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Arndts, Maria: Der Juhschrei auf der Halseralm. Novelle aus dem bayerischen Gebirgslande. Dresden, 1875.

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verschiedene Münzen, auch wohl welche von Gold, und das
Brusttuch war von schwerer, bunter Seide. Auch hatte ein
jedes der Mädchen ein Hochzeitssträußchen angesteckt und ein
Kränzlein auf dem Hut.

Zwischen diesen jugendlichen frischen Paaren tummelten sich
der Hochzeitlader und die Hochzeitsprecher mit ihren Späßen
und drolligen Liedern herum. Dann kam das überraschend
schöne Brautpaar. Die Braut hatte Rock und Jacke von glän-
zend blauer Seide, im Mieder einen großen Blüthenstrauß aus
dem Schloßgarten, und in ihrem reichen, braunen Haar trug sie
einen Myrthenkranz. -- Des Bräutigams Anzug war so fein
und hübsch, daß er von allen andern sich unterschied. Auch der
Franz hatte ein Sträußchen im Knopfloch und sein Hut war
mit Blumen und reichem Federschmuck verziert. -- Dem Braut-
paar reihten sich noch die Ehreneltern in prunkendem Gewand
und die Verwandten an, und den Schluß bildeten die übrigen
geladenen Gäste in festlicher Kleidung.

Als der Zug sich dem Schloß näherte, wo die Herrschaften
an den Fenstern versammelt waren, schwenkten die Burschen
ihre Hüte und grüßten in ihrer Landesart zu den Zuschauern
hinauf, und dann zogen sie alle mit Sang und Klang in den
Festsaal ein.

Schnell waren die Tische je nach ihrer Ordnung besetzt,
die dampfenden Schüsseln mit Knödeln, Würsten, Schmalznudeln
und Braten verschiedener Art wurden aufgetragen, die Krügeln
mit bayrischem Gerstensaft gefüllt, und nach Bedarf wieder ge-
füllt, und schon in kurzer Zeit trat an die Stelle der früheren
Aengstlichkeit und Verlegenheit eine so ungezwungene Heiterkeit,
daß es wirklich schwer zu denken wurde, daß es keine wirkliche
Hochzeit war. Am Liebsten betrachtete man das Brautpaar,
dessen gegenseitiges Benehmen so natürlich vertraut, und doch
auch wieder so bescheiden und angemessen war, daß sich allge-
meines Wohlgefallen darüber aussprach. -- Als sich die Fröh-
lichkeit immer noch mehr steigerte, und das übliche Zutrinken in
Schwung kam, traten die hohen Herrschaften in den Saal und
der König hatte die innigste Freude, seine Unterthanen so glück-

verſchiedene Münzen, auch wohl welche von Gold, und das
Bruſttuch war von ſchwerer, bunter Seide. Auch hatte ein
jedes der Mädchen ein Hochzeitsſträußchen angeſteckt und ein
Kränzlein auf dem Hut.

Zwiſchen dieſen jugendlichen friſchen Paaren tummelten ſich
der Hochzeitlader und die Hochzeitſprecher mit ihren Späßen
und drolligen Liedern herum. Dann kam das überraſchend
ſchöne Brautpaar. Die Braut hatte Rock und Jacke von glän-
zend blauer Seide, im Mieder einen großen Blüthenſtrauß aus
dem Schloßgarten, und in ihrem reichen, braunen Haar trug ſie
einen Myrthenkranz. — Des Bräutigams Anzug war ſo fein
und hübſch, daß er von allen andern ſich unterſchied. Auch der
Franz hatte ein Sträußchen im Knopfloch und ſein Hut war
mit Blumen und reichem Federſchmuck verziert. — Dem Braut-
paar reihten ſich noch die Ehreneltern in prunkendem Gewand
und die Verwandten an, und den Schluß bildeten die übrigen
geladenen Gäſte in feſtlicher Kleidung.

Als der Zug ſich dem Schloß näherte, wo die Herrſchaften
an den Fenſtern verſammelt waren, ſchwenkten die Burſchen
ihre Hüte und grüßten in ihrer Landesart zu den Zuſchauern
hinauf, und dann zogen ſie alle mit Sang und Klang in den
Feſtſaal ein.

