Von dem Leib Korallen fließen, Fließen in den Boden bas.
Weidet meine Schäflein, weidet, Niemand hats gezählet gar, Niemand hat es ausgekreidet, Wie die Zahl der Tropfen war, Nur der Boden wohl erquicket, Durch den weiß und rothen Trank, Dankend ihm entgegen schicket, Rosen roth, und Lilien blank.
Weidet meine Schäflein, weidet, Daphnis tief in Aengsten liegt, Duft noch Farben unterscheidet, Achtet keiner Blümlein nicht. O was Marter mir erscheinet! Hör zu bluten einmal auf, Ach es ist genug geweinet. Nicht mit Blut die Blümlein tauf.
Weidet meine Schäflein, weidet, Wer doch hat es ihm gethan? Niemand meine Frag bescheidet. Du mir Daphnis, zeig es an. Daphnis kann für Leid nicht sprechen, Seufzet manchen Seufzer tief, Ihm das Herz will ganz zerbrechen, Ach daß niemand helfend lief.
Von dem Leib Korallen fließen, Fließen in den Boden bas.
Weidet meine Schaͤflein, weidet, Niemand hats gezaͤhlet gar, Niemand hat es ausgekreidet, Wie die Zahl der Tropfen war, Nur der Boden wohl erquicket, Durch den weiß und rothen Trank, Dankend ihm entgegen ſchicket, Roſen roth, und Lilien blank.
Weidet meine Schaͤflein, weidet, Daphnis tief in Aengſten liegt, Duft noch Farben unterſcheidet, Achtet keiner Bluͤmlein nicht. O was Marter mir erſcheinet! Hoͤr zu bluten einmal auf, Ach es iſt genug geweinet. Nicht mit Blut die Bluͤmlein tauf.
Weidet meine Schaͤflein, weidet, Wer doch hat es ihm gethan? Niemand meine Frag beſcheidet. Du mir Daphnis, zeig es an. Daphnis kann fuͤr Leid nicht ſprechen, Seufzet manchen Seufzer tief, Ihm das Herz will ganz zerbrechen, Ach daß niemand helfend lief.
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[286[296]/0305]
Von dem Leib Korallen fließen,
Fließen in den Boden bas.
Weidet meine Schaͤflein, weidet,
Niemand hats gezaͤhlet gar,
Niemand hat es ausgekreidet,
Wie die Zahl der Tropfen war,
Nur der Boden wohl erquicket,
Durch den weiß und rothen Trank,
Dankend ihm entgegen ſchicket,
Roſen roth, und Lilien blank.
Weidet meine Schaͤflein, weidet,
Daphnis tief in Aengſten liegt,
Duft noch Farben unterſcheidet,
Achtet keiner Bluͤmlein nicht.
O was Marter mir erſcheinet!
Hoͤr zu bluten einmal auf,
Ach es iſt genug geweinet.
Nicht mit Blut die Bluͤmlein tauf.
Weidet meine Schaͤflein, weidet,
Wer doch hat es ihm gethan?
Niemand meine Frag beſcheidet.
Du mir Daphnis, zeig es an.
Daphnis kann fuͤr Leid nicht ſprechen,
Seufzet manchen Seufzer tief,
Ihm das Herz will ganz zerbrechen,
Ach daß niemand helfend lief.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 286[296]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/305>, abgerufen am 22.11.2024.
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