Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Karl August Hückinghaus. Großen Friedhof ... Von Horizont zu Horizont Reichte die Reihe der Gräber, Und auf ihnen standen Kreuze und Male, Und dazwischen glühten Lichter, als wäre Der Tag aller Seelen. Wie ich nun hinblickte Sah ich, daß aus den Gräbern Jedem wuchs eine Hand, Eine anklagende Todtenhand, Den Richter anflehend Um Gerechtigkeit. Und an den Kreuzen Hingen blutige Leichname Mit schmerzverzerrten Gesichtern Und gebrochenen Augen Und von den erblaßten, Wehdurchzuckten Lippen Tönte die Klage Gegen Tyrannen Und alle die Grausamen, Die seit der Welt Beginn Die Menschheit gepeinigt Und gemartert, Die nicht wußten, Daß die Menschen Alle nur Brüder Und die der Liebe vergaßen ... Die Leuchten aber Waren Scheiterhaufen, In denen Verdammte stöhnten, Und unter den Steinernen Gräbermalen Keuchten Schatten, Als trügen sie Karl Auguſt Hückinghaus. Großen Friedhof … Von Horizont zu Horizont Reichte die Reihe der Gräber, Und auf ihnen ſtanden Kreuze und Male, Und dazwiſchen glühten Lichter, als wäre Der Tag aller Seelen. Wie ich nun hinblickte Sah ich, daß aus den Gräbern Jedem wuchs eine Hand, Eine anklagende Todtenhand, Den Richter anflehend Um Gerechtigkeit. Und an den Kreuzen Hingen blutige Leichname Mit ſchmerzverzerrten Geſichtern Und gebrochenen Augen Und von den erblaßten, Wehdurchzuckten Lippen Tönte die Klage Gegen Tyrannen Und alle die Grauſamen, Die ſeit der Welt Beginn Die Menſchheit gepeinigt Und gemartert, Die nicht wußten, Daß die Menſchen Alle nur Brüder Und die der Liebe vergaßen … Die Leuchten aber Waren Scheiterhaufen, In denen Verdammte ſtöhnten, Und unter den Steinernen Gräbermalen Keuchten Schatten, Als trügen ſie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0144" n="126"/> <fw place="top" type="header">Karl Auguſt Hückinghaus.</fw><lb/> <l>Großen Friedhof …</l><lb/> <l>Von Horizont zu Horizont</l><lb/> <l>Reichte die Reihe der Gräber,</l><lb/> <l>Und auf ihnen ſtanden</l><lb/> <l>Kreuze und Male,</l><lb/> <l>Und dazwiſchen glühten</l><lb/> <l>Lichter, als wäre</l><lb/> <l>Der Tag aller Seelen.</l><lb/> <l>Wie ich nun hinblickte</l><lb/> <l>Sah ich, daß aus den Gräbern</l><lb/> <l>Jedem wuchs eine Hand,</l><lb/> <l>Eine anklagende Todtenhand,</l><lb/> <l>Den Richter anflehend</l><lb/> <l>Um Gerechtigkeit.</l><lb/> <l>Und an den Kreuzen</l><lb/> <l>Hingen blutige</l><lb/> <l>Leichname</l><lb/> <l>Mit ſchmerzverzerrten</l><lb/> <l>Geſichtern</l><lb/> <l>Und gebrochenen Augen</l><lb/> <l>Und von den erblaßten,</l><lb/> <l>Wehdurchzuckten Lippen</l><lb/> <l>Tönte die Klage</l><lb/> <l>Gegen Tyrannen</l><lb/> <l>Und alle die Grauſamen,</l><lb/> <l>Die ſeit der Welt Beginn</l><lb/> <l>Die Menſchheit gepeinigt</l><lb/> <l>Und gemartert,</l><lb/> <l>Die nicht wußten,</l><lb/> <l>Daß die Menſchen</l><lb/> <l>Alle nur Brüder</l><lb/> <l>Und die der Liebe vergaßen …</l><lb/> <l>Die Leuchten aber</l><lb/> <l>Waren Scheiterhaufen,</l><lb/> <l>In denen</l><lb/> <l>Verdammte ſtöhnten,</l><lb/> <l>Und unter den</l><lb/> <l>Steinernen Gräbermalen</l><lb/> <l>Keuchten Schatten,</l><lb/> <l>Als trügen ſie</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [126/0144]
Karl Auguſt Hückinghaus.
Großen Friedhof …
Von Horizont zu Horizont
Reichte die Reihe der Gräber,
Und auf ihnen ſtanden
Kreuze und Male,
Und dazwiſchen glühten
Lichter, als wäre
Der Tag aller Seelen.
Wie ich nun hinblickte
Sah ich, daß aus den Gräbern
Jedem wuchs eine Hand,
Eine anklagende Todtenhand,
Den Richter anflehend
Um Gerechtigkeit.
Und an den Kreuzen
Hingen blutige
Leichname
Mit ſchmerzverzerrten
Geſichtern
Und gebrochenen Augen
Und von den erblaßten,
Wehdurchzuckten Lippen
Tönte die Klage
Gegen Tyrannen
Und alle die Grauſamen,
Die ſeit der Welt Beginn
Die Menſchheit gepeinigt
Und gemartert,
Die nicht wußten,
Daß die Menſchen
Alle nur Brüder
Und die der Liebe vergaßen …
Die Leuchten aber
Waren Scheiterhaufen,
In denen
Verdammte ſtöhnten,
Und unter den
Steinernen Gräbermalen
Keuchten Schatten,
Als trügen ſie
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