Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnds, Wilhelm Erasmus: Eines zehen-jährigen Knabens Christlieb Leberecht von Exter/ aus Zerbst/ Christlich geführter Lebens-Lauff. Halle (Saale), 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Lebens-Lauff.
mit nach Mühlingen auff die Reise neh-
men mögte. Wenn dessen Gemüthe
einer Aufmunterung aus äusseren Din-
gen bedurfft/ hat er ihm auf solchen Rei-
sen seine Stelle cediret.

Diese seine jetzt berührte geistliche
Wachsamkeit/ welche ihn lehrete der
Welt zu gebrauchen und nicht zu miß-
brauchen/ verband er beständig mit dem
Gebeth nach CHristi Vermahnung:
Wachet und betet. Er wuste/ daß/
wer seine Augen des Glaubens nicht
GOtt und die Ewigkeit zu beschauen ge-
wöhnete durch ein unabläßiges Gebeth/
der vergaffe sich an den Eitelkeiten und
den vergänglichen Dingen/ weil er nichts
bessers kennen lernen. Daher ließ sich
der selige Christlieb offt im Verborge-
nen finden/ mit seinem himmlischen Va-
ter/ der ins Verborgene siehet/ sich zu be-
sprechen. Gottlob sein jüngerer Bru-
der hat ihn einmal auf seinem Angesicht
gefunden; in welcher Demuth er nicht
selten die Majestät seines Schöpffers

vereh-

Lebens-Lauff.
mit nach Muͤhlingen auff die Reiſe neh-
men moͤgte. Wenn deſſen Gemuͤthe
einer Aufmunterung aus aͤuſſeren Din-
gen bedurfft/ hat er ihm auf ſolchen Rei-
ſen ſeine Stelle cediret.

Dieſe ſeine jetzt beruͤhrte geiſtliche
Wachſamkeit/ welche ihn lehrete der
Welt zu gebrauchen und nicht zu miß-
brauchen/ verband er beſtaͤndig mit dem
Gebeth nach CHriſti Vermahnung:
Wachet und betet. Er wuſte/ daß/
wer ſeine Augen des Glaubens nicht
GOtt und die Ewigkeit zu beſchauen ge-
woͤhnete durch ein unablaͤßiges Gebeth/
der vergaffe ſich an den Eitelkeiten und
den vergaͤnglichen Dingen/ weil er nichts
beſſers kennen lernen. Daher ließ ſich
der ſelige Chriſtlieb offt im Verborge-
nen finden/ mit ſeinem himmliſchen Va-
ter/ der ins Verborgene ſiehet/ ſich zu be-
ſprechen. Gottlob ſein juͤngerer Bru-
der hat ihn einmal auf ſeinem Angeſicht
gefunden; in welcher Demuth er nicht
ſelten die Majeſtaͤt ſeines Schoͤpffers

vereh-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0049" n="23"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Lebens-Lauff.</hi></fw><lb/>
mit nach Mu&#x0364;hlingen auff die Rei&#x017F;e neh-<lb/>
men mo&#x0364;gte. Wenn de&#x017F;&#x017F;en Gemu&#x0364;the<lb/>
einer Aufmunterung aus a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;eren Din-<lb/>
gen bedurfft/ hat er ihm auf &#x017F;olchen Rei-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;eine Stelle <hi rendition="#aq">cedi</hi>ret.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;e &#x017F;eine jetzt beru&#x0364;hrte gei&#x017F;tliche<lb/>
Wach&#x017F;amkeit/ welche ihn lehrete der<lb/>
Welt zu gebrauchen und nicht zu miß-<lb/>
brauchen/ verband er be&#x017F;ta&#x0364;ndig mit dem<lb/>
Gebeth nach CHri&#x017F;ti Vermahnung:<lb/><hi rendition="#fr">Wachet und betet.</hi> Er wu&#x017F;te/ daß/<lb/>
wer &#x017F;eine Augen des Glaubens nicht<lb/>
GOtt und die Ewigkeit zu be&#x017F;chauen ge-<lb/>
wo&#x0364;hnete durch ein unabla&#x0364;ßiges Gebeth/<lb/>
der vergaffe &#x017F;ich an den Eitelkeiten und<lb/>
den verga&#x0364;nglichen Dingen/ weil er nichts<lb/>
be&#x017F;&#x017F;ers kennen lernen. Daher ließ &#x017F;ich<lb/>
der &#x017F;elige <hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tlieb</hi> offt im Verborge-<lb/>
nen finden/ mit &#x017F;einem himmli&#x017F;chen Va-<lb/>
ter/ der ins Verborgene &#x017F;iehet/ &#x017F;ich zu be-<lb/>
&#x017F;prechen. <hi rendition="#fr">Gottlob</hi> &#x017F;ein ju&#x0364;ngerer Bru-<lb/>
der hat ihn einmal auf &#x017F;einem Ange&#x017F;icht<lb/>
gefunden; in welcher Demuth er nicht<lb/>
&#x017F;elten die Maje&#x017F;ta&#x0364;t &#x017F;eines Scho&#x0364;pffers<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vereh-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0049] Lebens-Lauff. mit nach Muͤhlingen auff die Reiſe neh- men moͤgte. Wenn deſſen Gemuͤthe einer Aufmunterung aus aͤuſſeren Din- gen bedurfft/ hat er ihm auf ſolchen Rei- ſen ſeine Stelle cediret. Dieſe ſeine jetzt beruͤhrte geiſtliche Wachſamkeit/ welche ihn lehrete der Welt zu gebrauchen und nicht zu miß- brauchen/ verband er beſtaͤndig mit dem Gebeth nach CHriſti Vermahnung: Wachet und betet. Er wuſte/ daß/ wer ſeine Augen des Glaubens nicht GOtt und die Ewigkeit zu beſchauen ge- woͤhnete durch ein unablaͤßiges Gebeth/ der vergaffe ſich an den Eitelkeiten und den vergaͤnglichen Dingen/ weil er nichts beſſers kennen lernen. Daher ließ ſich der ſelige Chriſtlieb offt im Verborge- nen finden/ mit ſeinem himmliſchen Va- ter/ der ins Verborgene ſiehet/ ſich zu be- ſprechen. Gottlob ſein juͤngerer Bru- der hat ihn einmal auf ſeinem Angeſicht gefunden; in welcher Demuth er nicht ſelten die Majeſtaͤt ſeines Schoͤpffers vereh-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arends_exter_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arends_exter_1708/49
Zitationshilfe: Arnds, Wilhelm Erasmus: Eines zehen-jährigen Knabens Christlieb Leberecht von Exter/ aus Zerbst/ Christlich geführter Lebens-Lauff. Halle (Saale), 1708, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arends_exter_1708/49>, abgerufen am 24.11.2024.