Schnell waren die Tiſche je nach ihrer Ordnung beſetzt,
die dampfenden Schüſſeln mit Knödeln, Würſten, Schmalznudeln
und Braten verſchiedener Art wurden aufgetragen, die Krügeln
mit bayriſchem Gerſtenſaft gefüllt, und nach Bedarf wieder ge-
füllt, und ſchon in kurzer Zeit trat an die Stelle der früheren
Aengſtlichkeit und Verlegenheit eine ſo ungezwungene Heiterkeit,
daß es wirklich ſchwer zu denken wurde, daß es keine wirkliche
Hochzeit war. Am Liebſten betrachtete man das Brautpaar,
deſſen gegenſeitiges Benehmen ſo natürlich vertraut, und doch
auch wieder ſo beſcheiden und angemeſſen war, daß ſich allge-
meines Wohlgefallen darüber ausſprach. — Als ſich die Fröh-
lichkeit immer noch mehr ſteigerte, und das übliche Zutrinken in
Schwung kam, traten die hohen Herrſchaften in den Saal und
der König hatte die innigſte Freude, ſeine Unterthanen ſo glück-

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[0033] verſchiedene Münzen, auch wohl welche von Gold, und das Bruſttuch war von ſchwerer, bunter Seide. Auch hatte ein jedes der Mädchen ein Hochzeitsſträußchen angeſteckt und ein Kränzlein auf dem Hut. Zwiſchen dieſen jugendlichen friſchen Paaren tummelten ſich der Hochzeitlader und die Hochzeitſprecher mit ihren Späßen und drolligen Liedern herum. Dann kam das überraſchend ſchöne Brautpaar. Die Braut hatte Rock und Jacke von glän- zend blauer Seide, im Mieder einen großen Blüthenſtrauß aus dem Schloßgarten, und in ihrem reichen, braunen Haar trug ſie einen Myrthenkranz. — Des Bräutigams Anzug war ſo fein und hübſch, daß er von allen andern ſich unterſchied. Auch der Franz hatte ein Sträußchen im Knopfloch und ſein Hut war mit Blumen und reichem Federſchmuck verziert. — Dem Braut- paar reihten ſich noch die Ehreneltern in prunkendem Gewand und die Verwandten an, und den Schluß bildeten die übrigen geladenen Gäſte in feſtlicher Kleidung. Als der Zug ſich dem Schloß näherte, wo die Herrſchaften an den Fenſtern verſammelt waren, ſchwenkten die Burſchen ihre Hüte und grüßten in ihrer Landesart zu den Zuſchauern hinauf, und dann zogen ſie alle mit Sang und Klang in den Feſtſaal ein. Schnell waren die Tiſche je nach ihrer Ordnung beſetzt, die dampfenden Schüſſeln mit Knödeln, Würſten, Schmalznudeln und Braten verſchiedener Art wurden aufgetragen, die Krügeln mit bayriſchem Gerſtenſaft gefüllt, und nach Bedarf wieder ge- füllt, und ſchon in kurzer Zeit trat an die Stelle der früheren Aengſtlichkeit und Verlegenheit eine ſo ungezwungene Heiterkeit, daß es wirklich ſchwer zu denken wurde, daß es keine wirkliche Hochzeit war. Am Liebſten betrachtete man das Brautpaar, deſſen gegenſeitiges Benehmen ſo natürlich vertraut, und doch auch wieder ſo beſcheiden und angemeſſen war, daß ſich allge- meines Wohlgefallen darüber ausſprach. — Als ſich die Fröh- lichkeit immer noch mehr ſteigerte, und das übliche Zutrinken in Schwung kam, traten die hohen Herrſchaften in den Saal und der König hatte die innigſte Freude, ſeine Unterthanen ſo glück-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Andreas Hungeling / https://www.stimm-los.de/: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-06-17T10:39:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-06-17T10:39:18Z)

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Zitationshilfe: Arndts, Maria: Der Juhschrei auf der Halseralm. Novelle aus dem bayerischen Gebirgslande. Dresden, 1875, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndts_juhschrei_1875/33>, abgerufen am 23.11.2024.