Schön rein ist der Kristallen-Bach, Liefland lieblich in Gründen, Und sich verfolgend nach und nach, Kann schlanke Wege finden, Und das schmaragdengrüne Feld, Mit Blumenzier versetzet, Anlachet euch die schöne Welt, Herz und Augen ergötzet.
Der dick belaubten Schatten-Zucht, Seyd begrüßet hohe Fohren; An wünsche ich allreife Frucht, Grünet lang ohn Verdorren; Ihr Fichten und du Erlen-Stamm, Die Bäum zum Leben dienen Gesichert seyd vor Feuers-Flamm, Blühet, fruchtet und grünet.
Gelobet sey du Wald-Gebäu; Ihr hoch belaubte Eichen! Benetze sie mit Himmels-Thau, An Himmel sie schier reichen. Und der vergoldte Sonnen-Glanz, Will euch täglich anschauen, Umwindet er sein Strahlen-Kranz, Erfreuen sich die Auen.
Höret ihr Hirschen, Gemsen, Reh, Hört ihr Vögel auf den Bäumen;
Schoͤn rein iſt der Kriſtallen-Bach, Liefland lieblich in Gruͤnden, Und ſich verfolgend nach und nach, Kann ſchlanke Wege finden, Und das ſchmaragdengruͤne Feld, Mit Blumenzier verſetzet, Anlachet euch die ſchoͤne Welt, Herz und Augen ergoͤtzet.
Der dick belaubten Schatten-Zucht, Seyd begruͤßet hohe Fohren; An wuͤnſche ich allreife Frucht, Gruͤnet lang ohn Verdorren; Ihr Fichten und du Erlen-Stamm, Die Baͤum zum Leben dienen Geſichert ſeyd vor Feuers-Flamm, Bluͤhet, fruchtet und gruͤnet.
Gelobet ſey du Wald-Gebaͤu; Ihr hoch belaubte Eichen! Benetze ſie mit Himmels-Thau, An Himmel ſie ſchier reichen. Und der vergoldte Sonnen-Glanz, Will euch taͤglich anſchauen, Umwindet er ſein Strahlen-Kranz, Erfreuen ſich die Auen.
Hoͤret ihr Hirſchen, Gemſen, Reh, Hoͤrt ihr Voͤgel auf den Baͤumen;
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[402[412]/0421]
Schoͤn rein iſt der Kriſtallen-Bach,
Liefland lieblich in Gruͤnden,
Und ſich verfolgend nach und nach,
Kann ſchlanke Wege finden,
Und das ſchmaragdengruͤne Feld,
Mit Blumenzier verſetzet,
Anlachet euch die ſchoͤne Welt,
Herz und Augen ergoͤtzet.
Der dick belaubten Schatten-Zucht,
Seyd begruͤßet hohe Fohren;
An wuͤnſche ich allreife Frucht,
Gruͤnet lang ohn Verdorren;
Ihr Fichten und du Erlen-Stamm,
Die Baͤum zum Leben dienen
Geſichert ſeyd vor Feuers-Flamm,
Bluͤhet, fruchtet und gruͤnet.
Gelobet ſey du Wald-Gebaͤu;
Ihr hoch belaubte Eichen!
Benetze ſie mit Himmels-Thau,
An Himmel ſie ſchier reichen.
Und der vergoldte Sonnen-Glanz,
Will euch taͤglich anſchauen,
Umwindet er ſein Strahlen-Kranz,
Erfreuen ſich die Auen.
Hoͤret ihr Hirſchen, Gemſen, Reh,
Hoͤrt ihr Voͤgel auf den Baͤumen;
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 402[412]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/421>, abgerufen am 24.11.2024.
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