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Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].

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Heinrich Hart.

Du trinkst der Liebe, du der Lust --
Das all ist Tand und Schall,
Ein Hauch in fieberkranker Brust,
Der Tod besiegt das all.

Wann hab ich nicht die Locken
Mit Kränzen mir geschmückt,
Wann sah ich je ein blühend Weib,
Das nicht mein Gold berückt!
Begehrt' ich Ruhm, begehrt' ich Macht,
Schon lag's zu Füßen mir,
Mein Tag war Gluth und Gluth die Nacht --
Eins aber quält mich hier.
Das eine macht mich müde,
Macht schaal mir Bett und Wein,
Das grinst mich an aus jedem Aug'
Wie marklos Todtenbein.
Das löscht am Himmel Licht und Tag,
Das zehrt die letzte Ruh, --
Die Frage ist's, die tolle Frag',
Wozu dies all, wozu?
Wo ist ein Lenz ohn' Winter,
Ein Lieben ohne End', --
Wo ist ein Feuer, das nicht matt
Zu Kohl' und Asche brennt.
So ehern steht kein Fels, kein Land,
Dem nicht die Sündfluth droht --
Nur eins lebt ewig, eins hält Stand,
Das Leben ist der Tod."
Er ruft's und wie am Grabe
Hält plötzlich alles Ruh, --
Da zuckt ein Blitz, da fällt ein Schuß,
Und leise haucht's Wozu?
Die Dirne stürzt zur Thür und schreit,
Wirft klirrend den Pokal, --
Und durch die Fenster hell und breit
Glüht auf des Morgens Strahl.


Heinrich Hart.

Du trinkſt der Liebe, du der Luſt —
Das all iſt Tand und Schall,
Ein Hauch in fieberkranker Bruſt,
Der Tod beſiegt das all.

Wann hab ich nicht die Locken
Mit Kränzen mir geſchmückt,
Wann ſah ich je ein blühend Weib,
Das nicht mein Gold berückt!
Begehrt’ ich Ruhm, begehrt’ ich Macht,
Schon lag’s zu Füßen mir,
Mein Tag war Gluth und Gluth die Nacht —
Eins aber quält mich hier.
Das eine macht mich müde,
Macht ſchaal mir Bett und Wein,
Das grinſt mich an aus jedem Aug’
Wie marklos Todtenbein.
Das löſcht am Himmel Licht und Tag,
Das zehrt die letzte Ruh, —
Die Frage iſt’s, die tolle Frag’,
Wozu dies all, wozu?
Wo iſt ein Lenz ohn’ Winter,
Ein Lieben ohne End’, —
Wo iſt ein Feuer, das nicht matt
Zu Kohl’ und Aſche brennt.
So ehern ſteht kein Fels, kein Land,
Dem nicht die Sündfluth droht —
Nur eins lebt ewig, eins hält Stand,
Das Leben iſt der Tod.“
Er ruft’s und wie am Grabe
Hält plötzlich alles Ruh, —
Da zuckt ein Blitz, da fällt ein Schuß,
Und leiſe haucht’s Wozu?
Die Dirne ſtürzt zur Thür und ſchreit,
Wirft klirrend den Pokal, —
Und durch die Fenſter hell und breit
Glüht auf des Morgens Strahl.


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[185/0203] Heinrich Hart. Du trinkſt der Liebe, du der Luſt — Das all iſt Tand und Schall, Ein Hauch in fieberkranker Bruſt, Der Tod beſiegt das all. Wann hab ich nicht die Locken Mit Kränzen mir geſchmückt, Wann ſah ich je ein blühend Weib, Das nicht mein Gold berückt! Begehrt’ ich Ruhm, begehrt’ ich Macht, Schon lag’s zu Füßen mir, Mein Tag war Gluth und Gluth die Nacht — Eins aber quält mich hier. Das eine macht mich müde, Macht ſchaal mir Bett und Wein, Das grinſt mich an aus jedem Aug’ Wie marklos Todtenbein. Das löſcht am Himmel Licht und Tag, Das zehrt die letzte Ruh, — Die Frage iſt’s, die tolle Frag’, Wozu dies all, wozu? Wo iſt ein Lenz ohn’ Winter, Ein Lieben ohne End’, — Wo iſt ein Feuer, das nicht matt Zu Kohl’ und Aſche brennt. So ehern ſteht kein Fels, kein Land, Dem nicht die Sündfluth droht — Nur eins lebt ewig, eins hält Stand, Das Leben iſt der Tod.“ Er ruft’s und wie am Grabe Hält plötzlich alles Ruh, — Da zuckt ein Blitz, da fällt ein Schuß, Und leiſe haucht’s Wozu? Die Dirne ſtürzt zur Thür und ſchreit, Wirft klirrend den Pokal, — Und durch die Fenſter hell und breit Glüht auf des Morgens Strahl.

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Zitationshilfe: Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/203>, abgerufen am 22.11.2024.