Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Stürzebecher sprach sich allzuhand: "Ihr Herrn von Hamburg thut uns kein Gewalt, "Wir wollen euch das Gut aufgeben, "Wollt ihr uns stehen für Leib und Gestalt "Und fristen unser junges Leben?" "Ja traun, sprach sich Herr Simon von Utrecht, "Gebet euch gefangen auf ein Recht, "Last euch das nicht verdriessen, "Habt ihr dem Kaufmann kein Leid gethan, "So werdet ihrs wol geniessen." Da sie gegen die Richtstadt kamen, Nicht viel Gutes sie da vernahmen, Sie sahn die Köpfe stecken. "Ihr Herren, das sind unsere Mitkompans!" So sprach sich Stürzebecher. Sie wurden zu Hamburg in die Haft gebracht, Sie sassen nicht länger als eine Nacht, Wohl zu derselben Stunde, Ihr Todt wurd also sehr beklagt, Von Frauen und Jungfrauen. "Ihr Herrn von Hamburg wir bitten um eine Bitt, "Die wolt ihr uns versagen nicht, "Und mag euch auch nicht schaden, "Daß wir mögen den Trauerberg "Angehn in unserm besten Gewande." Die Herrn von Hamburg thäten die Ehr, Sie liessen ihn Pfeiffen und Trummeln vorgehn, Stuͤrzebecher ſprach ſich allzuhand: „Ihr Herrn von Hamburg thut uns kein Gewalt, „Wir wollen euch das Gut aufgeben, „Wollt ihr uns ſtehen fuͤr Leib und Geſtalt „Und friſten unſer junges Leben?“ „Ja traun, ſprach ſich Herr Simon von Utrecht, „Gebet euch gefangen auf ein Recht, „Laſt euch das nicht verdrieſſen, „Habt ihr dem Kaufmann kein Leid gethan, „So werdet ihrs wol genieſſen.“ Da ſie gegen die Richtſtadt kamen, Nicht viel Gutes ſie da vernahmen, Sie ſahn die Koͤpfe ſtecken. „Ihr Herren, das ſind unſere Mitkompans!“ So ſprach ſich Stuͤrzebecher. Sie wurden zu Hamburg in die Haft gebracht, Sie ſaſſen nicht laͤnger als eine Nacht, Wohl zu derſelben Stunde, Ihr Todt wurd alſo ſehr beklagt, Von Frauen und Jungfrauen. „Ihr Herrn von Hamburg wir bitten um eine Bitt, „Die wolt ihr uns verſagen nicht, „Und mag euch auch nicht ſchaden, „Daß wir moͤgen den Trauerberg „Angehn in unſerm beſten Gewande.“ Die Herrn von Hamburg thaͤten die Ehr, Sie lieſſen ihn Pfeiffen und Trummeln vorgehn, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0183" n="171"/> <lg n="19"> <l>Stuͤrzebecher ſprach ſich allzuhand:</l><lb/> <l>„Ihr Herrn von Hamburg thut uns kein Gewalt,</l><lb/> <l>„Wir wollen euch das Gut aufgeben,</l><lb/> <l>„Wollt ihr uns ſtehen fuͤr Leib und Geſtalt</l><lb/> <l>„Und friſten unſer junges Leben?“</l> </lg><lb/> <lg n="20"> <l>„Ja traun, ſprach ſich Herr Simon von Utrecht,</l><lb/> <l>„Gebet euch gefangen auf ein Recht,</l><lb/> <l>„Laſt euch das nicht verdrieſſen,</l><lb/> <l>„Habt ihr dem Kaufmann kein Leid gethan,</l><lb/> <l>„So werdet ihrs wol genieſſen.“</l> </lg><lb/> <lg n="21"> <l>Da ſie gegen die Richtſtadt kamen,</l><lb/> <l>Nicht viel Gutes ſie da vernahmen,</l><lb/> <l>Sie ſahn die Koͤpfe ſtecken.</l><lb/> <l>„Ihr Herren, das ſind unſere Mitkompans!“</l><lb/> <l>So ſprach ſich Stuͤrzebecher.</l> </lg><lb/> <lg n="22"> <l>Sie wurden zu Hamburg in die Haft gebracht,</l><lb/> <l>Sie ſaſſen nicht laͤnger als eine Nacht,</l><lb/> <l>Wohl zu derſelben Stunde,</l><lb/> <l>Ihr Todt wurd alſo ſehr beklagt,</l><lb/> <l>Von Frauen und Jungfrauen.</l> </lg><lb/> <lg n="23"> <l>„Ihr Herrn von Hamburg wir bitten um eine</l><lb/> <l>Bitt,</l><lb/> <l>„Die wolt ihr uns verſagen nicht,</l><lb/> <l>„Und mag euch auch nicht ſchaden,</l><lb/> <l>„Daß wir moͤgen den Trauerberg</l><lb/> <l>„Angehn in unſerm beſten Gewande.“</l> </lg><lb/> <lg n="24"> <l>Die Herrn von Hamburg thaͤten die Ehr,</l><lb/> <l>Sie lieſſen ihn Pfeiffen und Trummeln vorgehn,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [171/0183]
Stuͤrzebecher ſprach ſich allzuhand:
„Ihr Herrn von Hamburg thut uns kein Gewalt,
„Wir wollen euch das Gut aufgeben,
„Wollt ihr uns ſtehen fuͤr Leib und Geſtalt
„Und friſten unſer junges Leben?“
„Ja traun, ſprach ſich Herr Simon von Utrecht,
„Gebet euch gefangen auf ein Recht,
„Laſt euch das nicht verdrieſſen,
„Habt ihr dem Kaufmann kein Leid gethan,
„So werdet ihrs wol genieſſen.“
Da ſie gegen die Richtſtadt kamen,
Nicht viel Gutes ſie da vernahmen,
Sie ſahn die Koͤpfe ſtecken.
„Ihr Herren, das ſind unſere Mitkompans!“
So ſprach ſich Stuͤrzebecher.
Sie wurden zu Hamburg in die Haft gebracht,
Sie ſaſſen nicht laͤnger als eine Nacht,
Wohl zu derſelben Stunde,
Ihr Todt wurd alſo ſehr beklagt,
Von Frauen und Jungfrauen.
„Ihr Herrn von Hamburg wir bitten um eine
Bitt,
„Die wolt ihr uns verſagen nicht,
„Und mag euch auch nicht ſchaden,
„Daß wir moͤgen den Trauerberg
„Angehn in unſerm beſten Gewande.“
Die Herrn von Hamburg thaͤten die Ehr,
Sie lieſſen ihn Pfeiffen und Trummeln vorgehn,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |