Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
"Kein Schatz sollt du mir geben,
"Kein Gold noch Edelstein!
"Ich nehm dir nur das Leben,
"Du zartes Mägdelein,
"Du must mit mir an meinen Tanz,
"Daran noch kommt manch Tausend,
"Bis daß der Reihn wird ganz."
"O Tod, laß mich beim Leben,
"Nimm all mein Hausgesind!
"Mein Vater wird dirs geben,
"Wenn er mich lebend findt,
"Ich bin sein einzigs Töchterlein,
"Er würde mich nicht geben
"Um tausend Gulden fein."
"Dein Vater will ich holen
"Und will ihn finden wohl,
"Mit seinem Hausgesinde,
"Weiß, wenn ich kommen soll,
"Jetzund nehm ich nur dich allein:
"O zartes Mägdlein junge,
"Du must an meinen Reihen."
"Erbarm dich meiner Jugend,"
Sprach sie mit großer Klag,
"Will mich in aller Tugend,
"Ueben mein Lebetag.
"Nimm mich nicht gleich dahin jetzund,
„Kein Schatz ſollt du mir geben,
„Kein Gold noch Edelſtein!
„Ich nehm dir nur das Leben,
„Du zartes Maͤgdelein,
„Du muſt mit mir an meinen Tanz,
„Daran noch kommt manch Tauſend,
„Bis daß der Reihn wird ganz.“
„O Tod, laß mich beim Leben,
„Nimm all mein Hausgeſind!
„Mein Vater wird dirs geben,
„Wenn er mich lebend findt,
„Ich bin ſein einzigs Toͤchterlein,
„Er wuͤrde mich nicht geben
„Um tauſend Gulden fein.“
„Dein Vater will ich holen
„Und will ihn finden wohl,
„Mit ſeinem Hausgeſinde,
„Weiß, wenn ich kommen ſoll,
„Jetzund nehm ich nur dich allein:
„O zartes Maͤgdlein junge,
„Du muſt an meinen Reihen.“
„Erbarm dich meiner Jugend,“
Sprach ſie mit großer Klag,
„Will mich in aller Tugend,
„Ueben mein Lebetag.
„Nimm mich nicht gleich dahin jetzund,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0036" n="27"/>
            <lg n="11">
              <l>&#x201E;Kein Schatz &#x017F;ollt du mir geben,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Kein Gold noch Edel&#x017F;tein!</l><lb/>
              <l>&#x201E;Ich nehm dir nur das Leben,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Du zartes Ma&#x0364;gdelein,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Du mu&#x017F;t mit mir an meinen Tanz,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Daran noch kommt manch Tau&#x017F;end,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Bis daß der Reihn wird ganz.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="12">
              <l>&#x201E;O Tod, laß mich beim Leben,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Nimm all mein Hausge&#x017F;ind!</l><lb/>
              <l>&#x201E;Mein Vater wird dirs geben,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Wenn er mich lebend findt,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Ich bin &#x017F;ein einzigs To&#x0364;chterlein,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Er wu&#x0364;rde mich nicht geben</l><lb/>
              <l>&#x201E;Um tau&#x017F;end Gulden fein.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="13">
              <l>&#x201E;Dein Vater will ich holen</l><lb/>
              <l>&#x201E;Und will ihn finden wohl,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Mit &#x017F;einem Hausge&#x017F;inde,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Weiß, wenn ich <choice><sic>kommeu</sic><corr>kommen</corr></choice> &#x017F;oll,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Jetzund nehm ich nur dich allein:</l><lb/>
              <l>&#x201E;O zartes Ma&#x0364;gdlein junge,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Du mu&#x017F;t an meinen Reihen.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="14">
              <l>&#x201E;Erbarm dich meiner Jugend,&#x201C;</l><lb/>
              <l>Sprach &#x017F;ie mit großer Klag,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Will mich in aller Tugend,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Ueben mein Lebetag.</l><lb/>
              <l>&#x201E;Nimm mich nicht gleich dahin jetzund,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0036] „Kein Schatz ſollt du mir geben, „Kein Gold noch Edelſtein! „Ich nehm dir nur das Leben, „Du zartes Maͤgdelein, „Du muſt mit mir an meinen Tanz, „Daran noch kommt manch Tauſend, „Bis daß der Reihn wird ganz.“ „O Tod, laß mich beim Leben, „Nimm all mein Hausgeſind! „Mein Vater wird dirs geben, „Wenn er mich lebend findt, „Ich bin ſein einzigs Toͤchterlein, „Er wuͤrde mich nicht geben „Um tauſend Gulden fein.“ „Dein Vater will ich holen „Und will ihn finden wohl, „Mit ſeinem Hausgeſinde, „Weiß, wenn ich kommen ſoll, „Jetzund nehm ich nur dich allein: „O zartes Maͤgdlein junge, „Du muſt an meinen Reihen.“ „Erbarm dich meiner Jugend,“ Sprach ſie mit großer Klag, „Will mich in aller Tugend, „Ueben mein Lebetag. „Nimm mich nicht gleich dahin jetzund,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/36
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/36>, abgerufen am 29.12.2024.