Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808."Welcher Vogel welcher bauet hoch, "Das ich nun sage und dich warn, "Magdeburg du bist ein wilder Arn, "Dein Flügel fied unverhanen, "Du fleugst den Wald wohl auf und ab, "Das mag man auch wohl schauen." Die Bürger schrien alle dicht: "Magdeburg ist kein Haase nicht; "Es ist ein kühner Löwe, "Den Winden zerbricht er ihre Füß, "Das reden wir mit Vertrauen." Die Pfaffen hattens nicht wohl bedacht, Han ihren Herrn in Schaden gebracht, Und kränken ihre Feste, Wo sie vorher sind Herren gewest, Nun sind sie worden Gäste. Sie laufen weg, das war nicht gut, Das macht ihr grosser Uebermuth, Denn nach der Alten Weise, Wenn unser Esel Haber frißt, So tanzt er auf dem Eise. Der Bischof kam von Hildesheim, Bracht mit die Stiftsgenossen sein, Die von ihm hatten Lehen, Nach Magdeburg wohl in das Land, Und wollten Sold verdienen. „Welcher Vogel welcher bauet hoch, „Das ich nun ſage und dich warn, „Magdeburg du biſt ein wilder Arn, „Dein Fluͤgel fied unverhanen, „Du fleugſt den Wald wohl auf und ab, „Das mag man auch wohl ſchauen.“ Die Buͤrger ſchrien alle dicht: „Magdeburg iſt kein Haaſe nicht; „Es iſt ein kuͤhner Loͤwe, „Den Winden zerbricht er ihre Fuͤß, „Das reden wir mit Vertrauen.“ Die Pfaffen hattens nicht wohl bedacht, Han ihren Herrn in Schaden gebracht, Und kraͤnken ihre Feſte, Wo ſie vorher ſind Herren geweſt, Nun ſind ſie worden Gaͤſte. Sie laufen weg, das war nicht gut, Das macht ihr groſſer Uebermuth, Denn nach der Alten Weiſe, Wenn unſer Eſel Haber frißt, So tanzt er auf dem Eiſe. Der Biſchof kam von Hildesheim, Bracht mit die Stiftsgenoſſen ſein, Die von ihm hatten Lehen, Nach Magdeburg wohl in das Land, Und wollten Sold verdienen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="10"> <pb facs="#f0121" n="109"/> <l>„Welcher Vogel welcher bauet hoch,</l><lb/> <l>„Behaͤlt wohl ſeine Jungen.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>„Das ich nun ſage und dich warn,</l><lb/> <l>„Magdeburg du biſt ein wilder Arn,</l><lb/> <l>„Dein Fluͤgel fied unverhanen,</l><lb/> <l>„Du fleugſt den Wald wohl auf und ab,</l><lb/> <l>„Das mag man auch wohl ſchauen.“</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Die Buͤrger ſchrien alle dicht:</l><lb/> <l>„Magdeburg iſt kein Haaſe nicht;</l><lb/> <l>„Es iſt ein kuͤhner Loͤwe,</l><lb/> <l>„Den Winden zerbricht er ihre Fuͤß,</l><lb/> <l>„Das reden wir mit Vertrauen.“</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Die Pfaffen hattens nicht wohl bedacht,</l><lb/> <l>Han ihren Herrn in Schaden gebracht,</l><lb/> <l>Und kraͤnken ihre Feſte,</l><lb/> <l>Wo ſie vorher ſind Herren geweſt,</l><lb/> <l>Nun ſind ſie worden Gaͤſte.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Sie laufen weg, das war nicht gut,</l><lb/> <l>Das macht ihr groſſer Uebermuth,</l><lb/> <l>Denn nach der Alten Weiſe,</l><lb/> <l>Wenn unſer Eſel Haber frißt,</l><lb/> <l>So tanzt er auf dem Eiſe.</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l>Der Biſchof kam von Hildesheim,</l><lb/> <l>Bracht mit die Stiftsgenoſſen ſein,</l><lb/> <l>Die von ihm hatten Lehen,</l><lb/> <l>Nach Magdeburg wohl in das Land,</l><lb/> <l>Und wollten Sold verdienen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [109/0121]
„Welcher Vogel welcher bauet hoch,
„Behaͤlt wohl ſeine Jungen.
„Das ich nun ſage und dich warn,
„Magdeburg du biſt ein wilder Arn,
„Dein Fluͤgel fied unverhanen,
„Du fleugſt den Wald wohl auf und ab,
„Das mag man auch wohl ſchauen.“
Die Buͤrger ſchrien alle dicht:
„Magdeburg iſt kein Haaſe nicht;
„Es iſt ein kuͤhner Loͤwe,
„Den Winden zerbricht er ihre Fuͤß,
„Das reden wir mit Vertrauen.“
Die Pfaffen hattens nicht wohl bedacht,
Han ihren Herrn in Schaden gebracht,
Und kraͤnken ihre Feſte,
Wo ſie vorher ſind Herren geweſt,
Nun ſind ſie worden Gaͤſte.
Sie laufen weg, das war nicht gut,
Das macht ihr groſſer Uebermuth,
Denn nach der Alten Weiſe,
Wenn unſer Eſel Haber frißt,
So tanzt er auf dem Eiſe.
Der Biſchof kam von Hildesheim,
Bracht mit die Stiftsgenoſſen ſein,
Die von ihm hatten Lehen,
Nach Magdeburg wohl in das Land,
Und wollten Sold verdienen.
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