"Wo sizt denn nur der Pfaffe dem einer da beichten muß?" "Zu Schweiz ist er im Felde, er giebt einem schwere Buß,
"Er wird gar schwere Hand auf eure Köpfe legen, "Mit Helleparten giebt er euch den besten Segen."
An einem Montag frühe, als man die Mädchen sahe, Jezt sicheln in dem Thau, sie waren Sempach nahe.
Die Herren von Luzerne, sich streckten festiglich, An Mannheit gar ein Kerne, sah keiner hinter sich.
Ein Herr von Hasenburg zum Herzog also sprach: "Das Völklein ich beschaut, sie sind gar unverzagt."
Da redet Ochsenstein: O Hasenburg, o Hasenherz! Der Hasenburg der sagt: Wir wollen sehn den Scherz.
Sie banden auf die Helme und thäten sie vorher tragen, Von Schuchen hieben die Schnäbel, man füllt damit 'nen Wagen.
Zusammen sie dann sprachen: "Das Völkchen ist zu klein, "Wenn wir die Bauern schlagen, das Lob wird klein nur seyn."
Die biedern Eidgenossen Gott riefen im Himmel laut, Ein Regenbogen gar helle vom hohen Himmel schaut.
Und Herz und Sinn ist wachsen von hoher Manneskraft, Daß sie sich tapfer kehrten jezt gegen die Ritterschaft.
„Wo ſizt denn nur der Pfaffe dem einer da beichten muß?“ „Zu Schweiz iſt er im Felde, er giebt einem ſchwere Buß,
„Er wird gar ſchwere Hand auf eure Koͤpfe legen, „Mit Helleparten giebt er euch den beſten Segen.“
An einem Montag fruͤhe, als man die Maͤdchen ſahe, Jezt ſicheln in dem Thau, ſie waren Sempach nahe.
Die Herren von Luzerne, ſich ſtreckten feſtiglich, An Mannheit gar ein Kerne, ſah keiner hinter ſich.
Ein Herr von Haſenburg zum Herzog alſo ſprach: „Das Voͤlklein ich beſchaut, ſie ſind gar unverzagt.“
Da redet Ochſenſtein: O Haſenburg, o Haſenherz! Der Haſenburg der ſagt: Wir wollen ſehn den Scherz.
Sie banden auf die Helme und thaͤten ſie vorher tragen, Von Schuchen hieben die Schnaͤbel, man fuͤllt damit 'nen Wagen.
Zuſammen ſie dann ſprachen: „Das Voͤlkchen iſt zu klein, „Wenn wir die Bauern ſchlagen, das Lob wird klein nur ſeyn.“
Die biedern Eidgenoſſen Gott riefen im Himmel laut, Ein Regenbogen gar helle vom hohen Himmel ſchaut.
Und Herz und Sinn iſt wachſen von hoher Manneskraft, Daß ſie ſich tapfer kehrten jezt gegen die Ritterſchaft.
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[350[360]/0369]
„Wo ſizt denn nur der Pfaffe dem einer da beichten
muß?“
„Zu Schweiz iſt er im Felde, er giebt einem ſchwere Buß,
„Er wird gar ſchwere Hand auf eure Koͤpfe legen,
„Mit Helleparten giebt er euch den beſten Segen.“
An einem Montag fruͤhe, als man die Maͤdchen ſahe,
Jezt ſicheln in dem Thau, ſie waren Sempach nahe.
Die Herren von Luzerne, ſich ſtreckten feſtiglich,
An Mannheit gar ein Kerne, ſah keiner hinter ſich.
Ein Herr von Haſenburg zum Herzog alſo ſprach:
„Das Voͤlklein ich beſchaut, ſie ſind gar unverzagt.“
Da redet Ochſenſtein: O Haſenburg, o Haſenherz!
Der Haſenburg der ſagt: Wir wollen ſehn den Scherz.
Sie banden auf die Helme und thaͤten ſie vorher tragen,
Von Schuchen hieben die Schnaͤbel, man fuͤllt damit 'nen
Wagen.
Zuſammen ſie dann ſprachen: „Das Voͤlkchen iſt zu klein,
„Wenn wir die Bauern ſchlagen, das Lob wird klein nur
ſeyn.“
Die biedern Eidgenoſſen Gott riefen im Himmel laut,
Ein Regenbogen gar helle vom hohen Himmel ſchaut.
Und Herz und Sinn iſt wachſen von hoher Manneskraft,
Daß ſie ſich tapfer kehrten jezt gegen die Ritterſchaft.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 350[360]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/369>, abgerufen am 16.02.2025.
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