Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Oscar Linke. Gebet. Originalbeitrag. O gold'nes Licht, dein blendendes Strahlenkleid Umhülle mir von Neuem den müden Geist: Vergessen such' ich, Adleraufschwung Ueber die Tiefe des düst'ren Lebens. Nur du allein giebst Frieden und Wonnelust; O wende nicht dein göttliches Vateraug' Von deinem Kind, das sich hinaussehnt Ueber die Enge des düst'ren Lebens. O lass in deiner allhinleuchtenden Nacht Alswie ein Kind am blumigen Alpenhang Mich selig ruh'n, empor mich träumen Ueber die Schwere des düst'ren Lebens! Die Todtenuhr. Originalbeitrag. Bei winternächt'ger Stille Im lampenhellen Zimmer Lag ich in tiefen Träumen Auf grünem Pfühl -- wie immer! Dazwischen pochte nur So geisterhaft die Todtenuhr. Und vor mir stand bezaubernd Aus alter Zeit die Schöne; Die stummen Augen sprachen Wie sel'ge Liebestöne ... Dann hört' ich wieder nur So geisterhaft die Todtenuhr. Oscar Linke. Gebet. Originalbeitrag. O gold’nes Licht, dein blendendes Strahlenkleid Umhülle mir von Neuem den müden Geiſt: Vergeſſen ſuch’ ich, Adleraufſchwung Ueber die Tiefe des düſt’ren Lebens. Nur du allein giebſt Frieden und Wonneluſt; O wende nicht dein göttliches Vateraug’ Von deinem Kind, das ſich hinausſehnt Ueber die Enge des düſt’ren Lebens. O laſſ in deiner allhinleuchtenden Nacht Alswie ein Kind am blumigen Alpenhang Mich ſelig ruh’n, empor mich träumen Ueber die Schwere des düſt’ren Lebens! Die Todtenuhr. Originalbeitrag. Bei winternächt’ger Stille Im lampenhellen Zimmer Lag ich in tiefen Träumen Auf grünem Pfühl — wie immer! Dazwiſchen pochte nur So geiſterhaft die Todtenuhr. Und vor mir ſtand bezaubernd Aus alter Zeit die Schöne; Die ſtummen Augen ſprachen Wie ſel’ge Liebestöne … Dann hört’ ich wieder nur So geiſterhaft die Todtenuhr. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0045" n="27"/> <fw place="top" type="header">Oscar Linke.</fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gebet.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>O gold’nes Licht, dein blendendes Strahlenkleid</l><lb/> <l>Umhülle mir von Neuem den müden Geiſt:</l><lb/> <l>Vergeſſen ſuch’ ich, Adleraufſchwung</l><lb/> <l>Ueber die Tiefe des düſt’ren Lebens.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Nur du allein giebſt Frieden und Wonneluſt;</l><lb/> <l>O wende nicht dein göttliches Vateraug’</l><lb/> <l>Von deinem Kind, das ſich hinausſehnt</l><lb/> <l>Ueber die Enge des düſt’ren Lebens.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>O laſſ in deiner allhinleuchtenden Nacht</l><lb/> <l>Alswie ein Kind am blumigen Alpenhang</l><lb/> <l>Mich ſelig ruh’n, empor mich träumen</l><lb/> <l>Ueber die Schwere des düſt’ren Lebens!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Todtenuhr.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Bei winternächt’ger Stille</l><lb/> <l>Im lampenhellen Zimmer</l><lb/> <l>Lag ich in tiefen Träumen</l><lb/> <l>Auf grünem Pfühl — wie immer!</l><lb/> <l>Dazwiſchen pochte nur</l><lb/> <l>So geiſterhaft die Todtenuhr.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und vor mir ſtand bezaubernd</l><lb/> <l>Aus alter Zeit die Schöne;</l><lb/> <l>Die ſtummen Augen ſprachen</l><lb/> <l>Wie ſel’ge Liebestöne …</l><lb/> <l>Dann hört’ ich wieder nur</l><lb/> <l>So geiſterhaft die Todtenuhr.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [27/0045]
Oscar Linke.
Gebet.
Originalbeitrag.
O gold’nes Licht, dein blendendes Strahlenkleid
Umhülle mir von Neuem den müden Geiſt:
Vergeſſen ſuch’ ich, Adleraufſchwung
Ueber die Tiefe des düſt’ren Lebens.
Nur du allein giebſt Frieden und Wonneluſt;
O wende nicht dein göttliches Vateraug’
Von deinem Kind, das ſich hinausſehnt
Ueber die Enge des düſt’ren Lebens.
O laſſ in deiner allhinleuchtenden Nacht
Alswie ein Kind am blumigen Alpenhang
Mich ſelig ruh’n, empor mich träumen
Ueber die Schwere des düſt’ren Lebens!
Die Todtenuhr.
Originalbeitrag.
Bei winternächt’ger Stille
Im lampenhellen Zimmer
Lag ich in tiefen Träumen
Auf grünem Pfühl — wie immer!
Dazwiſchen pochte nur
So geiſterhaft die Todtenuhr.
Und vor mir ſtand bezaubernd
Aus alter Zeit die Schöne;
Die ſtummen Augen ſprachen
Wie ſel’ge Liebestöne …
Dann hört’ ich wieder nur
So geiſterhaft die Todtenuhr.
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