Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [163]–201. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Abend, dann werde ich mein Feuer eröffnen, er soll nicht schonen, denn ich schone ihn beim Teufel nicht; er soll alle seine Hände ausstrecken, er wird mich doch nicht fangen; er hat mir den Schlüssel zum Pulverthurm gegeben, ich will ihn brauchen, und wenn er mich zu fassen meint, fliege ich mit ihm gen Himmel, vom Himmel in die Hölle, das wird Staub geben. -- Brunet wagte endlich zu reden und rief hinauf: Gedenkt an unsern gnädigsten König, daß der über Euch steht, ihm werdet Ihr doch nicht widerstreben. Dem antwortete Francoeur: In mir ist der König aller Könige dieser Welt, in mir ist der Teufel, und im Namen des Teufels sage ich euch, redet kein Wort, sonst zerschmettere ich euch. -- Nach dieser Drohung packten beide stillschweigend das Ihre zusammen und ließen das Uebrige stehen; sie wußten, daß oben große Steinmassen angehäuft waren, die unter der steilen Felswand Alles zerschmettern konnten. Als sie nach Marseille zum Commandanten kamen, fanden sie ihn schon in Bewegung, denn Basset hatte ihn von Allem unterrichtet; er sendete die beiden Ankommenden mit einem Wagen nach dem Fort, um die Sachen der Frau gegen den drohenden Regen zu sichern. Andere sandte er aus, um die Frau mit dem Kinde aufzufinden, während er die Offiziere bei sich versammelte, um mit ihnen zu überlegen, was zu thun sei. Die Besorgniß dieses Kriegsraths richtete sich besonders auf den Verlust des schönen Forts, wenn es in die Luft gesprengt würde; bald kam aber ein Ab- Abend, dann werde ich mein Feuer eröffnen, er soll nicht schonen, denn ich schone ihn beim Teufel nicht; er soll alle seine Hände ausstrecken, er wird mich doch nicht fangen; er hat mir den Schlüssel zum Pulverthurm gegeben, ich will ihn brauchen, und wenn er mich zu fassen meint, fliege ich mit ihm gen Himmel, vom Himmel in die Hölle, das wird Staub geben. — Brunet wagte endlich zu reden und rief hinauf: Gedenkt an unsern gnädigsten König, daß der über Euch steht, ihm werdet Ihr doch nicht widerstreben. Dem antwortete Francoeur: In mir ist der König aller Könige dieser Welt, in mir ist der Teufel, und im Namen des Teufels sage ich euch, redet kein Wort, sonst zerschmettere ich euch. — Nach dieser Drohung packten beide stillschweigend das Ihre zusammen und ließen das Uebrige stehen; sie wußten, daß oben große Steinmassen angehäuft waren, die unter der steilen Felswand Alles zerschmettern konnten. Als sie nach Marseille zum Commandanten kamen, fanden sie ihn schon in Bewegung, denn Basset hatte ihn von Allem unterrichtet; er sendete die beiden Ankommenden mit einem Wagen nach dem Fort, um die Sachen der Frau gegen den drohenden Regen zu sichern. Andere sandte er aus, um die Frau mit dem Kinde aufzufinden, während er die Offiziere bei sich versammelte, um mit ihnen zu überlegen, was zu thun sei. Die Besorgniß dieses Kriegsraths richtete sich besonders auf den Verlust des schönen Forts, wenn es in die Luft gesprengt würde; bald kam aber ein Ab- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0031"/> Abend, dann werde ich mein Feuer eröffnen, er soll nicht schonen, denn ich schone ihn beim Teufel nicht; er soll alle seine Hände ausstrecken, er wird mich doch nicht fangen; er hat mir den Schlüssel zum Pulverthurm gegeben, ich will ihn brauchen, und wenn er mich zu fassen meint, fliege ich mit ihm gen Himmel, vom Himmel in die Hölle, das wird Staub geben. — Brunet wagte endlich zu reden und rief hinauf: Gedenkt an unsern gnädigsten König, daß der über Euch steht, ihm werdet Ihr doch nicht widerstreben. Dem antwortete Francoeur: In mir ist der König aller Könige dieser Welt, in mir ist der Teufel, und im Namen des Teufels sage ich euch, redet kein Wort, sonst zerschmettere ich euch. — Nach dieser Drohung packten beide stillschweigend das Ihre zusammen und ließen das Uebrige stehen; sie wußten, daß oben große Steinmassen angehäuft waren, die unter der steilen Felswand Alles zerschmettern konnten. Als sie nach Marseille zum Commandanten kamen, fanden sie ihn schon in Bewegung, denn Basset hatte ihn von Allem unterrichtet; er sendete die beiden Ankommenden mit einem Wagen nach dem Fort, um die Sachen der Frau gegen den drohenden Regen zu sichern. Andere sandte er aus, um die Frau mit dem Kinde aufzufinden, während er die Offiziere bei sich versammelte, um mit ihnen zu überlegen, was zu thun sei. Die Besorgniß dieses Kriegsraths richtete sich besonders auf den Verlust des schönen Forts, wenn es in die Luft gesprengt würde; bald kam aber ein Ab-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0031]
Abend, dann werde ich mein Feuer eröffnen, er soll nicht schonen, denn ich schone ihn beim Teufel nicht; er soll alle seine Hände ausstrecken, er wird mich doch nicht fangen; er hat mir den Schlüssel zum Pulverthurm gegeben, ich will ihn brauchen, und wenn er mich zu fassen meint, fliege ich mit ihm gen Himmel, vom Himmel in die Hölle, das wird Staub geben. — Brunet wagte endlich zu reden und rief hinauf: Gedenkt an unsern gnädigsten König, daß der über Euch steht, ihm werdet Ihr doch nicht widerstreben. Dem antwortete Francoeur: In mir ist der König aller Könige dieser Welt, in mir ist der Teufel, und im Namen des Teufels sage ich euch, redet kein Wort, sonst zerschmettere ich euch. — Nach dieser Drohung packten beide stillschweigend das Ihre zusammen und ließen das Uebrige stehen; sie wußten, daß oben große Steinmassen angehäuft waren, die unter der steilen Felswand Alles zerschmettern konnten. Als sie nach Marseille zum Commandanten kamen, fanden sie ihn schon in Bewegung, denn Basset hatte ihn von Allem unterrichtet; er sendete die beiden Ankommenden mit einem Wagen nach dem Fort, um die Sachen der Frau gegen den drohenden Regen zu sichern. Andere sandte er aus, um die Frau mit dem Kinde aufzufinden, während er die Offiziere bei sich versammelte, um mit ihnen zu überlegen, was zu thun sei. Die Besorgniß dieses Kriegsraths richtete sich besonders auf den Verlust des schönen Forts, wenn es in die Luft gesprengt würde; bald kam aber ein Ab-
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [163]–201. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_invalide_1910/31>, abgerufen am 16.02.2025. |