"Herr wollt ihr Gut gewinnen, "So ziehet mit mir heim, "Zu einem König reiche, "Der gibt euch reichen Sold; "Er läst euch Speise reichen, "Als lang ihr bleiben wollt."
Der Bot ließ nicht davon, Wie sehr der Mönch ihn bat. Sie zogen mit einander, Wohl an des Meers Gestad, Sie zogen alle beide Viel Berg und tiefe Thal, Die Frau im Möncheskleide, Wohl vor des Königs Saal.
Der König kam gegangen Mit Rittern und Knechten viel, Die Frau ward schön empfangen Mit ihrem Saitenspiel, Da schlug sie auf der Laute Gar freudenreiche Wort, Die Heiden sprachen all überlaute: Nie hätten sies schöner gehört.
Der Mönch saß oben am Tische, Sie hatten ihn lieb und werth, Man gab ihm Wildpret und Fische, Und was sein Herz begehrt;
„Herr wollt ihr Gut gewinnen, „So ziehet mit mir heim, „Zu einem Koͤnig reiche, „Der gibt euch reichen Sold; „Er laͤſt euch Speiſe reichen, „Als lang ihr bleiben wollt.“
Der Bot ließ nicht davon, Wie ſehr der Moͤnch ihn bat. Sie zogen mit einander, Wohl an des Meers Geſtad, Sie zogen alle beide Viel Berg und tiefe Thal, Die Frau im Moͤncheskleide, Wohl vor des Koͤnigs Saal.
Der Koͤnig kam gegangen Mit Rittern und Knechten viel, Die Frau ward ſchoͤn empfangen Mit ihrem Saitenſpiel, Da ſchlug ſie auf der Laute Gar freudenreiche Wort, Die Heiden ſprachen all uͤberlaute: Nie haͤtten ſies ſchoͤner gehoͤrt.
Der Moͤnch ſaß oben am Tiſche, Sie hatten ihn lieb und werth, Man gab ihm Wildpret und Fiſche, Und was ſein Herz begehrt;
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="13"><pbfacs="#f0353"n="334[344]"/><l>„Herr wollt ihr Gut gewinnen,</l><lb/><l>„So ziehet mit mir heim,</l><lb/><l>„Zu einem Koͤnig reiche,</l><lb/><l>„Der gibt euch reichen Sold;</l><lb/><l>„Er laͤſt euch Speiſe reichen,</l><lb/><l>„Als lang ihr bleiben wollt.“</l></lg><lb/><lgn="14"><l>Der Bot ließ nicht davon,</l><lb/><l>Wie ſehr der Moͤnch ihn bat.</l><lb/><l>Sie zogen mit einander,</l><lb/><l>Wohl an des Meers Geſtad,</l><lb/><l>Sie zogen alle beide</l><lb/><l>Viel Berg und tiefe Thal,</l><lb/><l>Die Frau im Moͤncheskleide,</l><lb/><l>Wohl vor des Koͤnigs Saal.</l></lg><lb/><lgn="15"><l>Der Koͤnig kam gegangen</l><lb/><l>Mit Rittern und Knechten viel,</l><lb/><l>Die Frau ward ſchoͤn empfangen</l><lb/><l>Mit ihrem Saitenſpiel,</l><lb/><l>Da ſchlug ſie auf der Laute</l><lb/><l>Gar freudenreiche Wort,</l><lb/><l>Die Heiden ſprachen all uͤberlaute:</l><lb/><l>Nie haͤtten ſies ſchoͤner gehoͤrt.</l></lg><lb/><lgn="16"><l>Der Moͤnch ſaß oben am Tiſche,</l><lb/><l>Sie hatten ihn lieb und werth,</l><lb/><l>Man gab ihm Wildpret und Fiſche,</l><lb/><l>Und was ſein Herz begehrt;</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[334[344]/0353]
„Herr wollt ihr Gut gewinnen,
„So ziehet mit mir heim,
„Zu einem Koͤnig reiche,
„Der gibt euch reichen Sold;
„Er laͤſt euch Speiſe reichen,
„Als lang ihr bleiben wollt.“
Der Bot ließ nicht davon,
Wie ſehr der Moͤnch ihn bat.
Sie zogen mit einander,
Wohl an des Meers Geſtad,
Sie zogen alle beide
Viel Berg und tiefe Thal,
Die Frau im Moͤncheskleide,
Wohl vor des Koͤnigs Saal.
Der Koͤnig kam gegangen
Mit Rittern und Knechten viel,
Die Frau ward ſchoͤn empfangen
Mit ihrem Saitenſpiel,
Da ſchlug ſie auf der Laute
Gar freudenreiche Wort,
Die Heiden ſprachen all uͤberlaute:
Nie haͤtten ſies ſchoͤner gehoͤrt.
Der Moͤnch ſaß oben am Tiſche,
Sie hatten ihn lieb und werth,
Man gab ihm Wildpret und Fiſche,
Und was ſein Herz begehrt;
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 334[344]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/353>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.