Da huben die falschen Ketzer an, König Lasla zu schelten.
Sie schelten ihn aus ihres Herzensgrund: Wie deucht euch um den deutschen Hund, Sollt er uns hier vertreiben? Wir wollen ihm nehmen sein junges Leben, Er mag uns nicht entweichen.
Und da der Rath nun war verbracht, Den sie über König Lasla hatten gemacht, Wie sie ihn tödten wollten, Sie hatten alle zusammen geschworn, Wie sie einander helfen wollten.
Sie gewinnen die Riegel und auch die Thür, Unter einer Decke zogen sie ihn herfür, König Lasla den viel werthen; Der erste der nahm ihn beim Haar Und warf ihn auf die Erden.
Er fiel wol nieder auf seine Knie: "Gnad mir edler Herr allhie, "Gnad mir meines Lebens; "Und alles was ich hie gewann, "Das will ich hie aufgeben."
Er sah sie alle barmherzig an: "Nun hab ich irgend ein treuen Mann, "Der mir sein Hülf hier thäte? "Sind mir denn alle treulos worden, "Mein allerbesten Räthe?
Da huben die falſchen Ketzer an, Koͤnig Lasla zu ſchelten.
Sie ſchelten ihn aus ihres Herzensgrund: Wie deucht euch um den deutſchen Hund, Sollt er uns hier vertreiben? Wir wollen ihm nehmen ſein junges Leben, Er mag uns nicht entweichen.
Und da der Rath nun war verbracht, Den ſie uͤber Koͤnig Lasla hatten gemacht, Wie ſie ihn toͤdten wollten, Sie hatten alle zuſammen geſchworn, Wie ſie einander helfen wollten.
Sie gewinnen die Riegel und auch die Thuͤr, Unter einer Decke zogen ſie ihn herfuͤr, Koͤnig Lasla den viel werthen; Der erſte der nahm ihn beim Haar Und warf ihn auf die Erden.
Er fiel wol nieder auf ſeine Knie: „Gnad mir edler Herr allhie, „Gnad mir meines Lebens; „Und alles was ich hie gewann, „Das will ich hie aufgeben.“
Er ſah ſie alle barmherzig an: „Nun hab ich irgend ein treuen Mann, „Der mir ſein Huͤlf hier thaͤte? „Sind mir denn alle treulos worden, „Mein allerbeſten Raͤthe?
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="7"><pbfacs="#f0133"n="121"/><l>Da huben die falſchen Ketzer an,</l><lb/><l>Koͤnig Lasla zu ſchelten.</l></lg><lb/><lgn="8"><l>Sie ſchelten ihn aus ihres Herzensgrund:</l><lb/><l>Wie deucht euch um den deutſchen Hund,</l><lb/><l>Sollt er uns hier vertreiben?</l><lb/><l>Wir wollen ihm nehmen ſein junges Leben,</l><lb/><l>Er mag uns nicht entweichen.</l></lg><lb/><lgn="9"><l>Und da der Rath nun war verbracht,</l><lb/><l>Den ſie uͤber Koͤnig Lasla hatten gemacht,</l><lb/><l>Wie ſie ihn toͤdten wollten,</l><lb/><l>Sie hatten alle zuſammen geſchworn,</l><lb/><l>Wie ſie einander helfen wollten.</l></lg><lb/><lgn="10"><l>Sie gewinnen die Riegel und auch die Thuͤr,</l><lb/><l>Unter einer Decke zogen ſie ihn herfuͤr,</l><lb/><l>Koͤnig Lasla den viel werthen;</l><lb/><l>Der erſte der nahm ihn beim Haar</l><lb/><l>Und warf ihn auf die Erden.</l></lg><lb/><lgn="11"><l>Er fiel wol nieder auf ſeine Knie:</l><lb/><l>„Gnad mir edler Herr allhie,</l><lb/><l>„Gnad mir meines Lebens;</l><lb/><l>„Und alles was ich hie gewann,</l><lb/><l>„Das will ich hie aufgeben.“</l></lg><lb/><lgn="12"><l>Er ſah ſie alle barmherzig an:</l><lb/><l>„Nun hab ich irgend ein treuen Mann,</l><lb/><l>„Der mir ſein Huͤlf hier thaͤte?</l><lb/><l>„Sind mir denn alle treulos worden,</l><lb/><l>„Mein allerbeſten Raͤthe?</l></lg><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[121/0133]
Da huben die falſchen Ketzer an,
Koͤnig Lasla zu ſchelten.
Sie ſchelten ihn aus ihres Herzensgrund:
Wie deucht euch um den deutſchen Hund,
Sollt er uns hier vertreiben?
Wir wollen ihm nehmen ſein junges Leben,
Er mag uns nicht entweichen.
Und da der Rath nun war verbracht,
Den ſie uͤber Koͤnig Lasla hatten gemacht,
Wie ſie ihn toͤdten wollten,
Sie hatten alle zuſammen geſchworn,
Wie ſie einander helfen wollten.
Sie gewinnen die Riegel und auch die Thuͤr,
Unter einer Decke zogen ſie ihn herfuͤr,
Koͤnig Lasla den viel werthen;
Der erſte der nahm ihn beim Haar
Und warf ihn auf die Erden.
Er fiel wol nieder auf ſeine Knie:
„Gnad mir edler Herr allhie,
„Gnad mir meines Lebens;
„Und alles was ich hie gewann,
„Das will ich hie aufgeben.“
Er ſah ſie alle barmherzig an:
„Nun hab ich irgend ein treuen Mann,
„Der mir ſein Huͤlf hier thaͤte?
„Sind mir denn alle treulos worden,
„Mein allerbeſten Raͤthe?
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/133>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.