Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Wilhelm Arent. Auf die heiße dürstende Glutschwangre Erde! Matter glänzen die Tiefen Des Himmelsgewölbes In duftweißem Schimmer; Nur in der Ferne Wie stolzen Gebirges Vielhäuptiges Steinmeer Ragt auf der Wolken Stummdräuende Nebelwand. Immer dichter breitet Um die dämmernden Sinne Mit Muttersorgfalt Ihren Traumesschleier Die Trösterin Nacht. Wie Geisterrauschen Zieht's durch die Lüfte, Sanft küßt es die Köpfchen Zarthalmiger Gräser, Die stolzen Kronen Hochwipfliger Bäume, Daß sie leise erzittern In wonnigem Beben Und flüsternd sich neigen. Jeder Schmerz, jede Sehnsucht Der Seele verhaucht, Mit dem Friedenslispeln Der Lüfte und Sterne. Himmel und Erde Umarmt sich alleins In dem Segenszauber Der müden Natur ... Immer deutlicher grüßt Aus wachsenden Schatten Die heilige Schwelle Der Heimath. Jetzt lächle ich selig, Ein seliges Kind, ach, Im Schooße der Mutter. Wilhelm Arent. Auf die heiße dürſtende Glutſchwangre Erde! Matter glänzen die Tiefen Des Himmelsgewölbes In duftweißem Schimmer; Nur in der Ferne Wie ſtolzen Gebirges Vielhäuptiges Steinmeer Ragt auf der Wolken Stummdräuende Nebelwand. Immer dichter breitet Um die dämmernden Sinne Mit Mutterſorgfalt Ihren Traumesſchleier Die Tröſterin Nacht. Wie Geiſterrauſchen Zieht’s durch die Lüfte, Sanft küßt es die Köpfchen Zarthalmiger Gräſer, Die ſtolzen Kronen Hochwipfliger Bäume, Daß ſie leiſe erzittern In wonnigem Beben Und flüſternd ſich neigen. Jeder Schmerz, jede Sehnſucht Der Seele verhaucht, Mit dem Friedensliſpeln Der Lüfte und Sterne. Himmel und Erde Umarmt ſich alleins In dem Segenszauber Der müden Natur … Immer deutlicher grüßt Aus wachſenden Schatten Die heilige Schwelle Der Heimath. Jetzt lächle ich ſelig, Ein ſeliges Kind, ach, Im Schooße der Mutter. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0041" n="23"/> <fw place="top" type="header">Wilhelm Arent.</fw><lb/> <l>Auf die heiße dürſtende</l><lb/> <l>Glutſchwangre Erde!</l><lb/> <l>Matter glänzen die Tiefen</l><lb/> <l>Des <choice><sic>Himmesgewölbes</sic><corr>Himmelsgewölbes</corr></choice></l><lb/> <l>In duftweißem Schimmer;</l><lb/> <l>Nur in der Ferne</l><lb/> <l>Wie ſtolzen Gebirges</l><lb/> <l>Vielhäuptiges Steinmeer</l><lb/> <l>Ragt auf der Wolken</l><lb/> <l>Stummdräuende Nebelwand.</l><lb/> <l>Immer dichter breitet</l><lb/> <l>Um die dämmernden Sinne</l><lb/> <l>Mit Mutterſorgfalt</l><lb/> <l>Ihren Traumesſchleier</l><lb/> <l>Die Tröſterin Nacht.</l><lb/> <l>Wie Geiſterrauſchen</l><lb/> <l>Zieht’s durch die Lüfte,</l><lb/> <l>Sanft küßt es die Köpfchen</l><lb/> <l>Zarthalmiger Gräſer,</l><lb/> <l>Die ſtolzen Kronen</l><lb/> <l>Hochwipfliger Bäume,</l><lb/> <l>Daß ſie leiſe erzittern</l><lb/> <l>In wonnigem Beben</l><lb/> <l>Und flüſternd ſich neigen.</l><lb/> <l>Jeder Schmerz, jede Sehnſucht</l><lb/> <l>Der Seele verhaucht,</l><lb/> <l>Mit dem Friedensliſpeln</l><lb/> <l>Der Lüfte und Sterne.</l><lb/> <l>Himmel und Erde</l><lb/> <l>Umarmt ſich alleins</l><lb/> <l>In dem Segenszauber</l><lb/> <l>Der müden Natur …</l><lb/> <l>Immer deutlicher grüßt</l><lb/> <l>Aus wachſenden Schatten</l><lb/> <l>Die heilige Schwelle</l><lb/> <l>Der Heimath.</l><lb/> <l>Jetzt lächle ich ſelig,</l><lb/> <l>Ein ſeliges Kind, ach,</l><lb/> <l>Im Schooße der Mutter.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [23/0041]
Wilhelm Arent.
Auf die heiße dürſtende
Glutſchwangre Erde!
Matter glänzen die Tiefen
Des Himmelsgewölbes
In duftweißem Schimmer;
Nur in der Ferne
Wie ſtolzen Gebirges
Vielhäuptiges Steinmeer
Ragt auf der Wolken
Stummdräuende Nebelwand.
Immer dichter breitet
Um die dämmernden Sinne
Mit Mutterſorgfalt
Ihren Traumesſchleier
Die Tröſterin Nacht.
Wie Geiſterrauſchen
Zieht’s durch die Lüfte,
Sanft küßt es die Köpfchen
Zarthalmiger Gräſer,
Die ſtolzen Kronen
Hochwipfliger Bäume,
Daß ſie leiſe erzittern
In wonnigem Beben
Und flüſternd ſich neigen.
Jeder Schmerz, jede Sehnſucht
Der Seele verhaucht,
Mit dem Friedensliſpeln
Der Lüfte und Sterne.
Himmel und Erde
Umarmt ſich alleins
In dem Segenszauber
Der müden Natur …
Immer deutlicher grüßt
Aus wachſenden Schatten
Die heilige Schwelle
Der Heimath.
Jetzt lächle ich ſelig,
Ein ſeliges Kind, ach,
Im Schooße der Mutter.
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