Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Heinrich Hart. Daß ihr mich hörtet, Hütte wie Palast. -- Wacht auf, wacht auf aus eurer Liebe Rast. Wacht auf vom feigen Pfühl hochmüth'ger Lust, Die Schlange Neid reißt von der warmen Brust. Wacht auf vom blut'gen Rausch des Heldenthums, Barmherzigkeit sei Mutter eures Ruhms. Wacht auf, eh' euch der Tag des Zorns ereilt, Und Todesangst vereint, was heut sich theilt. Seid länger nicht, ihr Frauen, matt und lau, Euch schmückt ja Milde, wie die Knospe Thau. Ihr lieben Frauen habt des Herzens Acht, Legt Gott zu Füßen die armsel'ge Pracht. Fort schleudr' ich alle Hoffnung, all' Vertrau'n, Wenn ihr nicht helft den neuen Tempel bau'n. O gäb' der Herr mir seines Frühlings Mund, Von seiner Liebe brächt' ich frohe Kund'. Schaut einmal, einmal nur zu ihm empor, Gleich blüht euch auf des ganzen Lenzes Flor. Werft ab des Alltags Sinn, des Alltags Kleid, Gleich rauscht hernieder ewige Feierzeit. O werdet warm, facht wieder an die Gluth, Die unter eurer Hoffart Asche ruht. O fangt nur einmal wieder an den Lauf, Gott führt euch weiter, -- auf, wacht auf, wacht auf. -- 13
Heinrich Hart. Daß ihr mich hörtet, Hütte wie Palaſt. — Wacht auf, wacht auf aus eurer Liebe Raſt. Wacht auf vom feigen Pfühl hochmüth’ger Luſt, Die Schlange Neid reißt von der warmen Bruſt. Wacht auf vom blut’gen Rauſch des Heldenthums, Barmherzigkeit ſei Mutter eures Ruhms. Wacht auf, eh’ euch der Tag des Zorns ereilt, Und Todesangſt vereint, was heut ſich theilt. Seid länger nicht, ihr Frauen, matt und lau, Euch ſchmückt ja Milde, wie die Knospe Thau. Ihr lieben Frauen habt des Herzens Acht, Legt Gott zu Füßen die armſel’ge Pracht. Fort ſchleudr’ ich alle Hoffnung, all’ Vertrau’n, Wenn ihr nicht helft den neuen Tempel bau’n. O gäb’ der Herr mir ſeines Frühlings Mund, Von ſeiner Liebe brächt’ ich frohe Kund’. Schaut einmal, einmal nur zu ihm empor, Gleich blüht euch auf des ganzen Lenzes Flor. Werft ab des Alltags Sinn, des Alltags Kleid, Gleich rauſcht hernieder ewige Feierzeit. O werdet warm, facht wieder an die Gluth, Die unter eurer Hoffart Aſche ruht. O fangt nur einmal wieder an den Lauf, Gott führt euch weiter, — auf, wacht auf, wacht auf. — 13
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Heinrich Hart.
Daß ihr mich hörtet, Hütte wie Palaſt. —
Wacht auf, wacht auf aus eurer Liebe Raſt.
Wacht auf vom feigen Pfühl hochmüth’ger Luſt,
Die Schlange Neid reißt von der warmen Bruſt.
Wacht auf vom blut’gen Rauſch des Heldenthums,
Barmherzigkeit ſei Mutter eures Ruhms.
Wacht auf, eh’ euch der Tag des Zorns ereilt,
Und Todesangſt vereint, was heut ſich theilt.
Seid länger nicht, ihr Frauen, matt und lau,
Euch ſchmückt ja Milde, wie die Knospe Thau.
Ihr lieben Frauen habt des Herzens Acht,
Legt Gott zu Füßen die armſel’ge Pracht.
Fort ſchleudr’ ich alle Hoffnung, all’ Vertrau’n,
Wenn ihr nicht helft den neuen Tempel bau’n.
O gäb’ der Herr mir ſeines Frühlings Mund,
Von ſeiner Liebe brächt’ ich frohe Kund’.
Schaut einmal, einmal nur zu ihm empor,
Gleich blüht euch auf des ganzen Lenzes Flor.
Werft ab des Alltags Sinn, des Alltags Kleid,
Gleich rauſcht hernieder ewige Feierzeit.
O werdet warm, facht wieder an die Gluth,
Die unter eurer Hoffart Aſche ruht.
O fangt nur einmal wieder an den Lauf,
Gott führt euch weiter, — auf, wacht auf, wacht auf. —
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