"Da sitzet an der Reih "Ein alt kißgrauer Mann, "Der hat mehr von den Schätzen, "Der kann dich baß ergötzen, "Als ich dir zeigen kann.
"Es wird dir frei gelingen, "Die vorgesetzte Sach, "Und kannst ihn leicht bezwingen, "Weil er von Alter schwach: "Der ists, der Hüter ist "An königlicher Pforten, "Dem man ein zu antworten, "Den Schlüssel hat erkießt."
Der Fremde ging von dannen, Fand endlich einen Greiß, Der leicht zu übermannen, Ohn alles Blut und Schweiß, Sein Kittel war gering, Er sah beschmutzt, elende, Und lehnt sich an die Wände, Betrübt, weils ihm so ging.
Der Pilger sprach ingleichen, Ihn um den Handstein an, Er möcht ihm den doch reichen; Der Geist sprach: "Lieber Mann, "Gehst du dem Zeuge nach, "Nach dem die Herrn und Fürsten,
„Da ſitzet an der Reih „Ein alt kißgrauer Mann, „Der hat mehr von den Schaͤtzen, „Der kann dich baß ergoͤtzen, „Als ich dir zeigen kann.
„Es wird dir frei gelingen, „Die vorgeſetzte Sach, „Und kannſt ihn leicht bezwingen, „Weil er von Alter ſchwach: „Der iſts, der Huͤter iſt „An koͤniglicher Pforten, „Dem man ein zu antworten, „Den Schluͤſſel hat erkießt.“
Der Fremde ging von dannen, Fand endlich einen Greiß, Der leicht zu uͤbermannen, Ohn alles Blut und Schweiß, Sein Kittel war gering, Er ſah beſchmutzt, elende, Und lehnt ſich an die Waͤnde, Betruͤbt, weils ihm ſo ging.
Der Pilger ſprach ingleichen, Ihn um den Handſtein an, Er moͤcht ihm den doch reichen; Der Geiſt ſprach: „Lieber Mann, „Gehſt du dem Zeuge nach, „Nach dem die Herrn und Fuͤrſten,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="18"><pbfacs="#f0277"n="268"/><l>„Da ſitzet an der Reih</l><lb/><l>„Ein alt kißgrauer Mann,</l><lb/><l>„Der hat mehr von den Schaͤtzen,</l><lb/><l>„Der kann dich baß ergoͤtzen,</l><lb/><l>„Als ich dir zeigen kann.</l></lg><lb/><lgn="19"><l>„Es wird dir frei gelingen,</l><lb/><l>„Die vorgeſetzte Sach,</l><lb/><l>„Und kannſt ihn leicht bezwingen,</l><lb/><l>„Weil er von Alter ſchwach:</l><lb/><l>„Der iſts, der Huͤter iſt</l><lb/><l>„An koͤniglicher Pforten,</l><lb/><l>„Dem man ein zu antworten,</l><lb/><l>„Den Schluͤſſel hat erkießt.“</l></lg><lb/><lgn="20"><l>Der Fremde ging von dannen,</l><lb/><l>Fand endlich einen Greiß,</l><lb/><l>Der leicht zu uͤbermannen,</l><lb/><l>Ohn alles Blut und Schweiß,</l><lb/><l>Sein Kittel war gering,</l><lb/><l>Er ſah beſchmutzt, elende,</l><lb/><l>Und lehnt ſich an die Waͤnde,</l><lb/><l>Betruͤbt, weils ihm ſo ging.</l></lg><lb/><lgn="21"><l>Der Pilger ſprach ingleichen,</l><lb/><l>Ihn um den Handſtein an,</l><lb/><l>Er moͤcht ihm den doch reichen;</l><lb/><l>Der Geiſt ſprach: „Lieber Mann,</l><lb/><l>„Gehſt du dem Zeuge nach,</l><lb/><l>„Nach dem die Herrn und Fuͤrſten,</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[268/0277]
„Da ſitzet an der Reih
„Ein alt kißgrauer Mann,
„Der hat mehr von den Schaͤtzen,
„Der kann dich baß ergoͤtzen,
„Als ich dir zeigen kann.
„Es wird dir frei gelingen,
„Die vorgeſetzte Sach,
„Und kannſt ihn leicht bezwingen,
„Weil er von Alter ſchwach:
„Der iſts, der Huͤter iſt
„An koͤniglicher Pforten,
„Dem man ein zu antworten,
„Den Schluͤſſel hat erkießt.“
Der Fremde ging von dannen,
Fand endlich einen Greiß,
Der leicht zu uͤbermannen,
Ohn alles Blut und Schweiß,
Sein Kittel war gering,
Er ſah beſchmutzt, elende,
Und lehnt ſich an die Waͤnde,
Betruͤbt, weils ihm ſo ging.
Der Pilger ſprach ingleichen,
Ihn um den Handſtein an,
Er moͤcht ihm den doch reichen;
Der Geiſt ſprach: „Lieber Mann,
„Gehſt du dem Zeuge nach,
„Nach dem die Herrn und Fuͤrſten,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/277>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.