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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

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Sehn wir Heil und Wohlgefallen
In den Früchten, die es trägt.

Wo es blüht, tönt durch die Wälder
Kein entheilgend Beil zum Fall,
Und die saatenreiche Felder
Thürmt kein Spat zu Schanz und Wall.
Süße Frühlingsblümchen sprießen,
Unzertreten, vor uns auf,
Und die Bäche, die hier fließen,
Färbt kein Blut in ihrem Lauf.
Schmachtend seufzt nach seinem Schatten,
Das von Gram versenkte Glück,
Zarten Müttern, treuen Gatten,
Bringt er ihren Wunsch zurück;
Väter, vaterlosen Kleinen,
Und den Jüngling seiner Braut;
Alle, wo sie ja noch weinen,
Weinen vor Entzücken laut.
Nun, du holde Friedenstaube!
Die du uns den Oehlzweig bringst,
Wenn du vor des Geyers Raube,
Frey den kleinen Fittig schwingst!
Komm, verzeuch nicht! Laß dich nieder!
Unsre Herzen öffnen sich,
Gib der Welt den Frieden wieder,
Und nimm ihn dann auch für dich.


Sehn wir Heil und Wohlgefallen
In den Fruͤchten, die es traͤgt.

Wo es bluͤht, toͤnt durch die Waͤlder
Kein entheilgend Beil zum Fall,
Und die ſaatenreiche Felder
Thuͤrmt kein Spat zu Schanz und Wall.
Suͤße Fruͤhlingsbluͤmchen ſprießen,
Unzertreten, vor uns auf,
Und die Baͤche, die hier fließen,
Faͤrbt kein Blut in ihrem Lauf.
Schmachtend ſeufzt nach ſeinem Schatten,
Das von Gram verſenkte Gluͤck,
Zarten Muͤttern, treuen Gatten,
Bringt er ihren Wunſch zuruͤck;
Vaͤter, vaterloſen Kleinen,
Und den Juͤngling ſeiner Braut;
Alle, wo ſie ja noch weinen,
Weinen vor Entzuͤcken laut.
Nun, du holde Friedenstaube!
Die du uns den Oehlzweig bringſt,
Wenn du vor des Geyers Raube,
Frey den kleinen Fittig ſchwingſt!
Komm, verzeuch nicht! Laß dich nieder!
Unſre Herzen oͤffnen ſich,
Gib der Welt den Frieden wieder,
Und nimm ihn dann auch fuͤr dich.


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[138/0147] Sehn wir Heil und Wohlgefallen In den Fruͤchten, die es traͤgt. Wo es bluͤht, toͤnt durch die Waͤlder Kein entheilgend Beil zum Fall, Und die ſaatenreiche Felder Thuͤrmt kein Spat zu Schanz und Wall. Suͤße Fruͤhlingsbluͤmchen ſprießen, Unzertreten, vor uns auf, Und die Baͤche, die hier fließen, Faͤrbt kein Blut in ihrem Lauf. Schmachtend ſeufzt nach ſeinem Schatten, Das von Gram verſenkte Gluͤck, Zarten Muͤttern, treuen Gatten, Bringt er ihren Wunſch zuruͤck; Vaͤter, vaterloſen Kleinen, Und den Juͤngling ſeiner Braut; Alle, wo ſie ja noch weinen, Weinen vor Entzuͤcken laut. Nun, du holde Friedenstaube! Die du uns den Oehlzweig bringſt, Wenn du vor des Geyers Raube, Frey den kleinen Fittig ſchwingſt! Komm, verzeuch nicht! Laß dich nieder! Unſre Herzen oͤffnen ſich, Gib der Welt den Frieden wieder, Und nimm ihn dann auch fuͤr dich.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/147>, abgerufen am 24.11.2024.