"Mein Harnisch und mein grünes Schild "Mich haben oft ernährt; "Ich traue Christ vom Himmel wohl, "Ich will mich deiner wehren!" Sie ließen von den Worten, Und zogen scharfe Schwerdt, Was diese zwey begehrten, Des wurden sie gewährt.
Ich weiß nicht, wie der Junge Dem Alten gab ein'n Schlag, Deß sich der alte Hildebrandt Von Herzen sehr erschrack, Sprang hinter sich zurücke, Wohl etlich Klafter weit: "Nun sag du mir, viel Junger, "Den Streich lehrt' dich ein Weib!"
"Sollt ich von Weibern lernen, "Das wäre mir ja Schand', "Ich hab viel Ritter, Grafen, "In meines Vaters Land; "Auch sind viel Ritter, Grafen, "An meines Vaters Hof, "Was ich nicht lernet hab, "Das lern' ich heute noch."
Er nahm ihn in der Mitte, Da er am schwächsten war, Und schwang ihn dann zurücke,
„Mein Harniſch und mein gruͤnes Schild „Mich haben oft ernaͤhrt; „Ich traue Chriſt vom Himmel wohl, „Ich will mich deiner wehren!“ Sie ließen von den Worten, Und zogen ſcharfe Schwerdt, Was dieſe zwey begehrten, Des wurden ſie gewaͤhrt.
Ich weiß nicht, wie der Junge Dem Alten gab ein'n Schlag, Deß ſich der alte Hildebrandt Von Herzen ſehr erſchrack, Sprang hinter ſich zuruͤcke, Wohl etlich Klafter weit: „Nun ſag du mir, viel Junger, „Den Streich lehrt' dich ein Weib!“
„Sollt ich von Weibern lernen, „Das waͤre mir ja Schand', „Ich hab viel Ritter, Grafen, „In meines Vaters Land; „Auch ſind viel Ritter, Grafen, „An meines Vaters Hof, „Was ich nicht lernet hab, „Das lern' ich heute noch.“
Er nahm ihn in der Mitte, Da er am ſchwaͤchſten war, Und ſchwang ihn dann zuruͤcke,
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„Mein Harniſch und mein gruͤnes Schild
„Mich haben oft ernaͤhrt;
„Ich traue Chriſt vom Himmel wohl,
„Ich will mich deiner wehren!“
Sie ließen von den Worten,
Und zogen ſcharfe Schwerdt,
Was dieſe zwey begehrten,
Des wurden ſie gewaͤhrt.
Ich weiß nicht, wie der Junge
Dem Alten gab ein'n Schlag,
Deß ſich der alte Hildebrandt
Von Herzen ſehr erſchrack,
Sprang hinter ſich zuruͤcke,
Wohl etlich Klafter weit:
„Nun ſag du mir, viel Junger,
„Den Streich lehrt' dich ein Weib!“
„Sollt ich von Weibern lernen,
„Das waͤre mir ja Schand',
„Ich hab viel Ritter, Grafen,
„In meines Vaters Land;
„Auch ſind viel Ritter, Grafen,
„An meines Vaters Hof,
„Was ich nicht lernet hab,
„Das lern' ich heute noch.“
Er nahm ihn in der Mitte,
Da er am ſchwaͤchſten war,
Und ſchwang ihn dann zuruͤcke,
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/140>, abgerufen am 28.11.2024.
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