Verändert alles sich, Die Heerd' ist mager worden, Und ich bin nicht mehr ich.
Sie aber hat die Sinnen Weit von mir abgekehrt, Ist gar nicht zu gewinnen, Hat mich noch nie erhört; Da doch was ich gesungen Weit in das Land erschallt, Und auch mein Ton gedrungen Bis durch den Böhmer Wald.
Die Schaafe, die am Flusse Im tiefsten Grase stehn, Sie horchten meinem Gruße, Sie wollen zu mir gehn; Es sammelt sich die Menge, Es winken mir die Fraun, Doch selbst in dem Gedränge, Kann ich die Lieb nicht schaun.
Was soll mein Lied erschallen? Viel lieber bin ich still, Der Liebsten zu gefallen Ich einig singen will: Weil alles sie auf Erden Allein zusammenhält, Kann ihre Gunst mir werden, So hab ich alle Welt.
Veraͤndert alles ſich, Die Heerd' iſt mager worden, Und ich bin nicht mehr ich.
Sie aber hat die Sinnen Weit von mir abgekehrt, Iſt gar nicht zu gewinnen, Hat mich noch nie erhoͤrt; Da doch was ich geſungen Weit in das Land erſchallt, Und auch mein Ton gedrungen Bis durch den Boͤhmer Wald.
Die Schaafe, die am Fluſſe Im tiefſten Graſe ſtehn, Sie horchten meinem Gruße, Sie wollen zu mir gehn; Es ſammelt ſich die Menge, Es winken mir die Fraun, Doch ſelbſt in dem Gedraͤnge, Kann ich die Lieb nicht ſchaun.
Was ſoll mein Lied erſchallen? Viel lieber bin ich ſtill, Der Liebſten zu gefallen Ich einig ſingen will: Weil alles ſie auf Erden Allein zuſammenhaͤlt, Kann ihre Gunſt mir werden, So hab ich alle Welt.
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Veraͤndert alles ſich,
Die Heerd' iſt mager worden,
Und ich bin nicht mehr ich.
Sie aber hat die Sinnen
Weit von mir abgekehrt,
Iſt gar nicht zu gewinnen,
Hat mich noch nie erhoͤrt;
Da doch was ich geſungen
Weit in das Land erſchallt,
Und auch mein Ton gedrungen
Bis durch den Boͤhmer Wald.
Die Schaafe, die am Fluſſe
Im tiefſten Graſe ſtehn,
Sie horchten meinem Gruße,
Sie wollen zu mir gehn;
Es ſammelt ſich die Menge,
Es winken mir die Fraun,
Doch ſelbſt in dem Gedraͤnge,
Kann ich die Lieb nicht ſchaun.
Was ſoll mein Lied erſchallen?
Viel lieber bin ich ſtill,
Der Liebſten zu gefallen
Ich einig ſingen will:
Weil alles ſie auf Erden
Allein zuſammenhaͤlt,
Kann ihre Gunſt mir werden,
So hab ich alle Welt.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/132>, abgerufen am 28.11.2024.
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