Der Graf erfreuet sich balde, Da er sie wieder sah: "Das ist der Abentheuer, "Der mich erlöset hat!"
Da ward die Frau bald jehe: "Herr, das ist alles wahr, "Ihr habt mich wohl gesehen, "Vorm König, offenbar, "Der König der thät sprechen, "Wohl zu derselben Sach; "Du Gefangner und Gebundner, "Geh aus ohn Ungemach."
Die Freund erschracken gar sehre, War ihnen schwere Buß, Sie standen auf von dem Tische, Und fielen der Frauen zu Fuß, Sie thäten sie fast bitten, Daß sie ihnen das vergebe, Also wird Fraun abgeschnitten, Ihr Treu und auch Ihr Ehr.
Drey Winterrosen.
Feiner Almanach. I. B. S. 126.
Es ritt ein Herr mit seinem Knecht, Des Morgens in dem Thaue, Was fand er auf der Heide stehn? Ein wunderschöne Jungfraue.
Der Graf erfreuet ſich balde, Da er ſie wieder ſah: „Das iſt der Abentheuer, „Der mich erloͤſet hat!“
Da ward die Frau bald jehe: „Herr, das iſt alles wahr, „Ihr habt mich wohl geſehen, „Vorm Koͤnig, offenbar, „Der Koͤnig der thaͤt ſprechen, „Wohl zu derſelben Sach; „Du Gefangner und Gebundner, „Geh aus ohn Ungemach.“
Die Freund erſchracken gar ſehre, War ihnen ſchwere Buß, Sie ſtanden auf von dem Tiſche, Und fielen der Frauen zu Fuß, Sie thaͤten ſie faſt bitten, Daß ſie ihnen das vergebe, Alſo wird Fraun abgeſchnitten, Ihr Treu und auch Ihr Ehr.
Drey Winterroſen.
Feiner Almanach. I. B. S. 126.
Es ritt ein Herr mit ſeinem Knecht, Des Morgens in dem Thaue, Was fand er auf der Heide ſtehn? Ein wunderſchoͤne Jungfraue.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="29"><pbfacs="#f0358"n="339[349]"/><l>Der Graf erfreuet ſich balde,</l><lb/><l>Da er ſie wieder ſah:</l><lb/><l>„Das iſt der Abentheuer,</l><lb/><l>„Der mich erloͤſet hat!“</l></lg><lb/><lgn="30"><l>Da ward die Frau bald jehe:</l><lb/><l>„Herr, das iſt alles wahr,</l><lb/><l>„Ihr habt mich wohl geſehen,</l><lb/><l>„Vorm Koͤnig, offenbar,</l><lb/><l>„Der Koͤnig der thaͤt ſprechen,</l><lb/><l>„Wohl zu derſelben Sach;</l><lb/><l>„Du Gefangner und Gebundner,</l><lb/><l>„Geh aus ohn Ungemach.“</l></lg><lb/><lgn="31"><l>Die Freund erſchracken gar ſehre,</l><lb/><l>War ihnen ſchwere Buß,</l><lb/><l>Sie ſtanden auf von dem Tiſche,</l><lb/><l>Und fielen der Frauen zu Fuß,</l><lb/><l>Sie thaͤten ſie faſt bitten,</l><lb/><l>Daß ſie ihnen das vergebe,</l><lb/><l>Alſo wird Fraun abgeſchnitten,</l><lb/><l>Ihr Treu und auch Ihr Ehr.</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#g">Drey Winterroſen</hi>.</head><lb/><prendition="#c">Feiner Almanach. <hirendition="#aq">I.</hi> B. S. 126.</p><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l><hirendition="#in">E</hi>s ritt ein Herr mit ſeinem Knecht,</l><lb/><l>Des Morgens in dem Thaue,</l><lb/><l>Was fand er auf der Heide ſtehn?</l><lb/><l>Ein wunderſchoͤne Jungfraue.</l></lg><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[339[349]/0358]
Der Graf erfreuet ſich balde,
Da er ſie wieder ſah:
„Das iſt der Abentheuer,
„Der mich erloͤſet hat!“
Da ward die Frau bald jehe:
„Herr, das iſt alles wahr,
„Ihr habt mich wohl geſehen,
„Vorm Koͤnig, offenbar,
„Der Koͤnig der thaͤt ſprechen,
„Wohl zu derſelben Sach;
„Du Gefangner und Gebundner,
„Geh aus ohn Ungemach.“
Die Freund erſchracken gar ſehre,
War ihnen ſchwere Buß,
Sie ſtanden auf von dem Tiſche,
Und fielen der Frauen zu Fuß,
Sie thaͤten ſie faſt bitten,
Daß ſie ihnen das vergebe,
Alſo wird Fraun abgeſchnitten,
Ihr Treu und auch Ihr Ehr.
Drey Winterroſen.
Feiner Almanach. I. B. S. 126.
Es ritt ein Herr mit ſeinem Knecht,
Des Morgens in dem Thaue,
Was fand er auf der Heide ſtehn?
Ein wunderſchoͤne Jungfraue.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 339[349]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/358>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.