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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

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Er dachte hin, er dachte her,
Sein Herz wollt ihm zerbrechen.

Er lehnt sein Haupt an Schiffesbord,
Ein Armes lang sprach er kein Wort,
Wohl zu derselben Stunden:
Was mir das Weib vorhergesagt,
Das hab ich nun gefunden.
Der Wind, der weht, der Hahn, der kräht,
Das Wetter, das war gar unstät,
Das Meer ganz ungeheure,
Hätt ich den Pflug in meiner Hand,
Dem wollt ich wohl bald steuren.
Ist denn nun niemand hier bekannt,
Der mich bringt in das Sachsenland,
Wohl zwischen Dister und Leine,
Wohl zu des edlen Fürsten Haus,
Das Haus zum Lauensteine.
Auch ist nun hier niemand bekannt,
Der mich bringt ins Braunschweiger Land,
Ich will ihn wohl belohnen,
Ich will ihm geben mein Habersack,
Dazu ein Scheffel Bohnen.
Der uns das Liedchen hat erdacht,
Hat Henneken von der See gebracht,
Daß ihn die Läus nicht fressen,
Er warnt auch all Gesellen gut,
Daß ihr nicht seid vermessen.


Er dachte hin, er dachte her,
Sein Herz wollt ihm zerbrechen.

Er lehnt ſein Haupt an Schiffesbord,
Ein Armes lang ſprach er kein Wort,
Wohl zu derſelben Stunden:
Was mir das Weib vorhergeſagt,
Das hab ich nun gefunden.
Der Wind, der weht, der Hahn, der kraͤht,
Das Wetter, das war gar unſtaͤt,
Das Meer ganz ungeheure,
Haͤtt ich den Pflug in meiner Hand,
Dem wollt ich wohl bald ſteuren.
Iſt denn nun niemand hier bekannt,
Der mich bringt in das Sachſenland,
Wohl zwiſchen Diſter und Leine,
Wohl zu des edlen Fuͤrſten Haus,
Das Haus zum Lauenſteine.
Auch iſt nun hier niemand bekannt,
Der mich bringt ins Braunſchweiger Land,
Ich will ihn wohl belohnen,
Ich will ihm geben mein Haberſack,
Dazu ein Scheffel Bohnen.
Der uns das Liedchen hat erdacht,
Hat Henneken von der See gebracht,
Daß ihn die Laͤus nicht freſſen,
Er warnt auch all Geſellen gut,
Daß ihr nicht ſeid vermeſſen.


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[153/0165] Er dachte hin, er dachte her, Sein Herz wollt ihm zerbrechen. Er lehnt ſein Haupt an Schiffesbord, Ein Armes lang ſprach er kein Wort, Wohl zu derſelben Stunden: Was mir das Weib vorhergeſagt, Das hab ich nun gefunden. Der Wind, der weht, der Hahn, der kraͤht, Das Wetter, das war gar unſtaͤt, Das Meer ganz ungeheure, Haͤtt ich den Pflug in meiner Hand, Dem wollt ich wohl bald ſteuren. Iſt denn nun niemand hier bekannt, Der mich bringt in das Sachſenland, Wohl zwiſchen Diſter und Leine, Wohl zu des edlen Fuͤrſten Haus, Das Haus zum Lauenſteine. Auch iſt nun hier niemand bekannt, Der mich bringt ins Braunſchweiger Land, Ich will ihn wohl belohnen, Ich will ihm geben mein Haberſack, Dazu ein Scheffel Bohnen. Der uns das Liedchen hat erdacht, Hat Henneken von der See gebracht, Daß ihn die Laͤus nicht freſſen, Er warnt auch all Geſellen gut, Daß ihr nicht ſeid vermeſſen.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/165>, abgerufen am 24.11.2024.