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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

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Darum thät sich aufrühren,
So gar ein große Schaar.

Sie thäten ihn auch fahen,
So gar mit scharfer Wehr,
Er ward auch hart geschlagen,
Der edel Kämpfer hehr.
Mit Geißlen und mit Ruthen,
Ein Kron mit scharfem Dorn,
Das litt er durch sein Güte,
Und sühnt damit den Zorn.
Ein Urtheil ward gesprochen
Wohl zu derselben Zeit,
Sein Seite ward durchstochen,
Geschlagen ans Kreuz so breit.
Da stand Maria elende,
Und sah den Kämpfer an,
Sie rang ihr schneeweiß Hände,
Sprach: "Wem willst mich hie lahn (lassen)."
Er sprach zu ihr mit Schmerze:
"Sieh Weib, das ist dein Sohn!"
Damit brach ihm sein Herze,
Den Kämpfer bet ich an.
Daß er uns wöll behüten,
Wohl vor der ewgen Pein,
Maria durch dein Güte,
So thu uns Hülfe-Schein.

Darum thaͤt ſich aufruͤhren,
So gar ein große Schaar.

Sie thaͤten ihn auch fahen,
So gar mit ſcharfer Wehr,
Er ward auch hart geſchlagen,
Der edel Kaͤmpfer hehr.
Mit Geißlen und mit Ruthen,
Ein Kron mit ſcharfem Dorn,
Das litt er durch ſein Guͤte,
Und ſuͤhnt damit den Zorn.
Ein Urtheil ward geſprochen
Wohl zu derſelben Zeit,
Sein Seite ward durchſtochen,
Geſchlagen ans Kreuz ſo breit.
Da ſtand Maria elende,
Und ſah den Kaͤmpfer an,
Sie rang ihr ſchneeweiß Haͤnde,
Sprach: „Wem willſt mich hie lahn (laſſen).“
Er ſprach zu ihr mit Schmerze:
„Sieh Weib, das iſt dein Sohn!“
Damit brach ihm ſein Herze,
Den Kaͤmpfer bet ich an.
Daß er uns woͤll behuͤten,
Wohl vor der ewgen Pein,
Maria durch dein Guͤte,
So thu uns Huͤlfe-Schein.

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[280[290]/0299] Darum thaͤt ſich aufruͤhren, So gar ein große Schaar. Sie thaͤten ihn auch fahen, So gar mit ſcharfer Wehr, Er ward auch hart geſchlagen, Der edel Kaͤmpfer hehr. Mit Geißlen und mit Ruthen, Ein Kron mit ſcharfem Dorn, Das litt er durch ſein Guͤte, Und ſuͤhnt damit den Zorn. Ein Urtheil ward geſprochen Wohl zu derſelben Zeit, Sein Seite ward durchſtochen, Geſchlagen ans Kreuz ſo breit. Da ſtand Maria elende, Und ſah den Kaͤmpfer an, Sie rang ihr ſchneeweiß Haͤnde, Sprach: „Wem willſt mich hie lahn (laſſen).“ Er ſprach zu ihr mit Schmerze: „Sieh Weib, das iſt dein Sohn!“ Damit brach ihm ſein Herze, Den Kaͤmpfer bet ich an. Daß er uns woͤll behuͤten, Wohl vor der ewgen Pein, Maria durch dein Guͤte, So thu uns Huͤlfe-Schein.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 280[290]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/299>, abgerufen am 22.11.2024.