Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].

Bild:
<< vorherige Seite
Oscar Linke.


Dichterstolz.

Originalbeitrag.

Ja blicket stolz ihr Enkel des Helios,
Die Seele heiß von großer Gedanken Glut!
Ein blühend Thal zu euren Füßen
Breite sich schmiegend die weite Erde!
Der Sterne Kranz, ein leuchtendes Diadem,
Umblühe glanzvoll euere Stirnen! Ha,
Vergesset nie, von oben strömet
Nieder das Licht in des Dunkels Feuchte!
Vergesset niemals, Priester des Ewigen,
Von eurem Mund nur tönet Unsterblichkeit
Der armen Menschheit: Viel noch lebten
Nach Agamemnon der tapf'ren Helden,
Die namenlos nun schlafen den ew'gen Schlaf,
Weil ihnen nachzog nimmer in's Kampfgefild
Der Sänger, leicht zu Fuße schwebend,
Singend den herrlichsten aller Tode!
Von Mord und Raubgier, schnöde vergoss'nem Blut,
Nichts von Achilleus wüßte die Welt, wenn nicht
Homer geliehn ihm hätte seine
Eigene, göttliche Feuerseele!

Oscar Linke.


Dichterſtolz.

Originalbeitrag.

Ja blicket ſtolz ihr Enkel des Helios,
Die Seele heiß von großer Gedanken Glut!
Ein blühend Thal zu euren Füßen
Breite ſich ſchmiegend die weite Erde!
Der Sterne Kranz, ein leuchtendes Diadem,
Umblühe glanzvoll euere Stirnen! Ha,
Vergeſſet nie, von oben ſtrömet
Nieder das Licht in des Dunkels Feuchte!
Vergeſſet niemals, Prieſter des Ewigen,
Von eurem Mund nur tönet Unſterblichkeit
Der armen Menſchheit: Viel noch lebten
Nach Agamemnon der tapf’ren Helden,
Die namenlos nun ſchlafen den ew’gen Schlaf,
Weil ihnen nachzog nimmer in’s Kampfgefild
Der Sänger, leicht zu Fuße ſchwebend,
Singend den herrlichſten aller Tode!
Von Mord und Raubgier, ſchnöde vergoſſ’nem Blut,
Nichts von Achilleus wüßte die Welt, wenn nicht
Homer geliehn ihm hätte ſeine
Eigene, göttliche Feuerſeele!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0043" n="[25]"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Oscar Linke.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Dichter&#x017F;tolz</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">J</hi>a blicket &#x017F;tolz ihr Enkel des Helios,</l><lb/>
              <l>Die Seele heiß von großer Gedanken Glut!</l><lb/>
              <l>Ein blühend Thal zu euren Füßen</l><lb/>
              <l>Breite &#x017F;ich &#x017F;chmiegend die weite Erde!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Der Sterne Kranz, ein leuchtendes Diadem,</l><lb/>
              <l>Umblühe glanzvoll euere Stirnen! Ha,</l><lb/>
              <l>Verge&#x017F;&#x017F;et nie, von oben &#x017F;trömet</l><lb/>
              <l>Nieder das Licht in des Dunkels Feuchte!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Verge&#x017F;&#x017F;et niemals, Prie&#x017F;ter des Ewigen,</l><lb/>
              <l>Von eurem Mund nur tönet Un&#x017F;terblichkeit</l><lb/>
              <l>Der armen Men&#x017F;chheit: Viel noch lebten</l><lb/>
              <l><hi rendition="#g">Nach</hi> Agamemnon der tapf&#x2019;ren Helden,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Die namenlos nun &#x017F;chlafen den ew&#x2019;gen Schlaf,</l><lb/>
              <l>Weil ihnen nachzog nimmer in&#x2019;s Kampfgefild</l><lb/>
              <l>Der Sänger, leicht zu Fuße &#x017F;chwebend,</l><lb/>
              <l>Singend den herrlich&#x017F;ten aller Tode!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Von Mord und Raubgier, &#x017F;chnöde vergo&#x017F;&#x017F;&#x2019;nem Blut,</l><lb/>
              <l>Nichts von Achilleus wüßte die Welt, wenn nicht</l><lb/>
              <l>Homer geliehn ihm hätte &#x017F;eine</l><lb/>
              <l><hi rendition="#g">Eigene</hi>, göttliche Feuer&#x017F;eele!</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[25]/0043] Oscar Linke. Dichterſtolz. Originalbeitrag. Ja blicket ſtolz ihr Enkel des Helios, Die Seele heiß von großer Gedanken Glut! Ein blühend Thal zu euren Füßen Breite ſich ſchmiegend die weite Erde! Der Sterne Kranz, ein leuchtendes Diadem, Umblühe glanzvoll euere Stirnen! Ha, Vergeſſet nie, von oben ſtrömet Nieder das Licht in des Dunkels Feuchte! Vergeſſet niemals, Prieſter des Ewigen, Von eurem Mund nur tönet Unſterblichkeit Der armen Menſchheit: Viel noch lebten Nach Agamemnon der tapf’ren Helden, Die namenlos nun ſchlafen den ew’gen Schlaf, Weil ihnen nachzog nimmer in’s Kampfgefild Der Sänger, leicht zu Fuße ſchwebend, Singend den herrlichſten aller Tode! Von Mord und Raubgier, ſchnöde vergoſſ’nem Blut, Nichts von Achilleus wüßte die Welt, wenn nicht Homer geliehn ihm hätte ſeine Eigene, göttliche Feuerſeele!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/43
Zitationshilfe: Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. [25]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/43>, abgerufen am 23.11.2024.