"O nein! o nein! o Edelherr! "Nein das sollt ihr lassen bleiben,
"Es hat schon manches liebe Paar, "Von einander müssen scheiden."
"Macht uns, macht uns ein tiefes Grab, "Wohl zwischen zwey hohe Felsen.
"Da will ich bey meinem herzliebsten Schatz, "In seinem Arm erstehen."
Sie begruben sie auf den Kirchhof hin, Ihn aber unter den Galgen.
Es stunde an kein Vierteljahr, Eine Lilie wächst auf seinem Grabe.
Es stund geschrieben auf den Blättern da, Beyd wären beysammen im Himmel.
Heinriche Konrade der Schreiber im Korb.
Aus Bragur IV. B. 2. Ab. S. 93.
Es ging ein Schreiber spatzieren aus Wohl an dem Markt da steht ein Haus, Heinriche Konrade der Schreiber im Korb.
Er sprach: "Gott grüß euch Jungfrau fein, "Nun wollt ihr heut mein Schlafbuhl sein?" Heinriche Konrade der Schreiber im Korb.
„O nein! o nein! o Edelherr! „Nein das ſollt ihr laſſen bleiben,
„Es hat ſchon manches liebe Paar, „Von einander muͤſſen ſcheiden.“
„Macht uns, macht uns ein tiefes Grab, „Wohl zwiſchen zwey hohe Felſen.
„Da will ich bey meinem herzliebſten Schatz, „In ſeinem Arm erſtehen.“
Sie begruben ſie auf den Kirchhof hin, Ihn aber unter den Galgen.
Es ſtunde an kein Vierteljahr, Eine Lilie waͤchſt auf ſeinem Grabe.
Es ſtund geſchrieben auf den Blaͤttern da, Beyd waͤren beyſammen im Himmel.
Heinriche Konrade der Schreiber im Korb.
Aus Bragur IV. B. 2. Ab. S. 93.
Es ging ein Schreiber ſpatzieren aus Wohl an dem Markt da ſteht ein Haus, Heinriche Konrade der Schreiber im Korb.
Er ſprach: „Gott gruͤß euch Jungfrau fein, „Nun wollt ihr heut mein Schlafbuhl ſein?“ Heinriche Konrade der Schreiber im Korb.
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„O nein! o nein! o Edelherr!
„Nein das ſollt ihr laſſen bleiben,
„Es hat ſchon manches liebe Paar,
„Von einander muͤſſen ſcheiden.“
„Macht uns, macht uns ein tiefes Grab,
„Wohl zwiſchen zwey hohe Felſen.
„Da will ich bey meinem herzliebſten Schatz,
„In ſeinem Arm erſtehen.“
Sie begruben ſie auf den Kirchhof hin,
Ihn aber unter den Galgen.
Es ſtunde an kein Vierteljahr,
Eine Lilie waͤchſt auf ſeinem Grabe.
Es ſtund geſchrieben auf den Blaͤttern da,
Beyd waͤren beyſammen im Himmel.
Heinriche Konrade der Schreiber
im Korb.
Aus Bragur IV. B. 2. Ab. S. 93.
Es ging ein Schreiber ſpatzieren aus
Wohl an dem Markt da ſteht ein Haus,
Heinriche Konrade der Schreiber im Korb.
Er ſprach: „Gott gruͤß euch Jungfrau fein,
„Nun wollt ihr heut mein Schlafbuhl ſein?“
Heinriche Konrade der Schreiber im Korb.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/62>, abgerufen am 27.07.2024.
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