Arndts, Maria: Der Juhschrei auf der Halseralm. Novelle aus dem bayerischen Gebirgslande. Dresden, 1875.Franz lieber ist als der Seppl. Nun, mich freut's von Her- 24. Das schönste Fest. Jm Adlerhof sollte noch im September Hochzeit sein, Franz lieber iſt als der Seppl. Nun, mich freut’s von Her- 24. Das ſchönſte Feſt. Jm Adlerhof ſollte noch im September Hochzeit ſein, <TEI> <text> <body> <div type="chapter"> <p><pb facs="#f0069"/> Franz lieber iſt als der Seppl. Nun, mich freut’s von Her-<lb/> zen!“ — Um aber gleich dieſen fröhlichen Moment feſtzuhalten<lb/> und die früheren traurigen Geſpräche zu verwiſchen, holte der<lb/> Franzl ſeine Zither, legte ſie vor ſich auf den Tiſch und fing<lb/> an eine Menge der anmuthigſten Ländler und Lieder zu ſpielen.<lb/> Mit Entzücken hingen die Augen der Resl an den geſchickten<lb/> Fingern ihres geliebten Franz, und der Alte in ſeinem be-<lb/> quemen Lederſtuhle und neben ihm die Luxbäuerin lauſchten mit<lb/> nicht weniger Vergnügen den traulichen Tönen dieſes ober-<lb/> bayeriſchen Nationalinſtrumentes.</p><lb/> </div> <div type="chapter"> <head>24. Das ſchönſte Feſt.</head><lb/> <p>Jm Adlerhof ſollte noch im September Hochzeit ſein,<lb/> denn der König ließ den Wunſch laut werden, daß ſie noch<lb/> ſtattfinden möge, ehe er in ſeine Reſidenz zurück kehrt. Es<lb/> koſtete aber große Anſtrengungen, mit allen Vorbereitungen<lb/> dazu fertig zu werden, denn der Adler dachte: „Bekomme ich<lb/> auch nicht den reichſten Schwiegerſohn, ſo will ich wenigſtens<lb/> eine Hochzeit halten laſſen, ſo glänzend, wie ſeit lange keine<lb/> geſehen wurde.“ Er wollte auch dem jungen Paar, bis auf<lb/> einen kleinen Antheil, das ganze Haus überlaſſen, und für die<lb/> Mutter des Franz kaufte die Resl aus ihren erſparten Kreuzern<lb/> ganz in der Nähe ein recht nettes Häuschen. — Auch die Leni<lb/> war eine ſehr vergnügte Braut, und der Zukunft etwas vor-<lb/> greifend, können wir hier einſchalten, daß mit ihr auch im<lb/> Kuglerhof wieder Friede und Freude ihren Einzug hielten. Die<lb/> Ehe wurde eine durchaus glückliche, und die Leni wußte ein ſo<lb/> angemeſſenes und doch ſanftes Regiment zu führen, daß es nicht<lb/> allein dem Seppel unmöglich geweſen wäre, nur einen Anſatz<lb/> zu irgend einer Ausſchweifung zu machen, — ſogar der alte<lb/> Jakob wurde durch das gute Beiſpiel ſeiner Kinder wieder ganz<lb/> manierlich und mäßig, und ſeine Stafi erlebte noch gute Tage<lb/> an ſeiner Seite. — Beſondere Freude machte es aber jetzt der<lb/> Leni, daß ſie bei ihrer lieben Resl, und zwar zum zweiten<lb/> Mal, Brautjungfer werden konnte. — Nach vierzehn Tagen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0069]
Franz lieber iſt als der Seppl. Nun, mich freut’s von Her-
zen!“ — Um aber gleich dieſen fröhlichen Moment feſtzuhalten
und die früheren traurigen Geſpräche zu verwiſchen, holte der
Franzl ſeine Zither, legte ſie vor ſich auf den Tiſch und fing
an eine Menge der anmuthigſten Ländler und Lieder zu ſpielen.
Mit Entzücken hingen die Augen der Resl an den geſchickten
Fingern ihres geliebten Franz, und der Alte in ſeinem be-
quemen Lederſtuhle und neben ihm die Luxbäuerin lauſchten mit
nicht weniger Vergnügen den traulichen Tönen dieſes ober-
bayeriſchen Nationalinſtrumentes.
24. Das ſchönſte Feſt.
Jm Adlerhof ſollte noch im September Hochzeit ſein,
denn der König ließ den Wunſch laut werden, daß ſie noch
ſtattfinden möge, ehe er in ſeine Reſidenz zurück kehrt. Es
koſtete aber große Anſtrengungen, mit allen Vorbereitungen
dazu fertig zu werden, denn der Adler dachte: „Bekomme ich
auch nicht den reichſten Schwiegerſohn, ſo will ich wenigſtens
eine Hochzeit halten laſſen, ſo glänzend, wie ſeit lange keine
geſehen wurde.“ Er wollte auch dem jungen Paar, bis auf
einen kleinen Antheil, das ganze Haus überlaſſen, und für die
Mutter des Franz kaufte die Resl aus ihren erſparten Kreuzern
ganz in der Nähe ein recht nettes Häuschen. — Auch die Leni
war eine ſehr vergnügte Braut, und der Zukunft etwas vor-
greifend, können wir hier einſchalten, daß mit ihr auch im
Kuglerhof wieder Friede und Freude ihren Einzug hielten. Die
Ehe wurde eine durchaus glückliche, und die Leni wußte ein ſo
angemeſſenes und doch ſanftes Regiment zu führen, daß es nicht
allein dem Seppel unmöglich geweſen wäre, nur einen Anſatz
zu irgend einer Ausſchweifung zu machen, — ſogar der alte
Jakob wurde durch das gute Beiſpiel ſeiner Kinder wieder ganz
manierlich und mäßig, und ſeine Stafi erlebte noch gute Tage
an ſeiner Seite. — Beſondere Freude machte es aber jetzt der
Leni, daß ſie bei ihrer lieben Resl, und zwar zum zweiten
Mal, Brautjungfer werden konnte. — Nach vierzehn Tagen
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Zitationshilfe: | Arndts, Maria: Der Juhschrei auf der Halseralm. Novelle aus dem bayerischen Gebirgslande. Dresden, 1875, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndts_juhschrei_1875/69>, abgerufen am 08.07.2024. |