Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [163]–201. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.rathet hat, als er am Kopf verwundet in Leipzig gefangen lag? Erzählen Sie, das ist eine seltne Liebe! Was waren Ihre Eltern, legten die Ihnen keine Hindernisse in den Weg? Und was hat denn Ihr Mann für scherzhafte Grillen als Folge seiner Kopfwunde behalten, die ihn zum Felddienste untauglich machten, obgleich er als der bravste und geschickteste Sergeant, als die Seele des Regiments geachtet wurde? -- Gnädiger Herr, antwortete die Frau mit neuer Betrübniß, meine Liebe trägt die Schuld von alle dem Unglück, -- ich habe meinen Mann unglücklich gemacht und nicht jene Wunde, meine Liebe hat den Teufel in ihn gebracht und plagt ihn und verwirrt seine Sinne. Statt mit den Soldaten zu exerciren, fängt er zuweilen an, ihnen ungeheure, ihm vom Teufel eingegebene Sprünge vorzumachen, und verlangt, daß sie ihm diese nachmachen; oder er schneidet ihnen Gesichter, daß ihnen der Schreck in alle Glieder fährt, und verlangt, daß sie sich dabei nicht rühren noch regen, und neulich, was endlich dem Fasse den Boden ausschlug, warf er den commandirenden General, der in einer Affaire den Rückzug des Regiments befahl, vom Pferde, setzte sich darauf und nahm mit dem Regimente die Batterie fort. -- Ein Teufelskerl, rief der Commandant, wenn doch so ein Teufel in alle unsre commandirenden Generale führe, so hätten wir kein zweites Roßbach zu fürchten; ist Ihre Liebe solche Teufelsfabrik, so wünschte ich, Sie liebten unsre ganze Armee. -- Leider im Fluche meiner Mutter, seufzte die Frau. rathet hat, als er am Kopf verwundet in Leipzig gefangen lag? Erzählen Sie, das ist eine seltne Liebe! Was waren Ihre Eltern, legten die Ihnen keine Hindernisse in den Weg? Und was hat denn Ihr Mann für scherzhafte Grillen als Folge seiner Kopfwunde behalten, die ihn zum Felddienste untauglich machten, obgleich er als der bravste und geschickteste Sergeant, als die Seele des Regiments geachtet wurde? — Gnädiger Herr, antwortete die Frau mit neuer Betrübniß, meine Liebe trägt die Schuld von alle dem Unglück, — ich habe meinen Mann unglücklich gemacht und nicht jene Wunde, meine Liebe hat den Teufel in ihn gebracht und plagt ihn und verwirrt seine Sinne. Statt mit den Soldaten zu exerciren, fängt er zuweilen an, ihnen ungeheure, ihm vom Teufel eingegebene Sprünge vorzumachen, und verlangt, daß sie ihm diese nachmachen; oder er schneidet ihnen Gesichter, daß ihnen der Schreck in alle Glieder fährt, und verlangt, daß sie sich dabei nicht rühren noch regen, und neulich, was endlich dem Fasse den Boden ausschlug, warf er den commandirenden General, der in einer Affaire den Rückzug des Regiments befahl, vom Pferde, setzte sich darauf und nahm mit dem Regimente die Batterie fort. — Ein Teufelskerl, rief der Commandant, wenn doch so ein Teufel in alle unsre commandirenden Generale führe, so hätten wir kein zweites Roßbach zu fürchten; ist Ihre Liebe solche Teufelsfabrik, so wünschte ich, Sie liebten unsre ganze Armee. — Leider im Fluche meiner Mutter, seufzte die Frau. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0014"/> rathet hat, als er am Kopf verwundet in Leipzig gefangen lag? Erzählen Sie, das ist eine seltne Liebe! Was waren Ihre Eltern, legten die Ihnen keine Hindernisse in den Weg? Und was hat denn Ihr Mann für scherzhafte Grillen als Folge seiner Kopfwunde behalten, die ihn zum Felddienste untauglich machten, obgleich er als der bravste und geschickteste Sergeant, als die Seele des Regiments geachtet wurde? — Gnädiger Herr, antwortete die Frau mit neuer Betrübniß, meine Liebe trägt die Schuld von alle dem Unglück, — ich habe meinen Mann unglücklich gemacht und nicht jene Wunde, meine Liebe hat den Teufel in ihn gebracht und plagt ihn und verwirrt seine Sinne. Statt mit den Soldaten zu exerciren, fängt er zuweilen an, ihnen ungeheure, ihm vom Teufel eingegebene Sprünge vorzumachen, und verlangt, daß sie ihm diese nachmachen; oder er schneidet ihnen Gesichter, daß ihnen der Schreck in alle Glieder fährt, und verlangt, daß sie sich dabei nicht rühren noch regen, und neulich, was endlich dem Fasse den Boden ausschlug, warf er den commandirenden General, der in einer Affaire den Rückzug des Regiments befahl, vom Pferde, setzte sich darauf und nahm mit dem Regimente die Batterie fort. — Ein Teufelskerl, rief der Commandant, wenn doch so ein Teufel in alle unsre commandirenden Generale führe, so hätten wir kein zweites Roßbach zu fürchten; ist Ihre Liebe solche Teufelsfabrik, so wünschte ich, Sie liebten unsre ganze Armee. — Leider im Fluche meiner Mutter, seufzte die Frau.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0014]
rathet hat, als er am Kopf verwundet in Leipzig gefangen lag? Erzählen Sie, das ist eine seltne Liebe! Was waren Ihre Eltern, legten die Ihnen keine Hindernisse in den Weg? Und was hat denn Ihr Mann für scherzhafte Grillen als Folge seiner Kopfwunde behalten, die ihn zum Felddienste untauglich machten, obgleich er als der bravste und geschickteste Sergeant, als die Seele des Regiments geachtet wurde? — Gnädiger Herr, antwortete die Frau mit neuer Betrübniß, meine Liebe trägt die Schuld von alle dem Unglück, — ich habe meinen Mann unglücklich gemacht und nicht jene Wunde, meine Liebe hat den Teufel in ihn gebracht und plagt ihn und verwirrt seine Sinne. Statt mit den Soldaten zu exerciren, fängt er zuweilen an, ihnen ungeheure, ihm vom Teufel eingegebene Sprünge vorzumachen, und verlangt, daß sie ihm diese nachmachen; oder er schneidet ihnen Gesichter, daß ihnen der Schreck in alle Glieder fährt, und verlangt, daß sie sich dabei nicht rühren noch regen, und neulich, was endlich dem Fasse den Boden ausschlug, warf er den commandirenden General, der in einer Affaire den Rückzug des Regiments befahl, vom Pferde, setzte sich darauf und nahm mit dem Regimente die Batterie fort. — Ein Teufelskerl, rief der Commandant, wenn doch so ein Teufel in alle unsre commandirenden Generale führe, so hätten wir kein zweites Roßbach zu fürchten; ist Ihre Liebe solche Teufelsfabrik, so wünschte ich, Sie liebten unsre ganze Armee. — Leider im Fluche meiner Mutter, seufzte die Frau.
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von: Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [163]–201. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_invalide_1910/14>, abgerufen am 27.07.2024. |