Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [163]–201. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.dant mit sich laut gesprochen habe, auch sei ja dieser Teufel die Ursache, warum Francoeur vom Regimente fortgekommen. Und wer brachte dem Commandanten die Nachricht? fragte Francoeur zitternd. -- Eure Frau, antwortete Jener, aber in der besten Absicht, um Euch zu entschuldigen, wenn Ihr hier wilde Streiche machtet. -- Wir sind geschieden, schrie Francoeur und schlug sich vor den Kopf, sie hat mich verrathen, mich vernichtet, hat Heimlichkeiten mit dem Commandanten, sie hat unendlich viel für mich gethan und gelitten, sie hat mir unendlich wehe gethan, ich bin ihr Nichts mehr schuldig, wir sind geschieden! -- Allmählich schien er stiller zu werden, je lauter es in ihm wurde; er sah wieder den schwarzen Geistlichen vor Augen, wie die vom tollen Hunde Gebissenen den Hund immer zu sehen meinen, da trat Vater Philipp in den Garten, und er ging mit Heftigkeit auf ihn zu, um zu fragen, was er wolle. Dieser meinte, seine Beschwörung anbringen zu müssen, redete den Teufel heftig an, indem er seine Hände in kreuzenden Linien über Francoeur bewegte. Das Alles empörte Francoeur, er gebot ihm als Commandant des Forts, den Platz sogleich zu verlassen. Aber der erschrockene Philipp eiferte um so heftiger gegen den Teufel in Francoeur, und als er sogar seinen Stab erhob, ertrug Francoeur's militärischer Stolz diese Drohung nicht. Mit wüthender Stärke ergriff er den kleinen Philipp bei seinem Mantel und warf ihn über das Gitter, das den Eingang schützte, und wäre der gute dant mit sich laut gesprochen habe, auch sei ja dieser Teufel die Ursache, warum Francoeur vom Regimente fortgekommen. Und wer brachte dem Commandanten die Nachricht? fragte Francoeur zitternd. — Eure Frau, antwortete Jener, aber in der besten Absicht, um Euch zu entschuldigen, wenn Ihr hier wilde Streiche machtet. — Wir sind geschieden, schrie Francoeur und schlug sich vor den Kopf, sie hat mich verrathen, mich vernichtet, hat Heimlichkeiten mit dem Commandanten, sie hat unendlich viel für mich gethan und gelitten, sie hat mir unendlich wehe gethan, ich bin ihr Nichts mehr schuldig, wir sind geschieden! — Allmählich schien er stiller zu werden, je lauter es in ihm wurde; er sah wieder den schwarzen Geistlichen vor Augen, wie die vom tollen Hunde Gebissenen den Hund immer zu sehen meinen, da trat Vater Philipp in den Garten, und er ging mit Heftigkeit auf ihn zu, um zu fragen, was er wolle. Dieser meinte, seine Beschwörung anbringen zu müssen, redete den Teufel heftig an, indem er seine Hände in kreuzenden Linien über Francoeur bewegte. Das Alles empörte Francoeur, er gebot ihm als Commandant des Forts, den Platz sogleich zu verlassen. Aber der erschrockene Philipp eiferte um so heftiger gegen den Teufel in Francoeur, und als er sogar seinen Stab erhob, ertrug Francoeur's militärischer Stolz diese Drohung nicht. Mit wüthender Stärke ergriff er den kleinen Philipp bei seinem Mantel und warf ihn über das Gitter, das den Eingang schützte, und wäre der gute <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0027"/> dant mit sich laut gesprochen habe, auch sei ja dieser Teufel die Ursache, warum Francoeur vom Regimente fortgekommen. Und wer brachte dem Commandanten die Nachricht? fragte Francoeur zitternd. — Eure Frau, antwortete Jener, aber in der besten Absicht, um Euch zu entschuldigen, wenn Ihr hier wilde Streiche machtet. — Wir sind geschieden, schrie Francoeur und schlug sich vor den Kopf, sie hat mich verrathen, mich vernichtet, hat Heimlichkeiten mit dem Commandanten, sie hat unendlich viel für mich gethan und gelitten, sie hat mir unendlich wehe gethan, ich bin ihr Nichts mehr schuldig, wir sind geschieden! — Allmählich schien er stiller zu werden, je lauter es in ihm wurde; er sah wieder den schwarzen Geistlichen vor Augen, wie die vom tollen Hunde Gebissenen den Hund immer zu sehen meinen, da trat Vater Philipp in den Garten, und er ging mit Heftigkeit auf ihn zu, um zu fragen, was er wolle. Dieser meinte, seine Beschwörung anbringen zu müssen, redete den Teufel heftig an, indem er seine Hände in kreuzenden Linien über Francoeur bewegte. Das Alles empörte Francoeur, er gebot ihm als Commandant des Forts, den Platz sogleich zu verlassen. Aber der erschrockene Philipp eiferte um so heftiger gegen den Teufel in Francoeur, und als er sogar seinen Stab erhob, ertrug Francoeur's militärischer Stolz diese Drohung nicht. Mit wüthender Stärke ergriff er den kleinen Philipp bei seinem Mantel und warf ihn über das Gitter, das den Eingang schützte, und wäre der gute<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0027]
dant mit sich laut gesprochen habe, auch sei ja dieser Teufel die Ursache, warum Francoeur vom Regimente fortgekommen. Und wer brachte dem Commandanten die Nachricht? fragte Francoeur zitternd. — Eure Frau, antwortete Jener, aber in der besten Absicht, um Euch zu entschuldigen, wenn Ihr hier wilde Streiche machtet. — Wir sind geschieden, schrie Francoeur und schlug sich vor den Kopf, sie hat mich verrathen, mich vernichtet, hat Heimlichkeiten mit dem Commandanten, sie hat unendlich viel für mich gethan und gelitten, sie hat mir unendlich wehe gethan, ich bin ihr Nichts mehr schuldig, wir sind geschieden! — Allmählich schien er stiller zu werden, je lauter es in ihm wurde; er sah wieder den schwarzen Geistlichen vor Augen, wie die vom tollen Hunde Gebissenen den Hund immer zu sehen meinen, da trat Vater Philipp in den Garten, und er ging mit Heftigkeit auf ihn zu, um zu fragen, was er wolle. Dieser meinte, seine Beschwörung anbringen zu müssen, redete den Teufel heftig an, indem er seine Hände in kreuzenden Linien über Francoeur bewegte. Das Alles empörte Francoeur, er gebot ihm als Commandant des Forts, den Platz sogleich zu verlassen. Aber der erschrockene Philipp eiferte um so heftiger gegen den Teufel in Francoeur, und als er sogar seinen Stab erhob, ertrug Francoeur's militärischer Stolz diese Drohung nicht. Mit wüthender Stärke ergriff er den kleinen Philipp bei seinem Mantel und warf ihn über das Gitter, das den Eingang schützte, und wäre der gute
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [163]–201. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_invalide_1910/27>, abgerufen am 16.02.2025. |