Die eine kurz, die andere wohl gelänget, Als Gott ihnen ihr Gewächs nun hat verhänget, Und oben weit gefalten um den Kragen,
Die fünf und zwanzigst Kutten will ich selber tragen, Daß man für den Abt mich müsse ansagen, Wann ich in dem Land mit ihnen umfahre.
Und hätt ich einen Scherer also gute, Der mir die Bauern bescheret die Bauern hochgemuthe, Ich wollt ihnen scheeren die alten Bauern-Haare.
Noch so muß ich hahen viererley Dinge, Oben eine Platte und darum einen Ringe, Gleichwie ein Mönch auf Erden soll seyn.
Noch so hab ich der Abentheuer nicht gare, Er hieß ihm bringen ein Osterwein so klare, Und ein Schlaftrinken goß er ihnen darein.
Also war das Abentheuer bereitet, Und auf einem Karren schnelle geleitet, Wohl zu dem grünen Anger hin.
Zum grünen Anger unter der schönen Linden, Da ließen sich die Bauren allsammt finden, Ihrer vier und zwanzig, das war ihr Ungewinn.
Der erste der sprach, wollt ihr den Neithard sehen, Der ander sprach, ja müst ihm Leid geschehen, Und meld sein nicht, es muß an sein Leben gahn.
Die eine kurz, die andere wohl gelaͤnget, Als Gott ihnen ihr Gewaͤchs nun hat verhaͤnget, Und oben weit gefalten um den Kragen,
Die fuͤnf und zwanzigſt Kutten will ich ſelber tragen, Daß man fuͤr den Abt mich muͤſſe anſagen, Wann ich in dem Land mit ihnen umfahre.
Und haͤtt ich einen Scherer alſo gute, Der mir die Bauern beſcheret die Bauern hochgemuthe, Ich wollt ihnen ſcheeren die alten Bauern-Haare.
Noch ſo muß ich hahen viererley Dinge, Oben eine Platte und darum einen Ringe, Gleichwie ein Moͤnch auf Erden ſoll ſeyn.
Noch ſo hab ich der Abentheuer nicht gare, Er hieß ihm bringen ein Oſterwein ſo klare, Und ein Schlaftrinken goß er ihnen darein.
Alſo war das Abentheuer bereitet, Und auf einem Karren ſchnelle geleitet, Wohl zu dem gruͤnen Anger hin.
Zum gruͤnen Anger unter der ſchoͤnen Linden, Da ließen ſich die Bauren allſammt finden, Ihrer vier und zwanzig, das war ihr Ungewinn.
Der erſte der ſprach, wollt ihr den Neithard ſehen, Der ander ſprach, ja muͤſt ihm Leid geſchehen, Und meld ſein nicht, es muß an ſein Leben gahn.
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Die eine kurz, die andere wohl gelaͤnget,
Als Gott ihnen ihr Gewaͤchs nun hat verhaͤnget,
Und oben weit gefalten um den Kragen,
Die fuͤnf und zwanzigſt Kutten will ich ſelber tragen,
Daß man fuͤr den Abt mich muͤſſe anſagen,
Wann ich in dem Land mit ihnen umfahre.
Und haͤtt ich einen Scherer alſo gute,
Der mir die Bauern beſcheret die Bauern hochgemuthe,
Ich wollt ihnen ſcheeren die alten Bauern-Haare.
Noch ſo muß ich hahen viererley Dinge,
Oben eine Platte und darum einen Ringe,
Gleichwie ein Moͤnch auf Erden ſoll ſeyn.
Noch ſo hab ich der Abentheuer nicht gare,
Er hieß ihm bringen ein Oſterwein ſo klare,
Und ein Schlaftrinken goß er ihnen darein.
Alſo war das Abentheuer bereitet,
Und auf einem Karren ſchnelle geleitet,
Wohl zu dem gruͤnen Anger hin.
Zum gruͤnen Anger unter der ſchoͤnen Linden,
Da ließen ſich die Bauren allſammt finden,
Ihrer vier und zwanzig, das war ihr Ungewinn.
Der erſte der ſprach, wollt ihr den Neithard ſehen,
Der ander ſprach, ja muͤſt ihm Leid geſchehen,
Und meld ſein nicht, es muß an ſein Leben gahn.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/114>, abgerufen am 16.02.2025.
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