Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Julius Hart. Auf der Treppe knirscht Leise noch sein Fuß, Schwer die Thüre fällt Wie ein Todesgruß. Wie ein Todesgruß! Und der Traum zerrinnt ... In die heiße Nacht Stöhnt der Morgenwind. Eben noch so reich An verliebter Gluth, Jetzt so arm und leer, Und verstört mein Muth. Thränennaß mein Blick, Und mein Kopf so schwer, -- Alles gab ich hin, Und ich hab' nichts mehr. Und besäß ich's noch, Wieder gäb' ich's dir, Träf dein Liebeskuß Mund und Seele mir. Dennoch weiß ich's wohl, Aus den Nebeln dort Webt in meinen Tag Tod und Schmach sich fort. Finster starrt mich an Ein Medusenhaupt, Meine Zukunft du, Schlangenwirrumlaubt. Zu so wenig Lust, So viel Leid erkorn -- Mutter, Fluch auf dich, Daß du mich geborn! Julius Hart. Auf der Treppe knirſcht Leiſe noch ſein Fuß, Schwer die Thüre fällt Wie ein Todesgruß. Wie ein Todesgruß! Und der Traum zerrinnt … In die heiße Nacht Stöhnt der Morgenwind. Eben noch ſo reich An verliebter Gluth, Jetzt ſo arm und leer, Und verſtört mein Muth. Thränennaß mein Blick, Und mein Kopf ſo ſchwer, — Alles gab ich hin, Und ich hab’ nichts mehr. Und beſäß ich’s noch, Wieder gäb’ ich’s dir, Träf dein Liebeskuß Mund und Seele mir. Dennoch weiß ich’s wohl, Aus den Nebeln dort Webt in meinen Tag Tod und Schmach ſich fort. Finſter ſtarrt mich an Ein Meduſenhaupt, Meine Zukunft du, Schlangenwirrumlaubt. Zu ſo wenig Luſt, So viel Leid erkorn — Mutter, Fluch auf dich, Daß du mich geborn! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0076" n="58"/> <fw place="top" type="header">Julius Hart.</fw><lb/> <lg n="3"> <l>Auf der Treppe knirſcht</l><lb/> <l>Leiſe noch ſein Fuß,</l><lb/> <l>Schwer die Thüre fällt</l><lb/> <l>Wie ein Todesgruß.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Wie ein Todesgruß!</l><lb/> <l>Und der Traum zerrinnt …</l><lb/> <l>In die heiße Nacht</l><lb/> <l>Stöhnt der Morgenwind.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Eben noch ſo reich</l><lb/> <l>An verliebter Gluth,</l><lb/> <l>Jetzt ſo arm und leer,</l><lb/> <l>Und verſtört mein Muth.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Thränennaß mein Blick,</l><lb/> <l>Und mein Kopf ſo ſchwer, —</l><lb/> <l>Alles gab ich hin,</l><lb/> <l>Und ich hab’ nichts mehr.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Und beſäß ich’s noch,</l><lb/> <l>Wieder gäb’ ich’s dir,</l><lb/> <l>Träf dein Liebeskuß</l><lb/> <l>Mund und Seele mir.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Dennoch weiß ich’s wohl,</l><lb/> <l>Aus den Nebeln dort</l><lb/> <l>Webt in meinen Tag</l><lb/> <l>Tod und Schmach ſich fort.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Finſter ſtarrt mich an</l><lb/> <l>Ein Meduſenhaupt,</l><lb/> <l>Meine Zukunft du,</l><lb/> <l>Schlangenwirrumlaubt.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Zu ſo wenig Luſt,</l><lb/> <l>So viel Leid erkorn —</l><lb/> <l>Mutter, Fluch auf dich,</l><lb/> <l>Daß du mich geborn!</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [58/0076]
Julius Hart.
Auf der Treppe knirſcht
Leiſe noch ſein Fuß,
Schwer die Thüre fällt
Wie ein Todesgruß.
Wie ein Todesgruß!
Und der Traum zerrinnt …
In die heiße Nacht
Stöhnt der Morgenwind.
Eben noch ſo reich
An verliebter Gluth,
Jetzt ſo arm und leer,
Und verſtört mein Muth.
Thränennaß mein Blick,
Und mein Kopf ſo ſchwer, —
Alles gab ich hin,
Und ich hab’ nichts mehr.
Und beſäß ich’s noch,
Wieder gäb’ ich’s dir,
Träf dein Liebeskuß
Mund und Seele mir.
Dennoch weiß ich’s wohl,
Aus den Nebeln dort
Webt in meinen Tag
Tod und Schmach ſich fort.
Finſter ſtarrt mich an
Ein Meduſenhaupt,
Meine Zukunft du,
Schlangenwirrumlaubt.
Zu ſo wenig Luſt,
So viel Leid erkorn —
Mutter, Fluch auf dich,
Daß du mich geborn!
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