Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
Und wie ein Geist schlingt um den Hals,
Das Liebchen sich herum,
Willst mich verlassen liebes Herz,
Auf ewig, und der bittre Schmerz,
Machts arme Liebchen stumm. :,:
Ist hart! Drum wirble du Tambur,
Den Generalmarsch drein;
Der Abschied macht uns sonst zu weich!
Wir weinen kleinen Kindern gleich,
Es muß geschieden seyn. :,:
Lebt wohl! Ihr Freunde, sehn wir uns
Vielleicht zum leztenmal,
So denkt: Nicht für die kurze Zeit;
Freundschaft ist für die Ewigkeit,
Und Gott ist überall. :,:
An Teutschlands Grenzen füllen wir
Mit Erden unsere Hand,
Und küssen sie, das sey der Dank
Für deine Pflege, Speiß und Trank,
Du liebes Vaterland. :,:
Wann denn des Meeres Woge sich,
An unserm Schiff zerbricht,
So segeln wir gelassen fort,
Dann Gott ist hier, und Gott ist dort,
Und der verläst uns nicht. :,:

Und wie ein Geiſt ſchlingt um den Hals,
Das Liebchen ſich herum,
Willſt mich verlaſſen liebes Herz,
Auf ewig, und der bittre Schmerz,
Machts arme Liebchen ſtumm. :,:
Iſt hart! Drum wirble du Tambur,
Den Generalmarſch drein;
Der Abſchied macht uns ſonſt zu weich!
Wir weinen kleinen Kindern gleich,
Es muß geſchieden ſeyn. :,:
Lebt wohl! Ihr Freunde, ſehn wir uns
Vielleicht zum leztenmal,
So denkt: Nicht fuͤr die kurze Zeit;
Freundſchaft iſt fuͤr die Ewigkeit,
Und Gott iſt uͤberall. :,:
An Teutſchlands Grenzen fuͤllen wir
Mit Erden unſere Hand,
Und kuͤſſen ſie, das ſey der Dank
Fuͤr deine Pflege, Speiß und Trank,
Du liebes Vaterland. :,:
Wann denn des Meeres Woge ſich,
An unſerm Schiff zerbricht,
So ſegeln wir gelaſſen fort,
Dann Gott iſt hier, und Gott iſt dort,
Und der verlaͤſt uns nicht. :,:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0335" n="316[326]"/>
            <lg n="4">
              <l>Und wie ein Gei&#x017F;t &#x017F;chlingt um den Hals,</l><lb/>
              <l>Das Liebchen &#x017F;ich herum,</l><lb/>
              <l>Will&#x017F;t mich verla&#x017F;&#x017F;en liebes Herz,</l><lb/>
              <l>Auf ewig, und der bittre Schmerz,</l><lb/>
              <l>Machts arme Liebchen &#x017F;tumm. :,:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>I&#x017F;t hart! Drum wirble du Tambur,</l><lb/>
              <l>Den Generalmar&#x017F;ch drein;</l><lb/>
              <l>Der Ab&#x017F;chied macht uns &#x017F;on&#x017F;t zu weich!</l><lb/>
              <l>Wir weinen kleinen Kindern gleich,</l><lb/>
              <l>Es muß ge&#x017F;chieden &#x017F;eyn. :,:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Lebt wohl! Ihr Freunde, &#x017F;ehn wir uns</l><lb/>
              <l>Vielleicht zum leztenmal,</l><lb/>
              <l>So denkt: Nicht fu&#x0364;r die kurze Zeit;</l><lb/>
              <l>Freund&#x017F;chaft i&#x017F;t fu&#x0364;r die Ewigkeit,</l><lb/>
              <l>Und Gott i&#x017F;t u&#x0364;berall. :,:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>An Teut&#x017F;chlands Grenzen fu&#x0364;llen wir</l><lb/>
              <l>Mit Erden un&#x017F;ere Hand,</l><lb/>
              <l>Und ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie, das &#x017F;ey der Dank</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;r deine Pflege, Speiß und Trank,</l><lb/>
              <l>Du liebes Vaterland. :,:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Wann denn des Meeres Woge &#x017F;ich,</l><lb/>
              <l>An un&#x017F;erm Schiff zerbricht,</l><lb/>
              <l>So &#x017F;egeln wir gela&#x017F;&#x017F;en fort,</l><lb/>
              <l>Dann Gott i&#x017F;t hier, und Gott i&#x017F;t dort,</l><lb/>
              <l>Und der verla&#x0364;&#x017F;t uns nicht. :,:</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[316[326]/0335] Und wie ein Geiſt ſchlingt um den Hals, Das Liebchen ſich herum, Willſt mich verlaſſen liebes Herz, Auf ewig, und der bittre Schmerz, Machts arme Liebchen ſtumm. :,: Iſt hart! Drum wirble du Tambur, Den Generalmarſch drein; Der Abſchied macht uns ſonſt zu weich! Wir weinen kleinen Kindern gleich, Es muß geſchieden ſeyn. :,: Lebt wohl! Ihr Freunde, ſehn wir uns Vielleicht zum leztenmal, So denkt: Nicht fuͤr die kurze Zeit; Freundſchaft iſt fuͤr die Ewigkeit, Und Gott iſt uͤberall. :,: An Teutſchlands Grenzen fuͤllen wir Mit Erden unſere Hand, Und kuͤſſen ſie, das ſey der Dank Fuͤr deine Pflege, Speiß und Trank, Du liebes Vaterland. :,: Wann denn des Meeres Woge ſich, An unſerm Schiff zerbricht, So ſegeln wir gelaſſen fort, Dann Gott iſt hier, und Gott iſt dort, Und der verlaͤſt uns nicht. :,:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/335
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 316[326]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/335>, abgerufen am 25.11.2024.