Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünfte Scene.
Voriger. Rosl. Liesl.
Rosl (an der Thür, welche sie leise geöffnet hat, zur Liesl, die hinter ihr
eintritt, flüsternd).
Er is no auf! -- (Lauter.) Bauer!
Grillhofer (nickt mit dem gesenkten Haupte). Jo.
Rosl. Schau' doch auf, d'Horlacherlies is wieder da!
Grillhofer (verloren.) So.
Rosl. Sie müßt heunt no zu Dir, hat's g'sagt.
Grillhofer. Was will's mer denn?
Rosl. Na hör' nur auf sie, ich weiß's ja net. (Geht ab,
indem sie der Liesl, die an der Thüre stehen geblieben war, vorzutreten winkt.)
Sechste Scene.
Grillhofer und Liesl.
Liesl (kommt vor). (Frisch.) Jo, wir hab'n schon a Kreuz mit-
einander ....
(da sie Grillhofer näher ins Auge faßt.) Um Gotteswöll'n,
Bauer, was is Der denn?
Grillhofer. Nix, nix, Dirndl; triffst mich g'rad, wie ich
nach meiner neuchen Wohnung ausschau.
Liesl. G'freut Dich Dein alte nimmer? (Sieht hinaus) Wo
zu willst denn hinbau'n?
Grillhofer (hinausdeutend). Siehst! Siehst! Durt wo die
Kreuzeln herschimmern.
Liesl. Am Freithof? Geh zu, was kümmert Dich der
Freithof? Dö er angeht, dö wissen nix davon und dö davon
wissen, dö geht er nix an! Schau lieber, wie heunt dö Stern
funkeln und s'Mondschein leucht'. Bin hizt durch'n Wald her-
g'fahr'n, im Gezweig hab'n dö Johanneskäferln ihr G'spiel
trieb'n und über der stillen Nacht is der ganze Himmel voll
Lichter g'leg'n. Und wann ma so hinaufschaut, wie's leucht
und funkelt über der weiten Welt, da is Ein', als ziehet's
Ein' d'Seel aus der Brust und reichet dö weit über d'Erd
in sternlichten Himmel h'nein.
Grillhofer. O jo -- wohl -- wohl -- wonn mer holt
no a freie Seel hat!
Liesl (ermuthigter). No geh, Bauer, thu net so verzagt, dö
Deine wird a no Keiner am Strickl führ'n; laß Dir hizt
Fünfte Scene.
Voriger. Rosl. Liesl.
Rosl (an der Thür, welche ſie leiſe geöffnet hat, zur Liesl, die hinter ihr
eintritt, flüſternd).
Er is no auf! — (Lauter.) Bauer!
Grillhofer (nickt mit dem geſenkten Haupte). Jo.
Rosl. Schau’ doch auf, d’Horlacherlies is wieder da!
Grillhofer (verloren.) So.
Rosl. Sie müßt heunt no zu Dir, hat’s g’ſagt.
Grillhofer. Was will’s mer denn?
Rosl. Na hör’ nur auf ſie, ich weiß’s ja net. (Geht ab,
indem ſie der Liesl, die an der Thüre ſtehen geblieben war, vorzutreten winkt.)
Sechſte Scene.
Grillhofer und Liesl.
Liesl (kommt vor). (Friſch.) Jo, wir hab’n ſchon a Kreuz mit-
einander ....
(da ſie Grillhofer näher ins Auge faßt.) Um Gotteswöll’n,
Bauer, was is Der denn?
Grillhofer. Nix, nix, Dirndl; triffſt mich g’rad, wie ich
nach meiner neuchen Wohnung ausſchau.
Liesl. G’freut Dich Dein alte nimmer? (Sieht hinaus) Wo
zu willſt denn hinbau’n?
Grillhofer (hinausdeutend). Siehſt! Siehſt! Durt wo die
Kreuzeln herſchimmern.
Liesl. Am Freithof? Geh zu, was kümmert Dich der
Freithof? Dö er angeht, dö wiſſen nix davon und dö davon
wiſſen, dö geht er nix an! Schau lieber, wie heunt dö Stern
funkeln und s’Mondſchein leucht’. Bin hizt durch’n Wald her-
g’fahr’n, im Gezweig hab’n dö Johanneskäferln ihr G’ſpiel
trieb’n und über der ſtillen Nacht is der ganze Himmel voll
Lichter g’leg’n. Und wann ma ſo hinaufſchaut, wie’s leucht
und funkelt über der weiten Welt, da is Ein’, als ziehet’s
Ein’ d’Seel aus der Bruſt und reichet dö weit über d’Erd
in ſternlichten Himmel h’nein.
