Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610.

Bild:
<< vorherige Seite

Ohne Versöhnung des Nechsten
Job. 1.Da Job hörete/ daß jhm sein Haab vnd
Gut genommen war/ sprach er: Der
Herr hats gegeben/ der Herr hats
genommen/ der Name des Herren
Schön
Bilde
Job.
sey gebenedeyet/ vnd betrübet sich nicht
so gar hart. Da er aber hörete/ dz seine
Kinder waren vmbkommen/ zerrisse er
seine Kleider vnd hatte sich vil kläglicher.
Die Kinder bedeuten eines jeden Men-
schen seinen Nechsten/ wenn er höret/ dz
es seinen Nechsten vbel gehet/ sol es jme
mehr zu Hertzen gehen/ als wenn er sein
eigen Gut verlöhre. Denn das ist der
Liebe Art/ daß sie sich vmb jhr eigen
Vnglück nicht so sehr bekümmert/ als
Selig le-
ben in der
Liebe.
vber des Nechsten Schaden. Ach wie ein
selig leben were auff Erden/ wenn wir
alle in der Liebe wandelten/ da würde
niemand den andern betriegen/ vervor-
theilen vnd beleidigen.

Darumb hat GOtt in der Schöpf-
fung nicht mehr den einen Menschen
geschaffen/ vnd die Eva auß dem-
selbigen hernach erbawet/ von welcher

einigen

Ohne Verſoͤhnung des Nechſten
Job. 1.Da Job hoͤrete/ daß jhm ſein Haab vñ
Gut genommen war/ ſprach er: Der
Herr hats gegeben/ der Herr hats
genommen/ der Name des Herren
Schoͤn
Bilde
Job.
ſey gebenedeyet/ vnd betruͤbet ſich nicht
ſo gar hart. Da er aber hoͤrete/ dz ſeine
Kinder waren vmbkommen/ zerriſſe er
ſeine Kleider vñ hatte ſich vil klaͤglicher.
Die Kinder bedeutẽ eines jeden Men-
ſchen ſeinen Nechſten/ weñ er hoͤret/ dz
es ſeinen Nechſtẽ vbel gehet/ ſol es jme
mehr zu Hertzen gehen/ als weñ er ſein
eigen Gut verloͤhre. Denn das iſt der
Liebe Art/ daß ſie ſich vmb jhr eigen
Vngluͤck nicht ſo ſehr bekuͤmmert/ als
Selig le-
ben in der
Liebe.
vber des Nechſtẽ Schaden. Ach wie ein
ſelig leben were auff Erden/ wenn wir
alle in der Liebe wandelten/ da wuͤrde
niemand den andern betriegen/ vervor-
theilen vnd beleidigen.

Darumb hat GOtt in der Schoͤpf-
fung nicht mehr den einen Menſchen
geſchaffen/ vnd die Eva auß dem-
ſelbigen hernach erbawet/ von welcher

einigen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0330" n="298"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ohne Ver&#x017F;o&#x0364;hnung des Nech&#x017F;ten</hi></fw><lb/><note place="left">Job. 1.</note>Da Job ho&#x0364;rete/ daß jhm &#x017F;ein Haab vn&#x0303;<lb/>
Gut genommen war/ &#x017F;prach er: Der<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herr</hi></hi> hats gegeben/ der <hi rendition="#k">He</hi>rr hats<lb/>
genommen/ der Name des <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herren</hi></hi><lb/><note place="left">Scho&#x0364;n<lb/>
Bilde<lb/>
Job.</note>&#x017F;ey gebenedeyet/ vnd betru&#x0364;bet &#x017F;ich nicht<lb/>
&#x017F;o gar hart. Da er aber ho&#x0364;rete/ dz &#x017F;eine<lb/>
Kinder waren vmbkommen/ zerri&#x017F;&#x017F;e er<lb/>
&#x017F;eine Kleider vn&#x0303; hatte &#x017F;ich vil kla&#x0364;glicher.<lb/>
Die Kinder bedeute&#x0303; eines jeden Men-<lb/>
&#x017F;chen &#x017F;einen Nech&#x017F;ten/ wen&#x0303; er ho&#x0364;ret/ dz<lb/>
es &#x017F;einen Nech&#x017F;te&#x0303; vbel gehet/ &#x017F;ol es jme<lb/>
mehr zu Hertzen gehen/ als wen&#x0303; er &#x017F;ein<lb/>
eigen Gut verlo&#x0364;hre. Denn das i&#x017F;t der<lb/>
Liebe Art/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich vmb jhr eigen<lb/>
Vnglu&#x0364;ck nicht &#x017F;o &#x017F;ehr beku&#x0364;mmert/ als<lb/><note place="left">Selig le-<lb/>
ben in der<lb/>
Liebe.</note>vber des Nech&#x017F;te&#x0303; Schaden. Ach wie ein<lb/>
&#x017F;elig leben were auff Erden/ wenn wir<lb/>
alle in der Liebe wandelten/ da wu&#x0364;rde<lb/>
niemand den andern betriegen/ vervor-<lb/>
theilen vnd beleidigen.</p><lb/>
          <p>Darumb hat GOtt in der Scho&#x0364;pf-<lb/>
fung nicht mehr den einen Men&#x017F;chen<lb/>
ge&#x017F;chaffen/ vnd die Eva auß dem-<lb/>
&#x017F;elbigen hernach erbawet/ von welcher<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einigen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[298/0330] Ohne Verſoͤhnung des Nechſten Da Job hoͤrete/ daß jhm ſein Haab vñ Gut genommen war/ ſprach er: Der Herr hats gegeben/ der Herr hats genommen/ der Name des Herren ſey gebenedeyet/ vnd betruͤbet ſich nicht ſo gar hart. Da er aber hoͤrete/ dz ſeine Kinder waren vmbkommen/ zerriſſe er ſeine Kleider vñ hatte ſich vil klaͤglicher. Die Kinder bedeutẽ eines jeden Men- ſchen ſeinen Nechſten/ weñ er hoͤret/ dz es ſeinen Nechſtẽ vbel gehet/ ſol es jme mehr zu Hertzen gehen/ als weñ er ſein eigen Gut verloͤhre. Denn das iſt der Liebe Art/ daß ſie ſich vmb jhr eigen Vngluͤck nicht ſo ſehr bekuͤmmert/ als vber des Nechſtẽ Schaden. Ach wie ein ſelig leben were auff Erden/ wenn wir alle in der Liebe wandelten/ da wuͤrde niemand den andern betriegen/ vervor- theilen vnd beleidigen. Job. 1. Schoͤn Bilde Job. Selig le- ben in der Liebe. Darumb hat GOtt in der Schoͤpf- fung nicht mehr den einen Menſchen geſchaffen/ vnd die Eva auß dem- ſelbigen hernach erbawet/ von welcher einigen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die "Urausgabe" des ersten Teils von Johann Arndt… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum01_1610
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum01_1610/330
Zitationshilfe: Arndt, Johann: Von wahrem Christenthumb. Bd. 1. Magdeburg, 1610, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum01_1610/330>, abgerufen am 22.12.2024.