Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Er hat ein gleichen Schritt, Fällt nur den vierten Tritt, Und wenn er stolz will gallopiren So geht er auf dem Maul spazieren; Zieh, Schimmel, zieh! Ein recht demüthig Pferd, Küßt oftermal die Erd, Er taugt gar wohl zu Rittertänzen Und ist gut zu den Reverenzen, Zieh, Schimmel, zieh! Jezt wird er allgemach, Ein kleines Rößlein schwach, Er kann kein Offizier mehr tragen, Doch ist er recht in meinem Wagen. Zieh, Schimmel, zieh! Er ist noch wohlgestalt, Ist nit zu jung noch zu alt, Er ist mit meinem Weib geboren, Hat erst den zehnten Zahn verlohren. Zieh, Schimmel, zieh! Das Hüftbein hängt empor, Es langt ihm 'rab das Ohr, Ich kann ihn bey demselben lenken, Und den Huth an die Rippen henken. Zieh, Schimmel, zieh! Ey du holdsel'ger Dieb, Bist mir von Herzen lieb; Ich will mich sehr um dich bewerben, Er hat ein gleichen Schritt, Faͤllt nur den vierten Tritt, Und wenn er ſtolz will gallopiren So geht er auf dem Maul ſpazieren; Zieh, Schimmel, zieh! Ein recht demuͤthig Pferd, Kuͤßt oftermal die Erd, Er taugt gar wohl zu Rittertaͤnzen Und iſt gut zu den Reverenzen, Zieh, Schimmel, zieh! Jezt wird er allgemach, Ein kleines Roͤßlein ſchwach, Er kann kein Offizier mehr tragen, Doch iſt er recht in meinem Wagen. Zieh, Schimmel, zieh! Er iſt noch wohlgeſtalt, Iſt nit zu jung noch zu alt, Er iſt mit meinem Weib geboren, Hat erſt den zehnten Zahn verlohren. Zieh, Schimmel, zieh! Das Huͤftbein haͤngt empor, Es langt ihm 'rab das Ohr, Ich kann ihn bey demſelben lenken, Und den Huth an die Rippen henken. Zieh, Schimmel, zieh! Ey du holdſel'ger Dieb, Biſt mir von Herzen lieb; Ich will mich ſehr um dich bewerben, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0104" n="92"/> <lg n="10"> <l>Er hat ein gleichen Schritt,</l><lb/> <l>Faͤllt nur den vierten Tritt,</l><lb/> <l>Und wenn er ſtolz will gallopiren</l><lb/> <l>So geht er auf dem Maul ſpazieren;</l><lb/> <l>Zieh, Schimmel, zieh!</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Ein recht demuͤthig Pferd,</l><lb/> <l>Kuͤßt oftermal die Erd,</l><lb/> <l>Er taugt gar wohl zu Rittertaͤnzen</l><lb/> <l>Und iſt gut zu den Reverenzen,</l><lb/> <l>Zieh, Schimmel, zieh!</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>Jezt wird er allgemach,</l><lb/> <l>Ein kleines Roͤßlein ſchwach,</l><lb/> <l>Er kann kein Offizier mehr tragen,</l><lb/> <l>Doch iſt er recht in meinem Wagen.</l><lb/> <l>Zieh, Schimmel, zieh!</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Er iſt noch wohlgeſtalt,</l><lb/> <l>Iſt nit zu jung noch zu alt,</l><lb/> <l>Er iſt mit meinem Weib geboren,</l><lb/> <l>Hat erſt den zehnten Zahn verlohren.</l><lb/> <l>Zieh, Schimmel, zieh!</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Das Huͤftbein haͤngt empor,</l><lb/> <l>Es langt ihm 'rab das Ohr,</l><lb/> <l>Ich kann ihn bey demſelben lenken,</l><lb/> <l>Und den Huth an die Rippen henken.</l><lb/> <l>Zieh, Schimmel, zieh!</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l>Ey du holdſel'ger Dieb,</l><lb/> <l>Biſt mir von Herzen lieb;</l><lb/> <l>Ich will mich ſehr um dich bewerben,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [92/0104]
Er hat ein gleichen Schritt,
Faͤllt nur den vierten Tritt,
Und wenn er ſtolz will gallopiren
So geht er auf dem Maul ſpazieren;
Zieh, Schimmel, zieh!
Ein recht demuͤthig Pferd,
Kuͤßt oftermal die Erd,
Er taugt gar wohl zu Rittertaͤnzen
Und iſt gut zu den Reverenzen,
Zieh, Schimmel, zieh!
Jezt wird er allgemach,
Ein kleines Roͤßlein ſchwach,
Er kann kein Offizier mehr tragen,
Doch iſt er recht in meinem Wagen.
Zieh, Schimmel, zieh!
Er iſt noch wohlgeſtalt,
Iſt nit zu jung noch zu alt,
Er iſt mit meinem Weib geboren,
Hat erſt den zehnten Zahn verlohren.
Zieh, Schimmel, zieh!
Das Huͤftbein haͤngt empor,
Es langt ihm 'rab das Ohr,
Ich kann ihn bey demſelben lenken,
Und den Huth an die Rippen henken.
Zieh, Schimmel, zieh!
Ey du holdſel'ger Dieb,
Biſt mir von Herzen lieb;
Ich will mich ſehr um dich bewerben,
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