"Ihr Röslein roth, ich brech euch ab, "Davon will ich mir winden, "Ein Kränzelein so schön."
Sie gieng im Grünen her und hin, Statt Röslein fand sie Rosmarien: "So bist du, mein Getreuer hin! "Kein Röslein ist zu finden, "Kein Kränzelein so schön."
Sie gieng im Garten her und hin, Statt Röslein brach sie Rosmarien: "Das nimm du, mein Getreuer, hin! "Lieg bei dir unter Linden, "Mein Todtenkränzlein schön."
Der Pfalzgraf am Rhein.
Mündlich.
Es wohnt' ein Pfalzgraf an dem Rhein, Der ließ verjagen sein Schwesterlein, Da kam der Küchenjung zu ihm: "Willkommen! Willkommen, Pfalzgraf am Rhein!
"Wo ist dein schönes Schwesterlein?" "Mein Schwesterlein die kriegst du nicht, "Sie ist dir viel zu adelich, "Und du gehörst zur Küch hinein."
"Warum sollt ich sie kriegen nicht, "Sie hat von mir ein Kindelein."
„Ihr Roͤslein roth, ich brech euch ab, „Davon will ich mir winden, „Ein Kraͤnzelein ſo ſchoͤn.“
Sie gieng im Gruͤnen her und hin, Statt Roͤslein fand ſie Rosmarien: „So biſt du, mein Getreuer hin! „Kein Roͤslein iſt zu finden, „Kein Kraͤnzelein ſo ſchoͤn.“
Sie gieng im Garten her und hin, Statt Roͤslein brach ſie Rosmarien: „Das nimm du, mein Getreuer, hin! „Lieg bei dir unter Linden, „Mein Todtenkraͤnzlein ſchoͤn.“
Der Pfalzgraf am Rhein.
Muͤndlich.
Es wohnt' ein Pfalzgraf an dem Rhein, Der ließ verjagen ſein Schweſterlein, Da kam der Kuͤchenjung zu ihm: „Willkommen! Willkommen, Pfalzgraf am Rhein!
„Wo iſt dein ſchoͤnes Schweſterlein?“ „Mein Schweſterlein die kriegſt du nicht, „Sie iſt dir viel zu adelich, „Und du gehoͤrſt zur Kuͤch hinein.“
„Warum ſollt ich ſie kriegen nicht, „Sie hat von mir ein Kindelein.“
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„Ihr Roͤslein roth, ich brech euch ab,
„Davon will ich mir winden,
„Ein Kraͤnzelein ſo ſchoͤn.“
Sie gieng im Gruͤnen her und hin,
Statt Roͤslein fand ſie Rosmarien:
„So biſt du, mein Getreuer hin!
„Kein Roͤslein iſt zu finden,
„Kein Kraͤnzelein ſo ſchoͤn.“
Sie gieng im Garten her und hin,
Statt Roͤslein brach ſie Rosmarien:
„Das nimm du, mein Getreuer, hin!
„Lieg bei dir unter Linden,
„Mein Todtenkraͤnzlein ſchoͤn.“
Der Pfalzgraf am Rhein.
Muͤndlich.
Es wohnt' ein Pfalzgraf an dem Rhein,
Der ließ verjagen ſein Schweſterlein,
Da kam der Kuͤchenjung zu ihm:
„Willkommen! Willkommen, Pfalzgraf am Rhein!
„Wo iſt dein ſchoͤnes Schweſterlein?“
„Mein Schweſterlein die kriegſt du nicht,
„Sie iſt dir viel zu adelich,
„Und du gehoͤrſt zur Kuͤch hinein.“
„Warum ſollt ich ſie kriegen nicht,
„Sie hat von mir ein Kindelein.“
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/268>, abgerufen am 22.02.2025.
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