"Im Brief habt ihr geschrieben, "Von eurem Kummer gar, "Das lasset euch nicht reuen, "Traut lieber Herre mein, "Ich durft dem Boten nicht trauen, "Ich fürchtet der Ehren mein."
Der Graf, der war daheime, Bis an den andern Tag, Sein Freund die kamen, ihn grüßen, Sie führten der Fraue Klag, Wie sie unzogen wäre, So lange und so spät, Bald hin und wieder heime, Weiß niemand was sie schaffen hat.
Die Frau sprang auf gar schnelle, Wohl von dem Tische drat, Sie ging in ihre Kammer, Sie legt die Kutte an, Sie nahm in ihre Hände Die Lauten und Harfen gut, Recht wie sie hat gestanden Vorm König wohlgemuth.
Sie trat hinein mit Schalle, Wohl durch die Thür geschwind, Sie thät sie grüßen alle, Die da gesessen sind,
„Im Brief habt ihr geſchrieben, „Von eurem Kummer gar, „Das laſſet euch nicht reuen, „Traut lieber Herre mein, „Ich durft dem Boten nicht trauen, „Ich fuͤrchtet der Ehren mein.“
Der Graf, der war daheime, Bis an den andern Tag, Sein Freund die kamen, ihn gruͤßen, Sie fuͤhrten der Fraue Klag, Wie ſie unzogen waͤre, So lange und ſo ſpaͤt, Bald hin und wieder heime, Weiß niemand was ſie ſchaffen hat.
Die Frau ſprang auf gar ſchnelle, Wohl von dem Tiſche drat, Sie ging in ihre Kammer, Sie legt die Kutte an, Sie nahm in ihre Haͤnde Die Lauten und Harfen gut, Recht wie ſie hat geſtanden Vorm Koͤnig wohlgemuth.
Sie trat hinein mit Schalle, Wohl durch die Thuͤr geſchwind, Sie thaͤt ſie gruͤßen alle, Die da geſeſſen ſind,
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[338[348]/0357]
„Im Brief habt ihr geſchrieben,
„Von eurem Kummer gar,
„Das laſſet euch nicht reuen,
„Traut lieber Herre mein,
„Ich durft dem Boten nicht trauen,
„Ich fuͤrchtet der Ehren mein.“
Der Graf, der war daheime,
Bis an den andern Tag,
Sein Freund die kamen, ihn gruͤßen,
Sie fuͤhrten der Fraue Klag,
Wie ſie unzogen waͤre,
So lange und ſo ſpaͤt,
Bald hin und wieder heime,
Weiß niemand was ſie ſchaffen hat.
Die Frau ſprang auf gar ſchnelle,
Wohl von dem Tiſche drat,
Sie ging in ihre Kammer,
Sie legt die Kutte an,
Sie nahm in ihre Haͤnde
Die Lauten und Harfen gut,
Recht wie ſie hat geſtanden
Vorm Koͤnig wohlgemuth.
Sie trat hinein mit Schalle,
Wohl durch die Thuͤr geſchwind,
Sie thaͤt ſie gruͤßen alle,
Die da geſeſſen ſind,
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 338[348]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/357>, abgerufen am 22.11.2024.
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