Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Da man Hammen aus den Thurm führt, Man legt ihm an einen grauen Rock, Man zog ihm aus seine Schuhe, Seine Sünd thaten ihm sehr reuen. Da Hammen vor des Herrn Marterbild kam, Nun höret zu was Hammen sprach, Er fiel nieder auf seine Knie, Er bat die Gemein, daß man ihm verziehe. Meister laß mir wohl der Weil, Meister ihr sollt mich nicht übereiln, Ich will euch ritterlich halten, Den werthen Gott lasset walten! Da man Hammen sein Haupt abschlug, Bald man ihn zu einem Borne trug, Man legt ihn dahin mit Fleisse In zwei Leilachen waren weisse. Man legt ihn auf einen hangenden Wagen, Man that ihn zu seinen drey Schwestern tragen, Durch einen grünen Walde, Zu seinen drey Schwestern balde. Die jüngste Schwester das vernahm, Daß da ihr todter Bruder kam, In einer kurzen Stunde Dreymal war ihr geschwunden. "Ihr Herren von Ulm wie ist euch so gach, "Fürchtet ihr nicht noch grössre Schmach, "Die euch daraus möcht kommen, "Ueber euch und eure Frommen. Da man Hammen aus den Thurm fuͤhrt, Man legt ihm an einen grauen Rock, Man zog ihm aus ſeine Schuhe, Seine Suͤnd thaten ihm ſehr reuen. Da Hammen vor des Herrn Marterbild kam, Nun hoͤret zu was Hammen ſprach, Er fiel nieder auf ſeine Knie, Er bat die Gemein, daß man ihm verziehe. Meiſter laß mir wohl der Weil, Meiſter ihr ſollt mich nicht uͤbereiln, Ich will euch ritterlich halten, Den werthen Gott laſſet walten! Da man Hammen ſein Haupt abſchlug, Bald man ihn zu einem Borne trug, Man legt ihn dahin mit Fleiſſe In zwei Leilachen waren weiſſe. Man legt ihn auf einen hangenden Wagen, Man that ihn zu ſeinen drey Schweſtern tragen, Durch einen gruͤnen Walde, Zu ſeinen drey Schweſtern balde. Die juͤngſte Schweſter das vernahm, Daß da ihr todter Bruder kam, In einer kurzen Stunde Dreymal war ihr geſchwunden. „Ihr Herren von Ulm wie iſt euch ſo gach, „Fuͤrchtet ihr nicht noch groͤſſre Schmach, „Die euch daraus moͤcht kommen, „Ueber euch und eure Frommen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0190" n="178"/> <lg n="16"> <l>Da man Hammen aus den Thurm fuͤhrt,</l><lb/> <l>Man legt ihm an einen grauen Rock,</l><lb/> <l>Man zog ihm aus ſeine Schuhe,</l><lb/> <l>Seine Suͤnd thaten ihm ſehr reuen.</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l>Da Hammen vor des Herrn Marterbild kam,</l><lb/> <l>Nun hoͤret zu was Hammen ſprach,</l><lb/> <l>Er fiel nieder auf ſeine Knie,</l><lb/> <l>Er bat die Gemein, daß man ihm verziehe.</l> </lg><lb/> <lg n="18"> <l>Meiſter laß mir wohl der Weil,</l><lb/> <l>Meiſter ihr ſollt mich nicht uͤbereiln,</l><lb/> <l>Ich will euch ritterlich halten,</l><lb/> <l>Den werthen Gott laſſet walten!</l> </lg><lb/> <lg n="19"> <l>Da man Hammen ſein Haupt abſchlug,</l><lb/> <l>Bald man ihn zu einem Borne trug,</l><lb/> <l>Man legt ihn dahin mit Fleiſſe</l><lb/> <l>In zwei Leilachen waren weiſſe.</l> </lg><lb/> <lg n="20"> <l>Man legt ihn auf einen hangenden Wagen,</l><lb/> <l>Man that ihn zu ſeinen drey Schweſtern tragen,</l><lb/> <l>Durch einen gruͤnen Walde,</l><lb/> <l>Zu ſeinen drey Schweſtern balde.</l> </lg><lb/> <lg n="21"> <l>Die juͤngſte Schweſter das vernahm,</l><lb/> <l>Daß da ihr todter Bruder kam,</l><lb/> <l>In einer kurzen Stunde</l><lb/> <l>Dreymal war ihr geſchwunden.</l> </lg><lb/> <lg n="22"> <l>„Ihr Herren von Ulm wie iſt euch ſo gach,</l><lb/> <l>„Fuͤrchtet ihr nicht noch groͤſſre Schmach,</l><lb/> <l>„Die euch daraus moͤcht kommen,</l><lb/> <l>„Ueber euch und eure Frommen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [178/0190]
Da man Hammen aus den Thurm fuͤhrt,
Man legt ihm an einen grauen Rock,
Man zog ihm aus ſeine Schuhe,
Seine Suͤnd thaten ihm ſehr reuen.
Da Hammen vor des Herrn Marterbild kam,
Nun hoͤret zu was Hammen ſprach,
Er fiel nieder auf ſeine Knie,
Er bat die Gemein, daß man ihm verziehe.
Meiſter laß mir wohl der Weil,
Meiſter ihr ſollt mich nicht uͤbereiln,
Ich will euch ritterlich halten,
Den werthen Gott laſſet walten!
Da man Hammen ſein Haupt abſchlug,
Bald man ihn zu einem Borne trug,
Man legt ihn dahin mit Fleiſſe
In zwei Leilachen waren weiſſe.
Man legt ihn auf einen hangenden Wagen,
Man that ihn zu ſeinen drey Schweſtern tragen,
Durch einen gruͤnen Walde,
Zu ſeinen drey Schweſtern balde.
Die juͤngſte Schweſter das vernahm,
Daß da ihr todter Bruder kam,
In einer kurzen Stunde
Dreymal war ihr geſchwunden.
„Ihr Herren von Ulm wie iſt euch ſo gach,
„Fuͤrchtet ihr nicht noch groͤſſre Schmach,
„Die euch daraus moͤcht kommen,
„Ueber euch und eure Frommen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/190 |
Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/190>, abgerufen am 16.02.2025. |