Arndts, Maria: Der Juhschrei auf der Halseralm. Novelle aus dem bayerischen Gebirgslande. Dresden, 1875.jetzt sag' mir nur Eines, Resl, und nachher, -- schau', ich geb' jetzt ſag’ mir nur Eines, Resl, und nachher, — ſchau’, ich geb’ <TEI> <text> <body> <div type="chapter"> <p><pb facs="#f0053"/> jetzt ſag’ mir nur Eines, Resl, und nachher, — ſchau’, ich geb’<lb/> dir die Hand darauf, — will ich dir mein Leben lang nicht<lb/> mehr unter die Augen kommen, wenn du’s nicht ſelber ver-<lb/> langſt, — ſag’ mir doch, ob du denn vielleicht mir ein Bisl<lb/> gut biſt?“ „Franz“, ſagte die Resl, „das geht ſchon wieder<lb/> weit über’s G’ſpiel.“ „Nur das eine Wort, Resl!“ bat er noch<lb/> dringender. „Nein, Franz, jetzt einmal nicht, vielleicht nachher“,<lb/> ſetzte ſie mit weicher Stimme bei, „wenn du gehſt, und ein<lb/> Paar Klafter tief unten biſt, dann will ich dir nachrufen, was<lb/> ich mir denk’! weil du aber ſo gern einen Weihbüſchel von der<lb/> Halſerſpitz hätt’ſt, ſo nimm <hi rendition="#g">den</hi> da, den ich für unſer Dorf<lb/> gemacht hab’, ich kann ja leicht einen friſchen finden.“ „Jch<lb/> dank dir ſchön, Resl, morgen auf Maria Himmelfahrt leg’ ich<lb/> ihn in unſerer Pfarrkirch’ auf den Altar.“ „Siehſt du“, fuhr<lb/> ſie fort, „den andern Strauß da hab’ ich für mein Mutter-<lb/> gottesbild gemacht, das der Blitz beim Einſchlagen ſo merk-<lb/> würdig verſchont hat.“ „Ja, was wär’ das“, ſagte Franz er-<lb/> ſtaunt, „das iſt ja ein ganzes Wunder. Dich muß ja die<lb/> Muttergottes ſchon gar lieb haben, Resl.“ „Ei, das wär’ mir<lb/> freilich das Allerliebſte“, erwiederte ſie. Aber gerade dieſe Be-<lb/> merkung ermahnte ſie zur Wachſamkeit, und darum erinnerte<lb/> ſie den Beſucher: „Jetzt geh’, Franz, es iſt nicht gut, wenn wir<lb/> länger bei einander ſind. Weißt’, ich möcht’ den anderen<lb/> Sennerinnen kein böſes Beiſpiel geben.“ „Ja, du haſt Recht,<lb/> Resl“, ſtimmte Franz ihr bei, „du biſt geſcheidter als ich.“<lb/> „Jetzt ſag’ ich dir, b’hüt’ Gott, und geh!“ „Grüß mir deine<lb/> Mutter ſchön im Bad.“ „Ja, das will ich thun, Resl, und<lb/> bet’ halt für mich, wenn du vor deinem Bildſtöckel knieſt.“<lb/> Noch einmal ſchüttelte er ihr die Hand und ſtieg dann hinunter.<lb/> Als er aber ein Paar Klafter tiefer zu ſein glaubte, ſchwenkte<lb/> er den Hut und rief hinauf: „Jetzt, Resl, Ja oder Nein?“<lb/> „Nun, – in Gottes Namen, <hi rendition="#g">Ja</hi>“, rief ſie ihm nach. Jm<lb/> nächſten Augenblick ertönte aber ein Juſchrei mit ſolcher Ge-<lb/> walt, daß die Felſen ringsum im Echo wiederholten: Juhe!<lb/> Juhe! Juhe! denn einen ſolchen Freudenſchrei hatten ſie ſchon<lb/> lange nicht mehr gehört.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0053]
jetzt ſag’ mir nur Eines, Resl, und nachher, — ſchau’, ich geb’
dir die Hand darauf, — will ich dir mein Leben lang nicht
mehr unter die Augen kommen, wenn du’s nicht ſelber ver-
langſt, — ſag’ mir doch, ob du denn vielleicht mir ein Bisl
gut biſt?“ „Franz“, ſagte die Resl, „das geht ſchon wieder
weit über’s G’ſpiel.“ „Nur das eine Wort, Resl!“ bat er noch
dringender. „Nein, Franz, jetzt einmal nicht, vielleicht nachher“,
ſetzte ſie mit weicher Stimme bei, „wenn du gehſt, und ein
Paar Klafter tief unten biſt, dann will ich dir nachrufen, was
ich mir denk’! weil du aber ſo gern einen Weihbüſchel von der
Halſerſpitz hätt’ſt, ſo nimm den da, den ich für unſer Dorf
gemacht hab’, ich kann ja leicht einen friſchen finden.“ „Jch
dank dir ſchön, Resl, morgen auf Maria Himmelfahrt leg’ ich
ihn in unſerer Pfarrkirch’ auf den Altar.“ „Siehſt du“, fuhr
ſie fort, „den andern Strauß da hab’ ich für mein Mutter-
gottesbild gemacht, das der Blitz beim Einſchlagen ſo merk-
würdig verſchont hat.“ „Ja, was wär’ das“, ſagte Franz er-
ſtaunt, „das iſt ja ein ganzes Wunder. Dich muß ja die
Muttergottes ſchon gar lieb haben, Resl.“ „Ei, das wär’ mir
freilich das Allerliebſte“, erwiederte ſie. Aber gerade dieſe Be-
merkung ermahnte ſie zur Wachſamkeit, und darum erinnerte
ſie den Beſucher: „Jetzt geh’, Franz, es iſt nicht gut, wenn wir
länger bei einander ſind. Weißt’, ich möcht’ den anderen
Sennerinnen kein böſes Beiſpiel geben.“ „Ja, du haſt Recht,
Resl“, ſtimmte Franz ihr bei, „du biſt geſcheidter als ich.“
„Jetzt ſag’ ich dir, b’hüt’ Gott, und geh!“ „Grüß mir deine
Mutter ſchön im Bad.“ „Ja, das will ich thun, Resl, und
bet’ halt für mich, wenn du vor deinem Bildſtöckel knieſt.“
Noch einmal ſchüttelte er ihr die Hand und ſtieg dann hinunter.
Als er aber ein Paar Klafter tiefer zu ſein glaubte, ſchwenkte
er den Hut und rief hinauf: „Jetzt, Resl, Ja oder Nein?“
„Nun, – in Gottes Namen, Ja“, rief ſie ihm nach. Jm
nächſten Augenblick ertönte aber ein Juſchrei mit ſolcher Ge-
walt, daß die Felſen ringsum im Echo wiederholten: Juhe!
Juhe! Juhe! denn einen ſolchen Freudenſchrei hatten ſie ſchon
lange nicht mehr gehört.
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