Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Friedrich Adler. Umdunkelt ist mein Weg. Doch deinen Umfließe hell der Sonne Licht: Und keine Stunde soll erscheinen, Da dir das Wort, die Hoffnung bricht. Die Eintracht kröne deinen Bund, Und ich, der still im Schatten steh', Ich seg'ne dich mit zitterndem Mund ... Ade! Nach dem Strike. Originalbeitrag. Wir schweigen schon. Ihr habt gewonnen, Ihr Männer vom Gesetz und Recht, Und sicher seid ihr eingesponnen In eurer Ordnung eng' Geflecht. Wir schweigen schon. Stolz durft ihr zeigen, Wie ihr gebeugt, was euch bedroht: Wir schweigen schon und werden schweigen, Allein wir hungern, schafft uns Brod! Ihr sagt, uns eine keckes Wagen, Zu stürzen eures Staates Bau -- O glaubt, in uns das grimme Nagen Umgrenzt das Denken sehr genau; Wir achten still, was fest und eigen, Und uns're Fahne ist nicht roth: Wir schweigen schon und werden schweigen, Allein wir hungern, schafft uns Brod! Im tiefen Schacht, von Luft und Lichte, Von jedem frohen Blick entfernt, Gefahr, wohin der Fuß sich richte -- Wir haben tragen es gelernt. Wir wissen uns dem Loos zu neigen, Wir geh'n für's Leben in den Tod: Wir schweigen schon und werden schweigen, Allein wir hungern, schafft uns Brod! Friedrich Adler. Umdunkelt iſt mein Weg. Doch deinen Umfließe hell der Sonne Licht: Und keine Stunde ſoll erſcheinen, Da dir das Wort, die Hoffnung bricht. Die Eintracht kröne deinen Bund, Und ich, der ſtill im Schatten ſteh’, Ich ſeg’ne dich mit zitterndem Mund … Ade! Nach dem Strike. Originalbeitrag. Wir ſchweigen ſchon. Ihr habt gewonnen, Ihr Männer vom Geſetz und Recht, Und ſicher ſeid ihr eingeſponnen In eurer Ordnung eng’ Geflecht. Wir ſchweigen ſchon. Stolz durft ihr zeigen, Wie ihr gebeugt, was euch bedroht: Wir ſchweigen ſchon und werden ſchweigen, Allein wir hungern, ſchafft uns Brod! Ihr ſagt, uns eine keckes Wagen, Zu ſtürzen eures Staates Bau — O glaubt, in uns das grimme Nagen Umgrenzt das Denken ſehr genau; Wir achten ſtill, was feſt und eigen, Und unſ’re Fahne iſt nicht roth: Wir ſchweigen ſchon und werden ſchweigen, Allein wir hungern, ſchafft uns Brod! Im tiefen Schacht, von Luft und Lichte, Von jedem frohen Blick entfernt, Gefahr, wohin der Fuß ſich richte — Wir haben tragen es gelernt. Wir wiſſen uns dem Loos zu neigen, Wir geh’n für’s Leben in den Tod: Wir ſchweigen ſchon und werden ſchweigen, Allein wir hungern, ſchafft uns Brod! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0106" n="88"/> <fw place="top" type="header">Friedrich Adler.</fw><lb/> <lg n="3"> <l>Umdunkelt iſt mein Weg. Doch deinen</l><lb/> <l>Umfließe hell der Sonne Licht:</l><lb/> <l>Und keine Stunde ſoll erſcheinen,</l><lb/> <l>Da dir das Wort, die Hoffnung bricht.</l><lb/> <l>Die Eintracht kröne deinen Bund,</l><lb/> <l>Und ich, der ſtill im Schatten ſteh’,</l><lb/> <l>Ich ſeg’ne dich mit zitterndem Mund …</l><lb/> <l>Ade!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nach dem Strike.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wir ſchweigen ſchon. Ihr habt gewonnen,</l><lb/> <l>Ihr Männer vom Geſetz und Recht,</l><lb/> <l>Und ſicher ſeid ihr eingeſponnen</l><lb/> <l>In eurer Ordnung eng’ Geflecht.</l><lb/> <l>Wir ſchweigen ſchon. Stolz durft ihr zeigen,</l><lb/> <l>Wie ihr gebeugt, was euch bedroht:</l><lb/> <l>Wir ſchweigen ſchon und werden ſchweigen,</l><lb/> <l>Allein wir hungern, ſchafft uns Brod!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Ihr ſagt, uns eine keckes Wagen,</l><lb/> <l>Zu ſtürzen eures Staates Bau —</l><lb/> <l>O glaubt, in uns das grimme Nagen</l><lb/> <l>Umgrenzt das Denken ſehr genau;</l><lb/> <l>Wir achten ſtill, was feſt und eigen,</l><lb/> <l>Und unſ’re Fahne iſt nicht roth:</l><lb/> <l>Wir ſchweigen ſchon und werden ſchweigen,</l><lb/> <l>Allein wir hungern, ſchafft uns Brod!</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Im tiefen Schacht, von Luft und Lichte,</l><lb/> <l>Von jedem frohen Blick entfernt,</l><lb/> <l>Gefahr, wohin der Fuß ſich richte —</l><lb/> <l>Wir haben tragen es gelernt.</l><lb/> <l>Wir wiſſen uns dem Loos zu neigen,</l><lb/> <l>Wir geh’n für’s Leben in den Tod:</l><lb/> <l>Wir ſchweigen ſchon und werden ſchweigen,</l><lb/> <l>Allein wir hungern, ſchafft uns Brod!</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [88/0106]
Friedrich Adler.
Umdunkelt iſt mein Weg. Doch deinen
Umfließe hell der Sonne Licht:
Und keine Stunde ſoll erſcheinen,
Da dir das Wort, die Hoffnung bricht.
Die Eintracht kröne deinen Bund,
Und ich, der ſtill im Schatten ſteh’,
Ich ſeg’ne dich mit zitterndem Mund …
Ade!
Nach dem Strike.
Originalbeitrag.
Wir ſchweigen ſchon. Ihr habt gewonnen,
Ihr Männer vom Geſetz und Recht,
Und ſicher ſeid ihr eingeſponnen
In eurer Ordnung eng’ Geflecht.
Wir ſchweigen ſchon. Stolz durft ihr zeigen,
Wie ihr gebeugt, was euch bedroht:
Wir ſchweigen ſchon und werden ſchweigen,
Allein wir hungern, ſchafft uns Brod!
Ihr ſagt, uns eine keckes Wagen,
Zu ſtürzen eures Staates Bau —
O glaubt, in uns das grimme Nagen
Umgrenzt das Denken ſehr genau;
Wir achten ſtill, was feſt und eigen,
Und unſ’re Fahne iſt nicht roth:
Wir ſchweigen ſchon und werden ſchweigen,
Allein wir hungern, ſchafft uns Brod!
Im tiefen Schacht, von Luft und Lichte,
Von jedem frohen Blick entfernt,
Gefahr, wohin der Fuß ſich richte —
Wir haben tragen es gelernt.
Wir wiſſen uns dem Loos zu neigen,
Wir geh’n für’s Leben in den Tod:
Wir ſchweigen ſchon und werden ſchweigen,
Allein wir hungern, ſchafft uns Brod!
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Zitationshilfe: | Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/106>, abgerufen am 24.07.2024. |