Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Sie gaben dem Hans Steutlinger gute Wort, Bis sie ihn brachten oben an Tisch: Ei iß und trink Hans Steutlinger, Dein Leben wird nimmermehr frisch. Wie kann ich essen und trinken, Wie kann ich nur fröhlich sein, Mein Herz mögt mir versinken Beim Meth und beim kühlesten Wein. Hans Steutlinger, wem vermacht ihr euer Weib, Ich vermach sie dem lieben Herrn Friederich, Dem vermach ich ihren untreuen Leib, Der sieht sie viel lieber noch als ich. Hans Steutlinger, lieber Hans Steutlinger, Wem vermacht ihr eure Kind? Ich vermach sie dem lieben Gott selber, Der weiß am besten, wem sie sind. Hans Steutlinger, lieber Hans Steutlinger, Wem vermachet ihr euer Gut? Ich vermachs den armen Leuten, Die Reichen haben selber genug. Der Maria Geburt. (Procopii Mariale Festivale I.S. 228.) Gleich wie die lieb Waldvögelein, Mit ihren Stimmen groß und klein Früh morgens lieblich singen, Sie gaben dem Hans Steutlinger gute Wort, Bis ſie ihn brachten oben an Tiſch: Ei iß und trink Hans Steutlinger, Dein Leben wird nimmermehr friſch. Wie kann ich eſſen und trinken, Wie kann ich nur froͤhlich ſein, Mein Herz moͤgt mir verſinken Beim Meth und beim kuͤhleſten Wein. Hans Steutlinger, wem vermacht ihr euer Weib, Ich vermach ſie dem lieben Herrn Friederich, Dem vermach ich ihren untreuen Leib, Der ſieht ſie viel lieber noch als ich. Hans Steutlinger, lieber Hans Steutlinger, Wem vermacht ihr eure Kind? Ich vermach ſie dem lieben Gott ſelber, Der weiß am beſten, wem ſie ſind. Hans Steutlinger, lieber Hans Steutlinger, Wem vermachet ihr euer Gut? Ich vermachs den armen Leuten, Die Reichen haben ſelber genug. Der Maria Geburt. (Procopii Mariale Festivale I.S. 228.) Gleich wie die lieb Waldvoͤgelein, Mit ihren Stimmen groß und klein Fruͤh morgens lieblich ſingen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb n="174" facs="#f0186"/> <lg n="6"> <l>Sie gaben dem Hans Steutlinger gute Wort,</l><lb/> <l>Bis ſie ihn brachten oben an Tiſch:</l><lb/> <l>Ei iß und trink Hans Steutlinger,</l><lb/> <l>Dein Leben wird nimmermehr friſch.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Wie kann ich eſſen und trinken,</l><lb/> <l>Wie kann ich nur froͤhlich ſein,</l><lb/> <l>Mein Herz moͤgt mir verſinken</l><lb/> <l>Beim Meth und beim kuͤhleſten Wein.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Hans Steutlinger, wem vermacht ihr euer Weib,</l><lb/> <l>Ich vermach ſie dem lieben Herrn Friederich,</l><lb/> <l>Dem vermach ich ihren untreuen Leib,</l><lb/> <l>Der ſieht ſie viel lieber noch als ich.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Hans Steutlinger, lieber Hans Steutlinger,</l><lb/> <l>Wem vermacht ihr eure Kind?</l><lb/> <l>Ich vermach ſie dem lieben Gott ſelber,</l><lb/> <l>Der weiß am beſten, wem ſie ſind.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Hans Steutlinger, lieber Hans Steutlinger,</l><lb/> <l>Wem vermachet ihr euer Gut?</l><lb/> <l>Ich vermachs den armen Leuten,</l><lb/> <l>Die Reichen haben ſelber genug.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Der Maria Geburt</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(<hi rendition="#aq">Procopii Mariale Festivale I.</hi>S. 228.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">G</hi>leich wie die lieb Waldvoͤgelein,</l><lb/> <l>Mit ihren Stimmen groß und klein</l><lb/> <l>Fruͤh morgens lieblich ſingen,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [174/0186]
Sie gaben dem Hans Steutlinger gute Wort,
Bis ſie ihn brachten oben an Tiſch:
Ei iß und trink Hans Steutlinger,
Dein Leben wird nimmermehr friſch.
Wie kann ich eſſen und trinken,
Wie kann ich nur froͤhlich ſein,
Mein Herz moͤgt mir verſinken
Beim Meth und beim kuͤhleſten Wein.
Hans Steutlinger, wem vermacht ihr euer Weib,
Ich vermach ſie dem lieben Herrn Friederich,
Dem vermach ich ihren untreuen Leib,
Der ſieht ſie viel lieber noch als ich.
Hans Steutlinger, lieber Hans Steutlinger,
Wem vermacht ihr eure Kind?
Ich vermach ſie dem lieben Gott ſelber,
Der weiß am beſten, wem ſie ſind.
Hans Steutlinger, lieber Hans Steutlinger,
Wem vermachet ihr euer Gut?
Ich vermachs den armen Leuten,
Die Reichen haben ſelber genug.
Der Maria Geburt.
(Procopii Mariale Festivale I.S. 228.)
Gleich wie die lieb Waldvoͤgelein,
Mit ihren Stimmen groß und klein
Fruͤh morgens lieblich ſingen,
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/186>, abgerufen am 03.03.2025. |