Daß Eine mich gefangen Mit Liebe ganz und gar, Daß sie mir hat genommen Gedanken, Muth und Sinn, Ein Jahr ist's, daß ich kommen In ihre Liebe bin.
Seitdem bin ich verwirret Gewesen für und für, Es haben auch geirret Die Schaafe neben mir, Das Feld hab ich verlassen, Gelebt in Einsamkeit, Hab alles müssen hassen, Warum ein Mensch sich freut.
Nichts hab ich können singen, Als nur ihr klares Licht, Von ihr hab ich zu klingen Die Lauten abgericht, Wie sehr ich sie muß lieben Und ihre große Zier, Das hab ich fast geschrieben An alle Bäume hier.
Kein Trinken und kein Essen, Ja nichts hat mir behagt, Ich bin nur stets gesessen, Und habe mich beklagt: In diesem schweren Orden
Daß Eine mich gefangen Mit Liebe ganz und gar, Daß ſie mir hat genommen Gedanken, Muth und Sinn, Ein Jahr iſt's, daß ich kommen In ihre Liebe bin.
Seitdem bin ich verwirret Geweſen fuͤr und fuͤr, Es haben auch geirret Die Schaafe neben mir, Das Feld hab ich verlaſſen, Gelebt in Einſamkeit, Hab alles muͤſſen haſſen, Warum ein Menſch ſich freut.
Nichts hab ich koͤnnen ſingen, Als nur ihr klares Licht, Von ihr hab ich zu klingen Die Lauten abgericht, Wie ſehr ich ſie muß lieben Und ihre große Zier, Das hab ich faſt geſchrieben An alle Baͤume hier.
Kein Trinken und kein Eſſen, Ja nichts hat mir behagt, Ich bin nur ſtets geſeſſen, Und habe mich beklagt: In dieſem ſchweren Orden
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="2"><pbfacs="#f0131"n="122"/><l>Daß Eine mich gefangen</l><lb/><l>Mit Liebe ganz und gar,</l><lb/><l>Daß ſie mir hat genommen</l><lb/><l>Gedanken, Muth und Sinn,</l><lb/><l>Ein Jahr iſt's, daß ich kommen</l><lb/><l>In ihre Liebe bin.</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Seitdem bin ich verwirret</l><lb/><l>Geweſen fuͤr und fuͤr,</l><lb/><l>Es haben auch geirret</l><lb/><l>Die Schaafe neben mir,</l><lb/><l>Das Feld hab ich verlaſſen,</l><lb/><l>Gelebt in Einſamkeit,</l><lb/><l>Hab alles muͤſſen haſſen,</l><lb/><l>Warum ein Menſch ſich freut.</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Nichts hab ich koͤnnen ſingen,</l><lb/><l>Als nur ihr klares Licht,</l><lb/><l>Von ihr hab ich zu klingen</l><lb/><l>Die Lauten abgericht,</l><lb/><l>Wie ſehr ich ſie muß lieben</l><lb/><l>Und ihre große Zier,</l><lb/><l>Das hab ich faſt geſchrieben</l><lb/><l>An alle Baͤume hier.</l></lg><lb/><lgn="5"><l>Kein Trinken und kein Eſſen,</l><lb/><l>Ja nichts hat mir behagt,</l><lb/><l>Ich bin nur ſtets geſeſſen,</l><lb/><l>Und habe mich beklagt:</l><lb/><l>In dieſem ſchweren Orden</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
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Daß Eine mich gefangen
Mit Liebe ganz und gar,
Daß ſie mir hat genommen
Gedanken, Muth und Sinn,
Ein Jahr iſt's, daß ich kommen
In ihre Liebe bin.
Seitdem bin ich verwirret
Geweſen fuͤr und fuͤr,
Es haben auch geirret
Die Schaafe neben mir,
Das Feld hab ich verlaſſen,
Gelebt in Einſamkeit,
Hab alles muͤſſen haſſen,
Warum ein Menſch ſich freut.
Nichts hab ich koͤnnen ſingen,
Als nur ihr klares Licht,
Von ihr hab ich zu klingen
Die Lauten abgericht,
Wie ſehr ich ſie muß lieben
Und ihre große Zier,
Das hab ich faſt geſchrieben
An alle Baͤume hier.
Kein Trinken und kein Eſſen,
Ja nichts hat mir behagt,
Ich bin nur ſtets geſeſſen,
Und habe mich beklagt:
In dieſem ſchweren Orden
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/131>, abgerufen am 25.11.2024.
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