Und darinnen muß ich lassen Meinen allerschönsten Schatz.
Wir haben oft beisamm gesessen, Manche schöne Monden-Nacht, Manchen Schlaf zusamm vergessen, Und die Zeit so zugebracht.
Mein Koffer rollt, der Morgen kühlet, Ach, die Straßen sind so still, Und was da mein Herze fühlet, Nimmermehr ich sagen will.
Der Weg mich schmerzlich wieder lenket Hin, wo Liebchen sah herab, Daß sie ja noch mein gedenket, Drück ich zwei Pistolen ab.
Bald jagt vor dir in diesen Gassen, Manches Windlein dürren Staub, Meine Seufzer sinds, sie lassen Vor dir nieder trocknes Laub.
So steh ich wirklich nun im Schiffe, Meinen Koffer seh ich drauf, Wie der Schiffer herzhaft pfiffe, Zogen wir wohl Anker auf.
Ich seh den Sturmwind rauschend gehen, O mein Schiff hat schnellen Lauf, Wird es wohl zu Grunde gehen, Wanket nicht Gedanken drauf.
Und darinnen muß ich laſſen Meinen allerſchoͤnſten Schatz.
Wir haben oft beiſamm geſeſſen, Manche ſchoͤne Monden-Nacht, Manchen Schlaf zuſamm vergeſſen, Und die Zeit ſo zugebracht.
Mein Koffer rollt, der Morgen kuͤhlet, Ach, die Straßen ſind ſo ſtill, Und was da mein Herze fuͤhlet, Nimmermehr ich ſagen will.
Der Weg mich ſchmerzlich wieder lenket Hin, wo Liebchen ſah herab, Daß ſie ja noch mein gedenket, Druͤck ich zwei Piſtolen ab.
Bald jagt vor dir in dieſen Gaſſen, Manches Windlein duͤrren Staub, Meine Seufzer ſinds, ſie laſſen Vor dir nieder trocknes Laub.
So ſteh ich wirklich nun im Schiffe, Meinen Koffer ſeh ich drauf, Wie der Schiffer herzhaft pfiffe, Zogen wir wohl Anker auf.
Ich ſeh den Sturmwind rauſchend gehen, O mein Schiff hat ſchnellen Lauf, Wird es wohl zu Grunde gehen, Wanket nicht Gedanken drauf.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="1"><pbfacs="#f0309"n="290[300]"/><l>Und darinnen muß ich laſſen</l><lb/><l>Meinen allerſchoͤnſten Schatz.</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Wir haben oft beiſamm geſeſſen,</l><lb/><l>Manche ſchoͤne Monden-Nacht,</l><lb/><l>Manchen Schlaf zuſamm vergeſſen,</l><lb/><l>Und die Zeit ſo zugebracht.</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Mein Koffer rollt, der Morgen kuͤhlet,</l><lb/><l>Ach, die Straßen ſind ſo ſtill,</l><lb/><l>Und was da mein Herze fuͤhlet,</l><lb/><l>Nimmermehr ich ſagen will.</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Der Weg mich ſchmerzlich wieder lenket</l><lb/><l>Hin, wo Liebchen ſah herab,</l><lb/><l>Daß ſie ja noch mein gedenket,</l><lb/><l>Druͤck ich zwei Piſtolen ab.</l></lg><lb/><lgn="5"><l>Bald jagt vor dir in dieſen Gaſſen,</l><lb/><l>Manches Windlein duͤrren Staub,</l><lb/><l>Meine Seufzer ſinds, ſie laſſen</l><lb/><l>Vor dir nieder trocknes Laub.</l></lg><lb/><lgn="6"><l>So ſteh ich wirklich nun im Schiffe,</l><lb/><l>Meinen Koffer ſeh ich drauf,</l><lb/><l>Wie der Schiffer herzhaft pfiffe,</l><lb/><l>Zogen wir wohl Anker auf.</l></lg><lb/><lgn="7"><l>Ich ſeh den Sturmwind rauſchend gehen,</l><lb/><l>O mein Schiff hat ſchnellen Lauf,</l><lb/><l>Wird es wohl zu Grunde gehen,</l><lb/><l>Wanket nicht Gedanken drauf.</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[290[300]/0309]
Und darinnen muß ich laſſen
Meinen allerſchoͤnſten Schatz.
Wir haben oft beiſamm geſeſſen,
Manche ſchoͤne Monden-Nacht,
Manchen Schlaf zuſamm vergeſſen,
Und die Zeit ſo zugebracht.
Mein Koffer rollt, der Morgen kuͤhlet,
Ach, die Straßen ſind ſo ſtill,
Und was da mein Herze fuͤhlet,
Nimmermehr ich ſagen will.
Der Weg mich ſchmerzlich wieder lenket
Hin, wo Liebchen ſah herab,
Daß ſie ja noch mein gedenket,
Druͤck ich zwei Piſtolen ab.
Bald jagt vor dir in dieſen Gaſſen,
Manches Windlein duͤrren Staub,
Meine Seufzer ſinds, ſie laſſen
Vor dir nieder trocknes Laub.
So ſteh ich wirklich nun im Schiffe,
Meinen Koffer ſeh ich drauf,
Wie der Schiffer herzhaft pfiffe,
Zogen wir wohl Anker auf.
Ich ſeh den Sturmwind rauſchend gehen,
O mein Schiff hat ſchnellen Lauf,
Wird es wohl zu Grunde gehen,
Wanket nicht Gedanken drauf.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 290[300]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/309>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.