zu Theil.
Der Schittenſamen haͤtt einen Knecht,
Dem thats der Gulden Noth,
Er diente ſeinem Herrn nit recht,
Er gab ihn in den Tod,
Davon ward ihm ſein Sekel ſchwer,
Sein Herz war aller Untreu voll,
Und aller Frommheit leer.
Er nahm ſich vor ein falſchen Sinn,
Wie er den Dingen thaͤt,
Er gieng zu ſeinem Herren hin,
Haͤtt' mit ihm heimlich Red:
Ich weiß ein reichen Nuͤrnberger Bauren,
So ihr dazu nun helfen wollt,
So wollen wir ihn erlauren.
Der Schittenſamen hinwieder ſprach:
Wo ſizt der Bauer im Land? —
Er ſizt nit fern vom Nuͤrnberger Wald.
Da ſpricht der Knecht zur Hand:
All ſein Gelegenheit weiß ich wohl,
Sechs hundert Gulden muß er uns geben,
Wenn ich ihn bringen ſoll.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/193>, abgerufen am 16.02.2025.
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