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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

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Sie ward ihres Grafen inne,
Den Pflug zog er im Feld.

Wohl zu derselben Stunde,
Hob sie viel heiß zu weinen an,
Daß sie ihm nicht helfen konnte,
Wie sie gern hät gethan;
Sie war gar unverdrossen,
Sang schöner jeden Tag,
Vier Wochen war sie im Schlosse,
Eh sie da Urlaub nahm.
Der König wollte lohnen,
Den Mönch wollt lohnen wohl,
Ihn krönt mit goldner Krone,
Viel Gelds, ein Schüssel voll:
"Nimm hin mein lieber Herre,
"Last's euch verschmähen nicht."
Der Mönch wehrt sich gar sehre:
"Ist nicht meines Ordens Sitt!"
Der Mönch der sprach mit Sitten:
"Ich will kein solchen Sold,
"Ein Gab will ich erbitten,
"Ist nicht um rothes Gold,
"Und nicht um Edelgesteine,
"Noch sonst um andern Rath,
"Dort um den Menschen alleine,
"Ders Feld umpflüget hat."

Sie ward ihres Grafen inne,
Den Pflug zog er im Feld.

Wohl zu derſelben Stunde,
Hob ſie viel heiß zu weinen an,
Daß ſie ihm nicht helfen konnte,
Wie ſie gern haͤt gethan;
Sie war gar unverdroſſen,
Sang ſchoͤner jeden Tag,
Vier Wochen war ſie im Schloſſe,
Eh ſie da Urlaub nahm.
Der Koͤnig wollte lohnen,
Den Moͤnch wollt lohnen wohl,
Ihn kroͤnt mit goldner Krone,
Viel Gelds, ein Schuͤſſel voll:
„Nimm hin mein lieber Herre,
„Laſt's euch verſchmaͤhen nicht.“
Der Moͤnch wehrt ſich gar ſehre:
„Iſt nicht meines Ordens Sitt!“
Der Moͤnch der ſprach mit Sitten:
„Ich will kein ſolchen Sold,
„Ein Gab will ich erbitten,
„Iſt nicht um rothes Gold,
„Und nicht um Edelgeſteine,
„Noch ſonſt um andern Rath,
„Dort um den Menſchen alleine,
„Ders Feld umpfluͤget hat.“

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[336[346]/0355] Sie ward ihres Grafen inne, Den Pflug zog er im Feld. Wohl zu derſelben Stunde, Hob ſie viel heiß zu weinen an, Daß ſie ihm nicht helfen konnte, Wie ſie gern haͤt gethan; Sie war gar unverdroſſen, Sang ſchoͤner jeden Tag, Vier Wochen war ſie im Schloſſe, Eh ſie da Urlaub nahm. Der Koͤnig wollte lohnen, Den Moͤnch wollt lohnen wohl, Ihn kroͤnt mit goldner Krone, Viel Gelds, ein Schuͤſſel voll: „Nimm hin mein lieber Herre, „Laſt's euch verſchmaͤhen nicht.“ Der Moͤnch wehrt ſich gar ſehre: „Iſt nicht meines Ordens Sitt!“ Der Moͤnch der ſprach mit Sitten: „Ich will kein ſolchen Sold, „Ein Gab will ich erbitten, „Iſt nicht um rothes Gold, „Und nicht um Edelgeſteine, „Noch ſonſt um andern Rath, „Dort um den Menſchen alleine, „Ders Feld umpfluͤget hat.“

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 336[346]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/355>, abgerufen am 25.11.2024.