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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

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Maria sprach mit Züchten:
"Ich thu keins Manns Begehren!"
"Sollst mit mägdlichen Früchten,
"Ein Kind ohn Mann gebären.
"Gott Sohn von Ewigkeite,
"Der kommt herab zu dir,"
Sie sprach: "Ich bin bereite,
"Nach deinem Wort geschehe mir."
Die Welt die stand in Sorgen
Mehr dann fünf tausend Jahr,
In Höllengrund verborgen,
Bis kam der Kämpfer klar.
Das wollt er wieder kehren (wenden),
Der edel Kämpfer werth,
Sein Blut um uns verehren,
Und kam herab auf Erd.
Durch uns so ward er junge,
Wohl bey der reinen Maid,
Vom höchsten Thron entsprungen,
Aus Gottes Ewigkeit.
Bey ihr war er zur Zeite
Wohl drey und dreyßig Jahr,
Eh daß er ging zu Streite,
Der edle Kämpfer klar.
Darnach ward man ihn spüren,
Bey der Jungfrauen klar,
19.
Maria ſprach mit Zuͤchten:
„Ich thu keins Manns Begehren!“
„Sollſt mit maͤgdlichen Fruͤchten,
„Ein Kind ohn Mann gebaͤren.
„Gott Sohn von Ewigkeite,
„Der kommt herab zu dir,“
Sie ſprach: „Ich bin bereite,
„Nach deinem Wort geſchehe mir.“
Die Welt die ſtand in Sorgen
Mehr dann fuͤnf tauſend Jahr,
In Hoͤllengrund verborgen,
Bis kam der Kaͤmpfer klar.
Das wollt er wieder kehren (wenden),
Der edel Kaͤmpfer werth,
Sein Blut um uns verehren,
Und kam herab auf Erd.
Durch uns ſo ward er junge,
Wohl bey der reinen Maid,
Vom hoͤchſten Thron entſprungen,
Aus Gottes Ewigkeit.
Bey ihr war er zur Zeite
Wohl drey und dreyßig Jahr,
Eh daß er ging zu Streite,
Der edle Kaͤmpfer klar.
Darnach ward man ihn ſpuͤren,
Bey der Jungfrauen klar,
19.
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[279[289]/0298] Maria ſprach mit Zuͤchten: „Ich thu keins Manns Begehren!“ „Sollſt mit maͤgdlichen Fruͤchten, „Ein Kind ohn Mann gebaͤren. „Gott Sohn von Ewigkeite, „Der kommt herab zu dir,“ Sie ſprach: „Ich bin bereite, „Nach deinem Wort geſchehe mir.“ Die Welt die ſtand in Sorgen Mehr dann fuͤnf tauſend Jahr, In Hoͤllengrund verborgen, Bis kam der Kaͤmpfer klar. Das wollt er wieder kehren (wenden), Der edel Kaͤmpfer werth, Sein Blut um uns verehren, Und kam herab auf Erd. Durch uns ſo ward er junge, Wohl bey der reinen Maid, Vom hoͤchſten Thron entſprungen, Aus Gottes Ewigkeit. Bey ihr war er zur Zeite Wohl drey und dreyßig Jahr, Eh daß er ging zu Streite, Der edle Kaͤmpfer klar. Darnach ward man ihn ſpuͤren, Bey der Jungfrauen klar, 19.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 279[289]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/298>, abgerufen am 22.11.2024.