Grillhofer. O jo — wohl — wohl — wonn mer holt
no a freie Seel hat!
Liesl (ermuthigter). No geh, Bauer, thu net ſo verzagt, dö
Deine wird a no Keiner am Strickl führ’n; laß Dir hizt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0067" n="59"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fünfte Scene.</hi> </head><lb/>
          <stage> <hi rendition="#b">Voriger. Rosl. Liesl.</hi> </stage><lb/>
          <sp who="#ROS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Rosl</hi> </speaker>
            <stage>(an der Thür, welche &#x017F;ie lei&#x017F;e geöffnet hat, zur Liesl, die hinter ihr<lb/>
eintritt, flü&#x017F;ternd).</stage>
            <p>Er is no auf! &#x2014;</p>
            <stage>(Lauter.)</stage>
            <p>Bauer!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer</hi> </speaker>
            <stage>(nickt mit dem ge&#x017F;enkten Haupte).</stage>
            <p>Jo.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ROS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Rosl.</hi> </speaker>
            <p>Schau&#x2019; doch auf, d&#x2019;Horlacherlies is wieder da!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer</hi> </speaker>
            <stage>(verloren.)</stage>
            <p>So.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ROS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Rosl.</hi> </speaker>
            <p>Sie müßt heunt no zu Dir, hat&#x2019;s g&#x2019;&#x017F;agt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker>
            <p>Was will&#x2019;s mer denn?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ROS">
            <speaker> <hi rendition="#b">Rosl.</hi> </speaker>
            <p>Na hör&#x2019; nur auf &#x017F;ie, ich weiß&#x2019;s ja net.</p>
            <stage>(Geht ab,<lb/>
indem &#x017F;ie der Liesl, die an der Thüre &#x017F;tehen geblieben war, vorzutreten winkt.)</stage>
          </sp>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Sech&#x017F;te Scene.</hi> </head><lb/>
          <stage><hi rendition="#b">Grillhofer</hi> und <hi rendition="#b">Liesl.</hi></stage><lb/>
          <sp who="#LIE">
            <speaker> <hi rendition="#b">Liesl</hi> </speaker>
            <stage>(kommt vor). (Fri&#x017F;ch.)</stage>
            <p>Jo, wir hab&#x2019;n &#x017F;chon a Kreuz mit-<lb/>
einander ....</p>
            <stage>(da &#x017F;ie Grillhofer näher ins Auge faßt.)</stage>
            <p>Um Gotteswöll&#x2019;n,<lb/>
Bauer, was is Der denn?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker>
            <p>Nix, nix, Dirndl; triff&#x017F;t mich g&#x2019;rad, wie ich<lb/>
nach meiner neuchen Wohnung aus&#x017F;chau.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LIE">
            <speaker> <hi rendition="#b">Liesl.</hi> </speaker>
            <p>G&#x2019;freut Dich Dein alte nimmer?</p>
            <stage>(Sieht hinaus)</stage>
            <p>Wo<lb/>
zu will&#x017F;t denn hinbau&#x2019;n?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer</hi> </speaker>
            <stage>(hinausdeutend).</stage>
            <p>Sieh&#x017F;t! Sieh&#x017F;t! Durt wo die<lb/>
Kreuzeln her&#x017F;chimmern.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LIE">
            <speaker> <hi rendition="#b">Liesl.</hi> </speaker>
            <p>Am Freithof? Geh zu, was kümmert Dich der<lb/>
Freithof? Dö er angeht, dö wi&#x017F;&#x017F;en nix davon und dö davon<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en, dö geht er nix an! Schau lieber, wie heunt dö Stern<lb/>
funkeln und s&#x2019;Mond&#x017F;chein leucht&#x2019;. Bin hizt durch&#x2019;n Wald her-<lb/>
g&#x2019;fahr&#x2019;n, im Gezweig hab&#x2019;n dö Johanneskäferln ihr G&#x2019;&#x017F;piel<lb/>
trieb&#x2019;n und über der &#x017F;tillen Nacht is der ganze Himmel voll<lb/>
Lichter g&#x2019;leg&#x2019;n. Und wann ma &#x017F;o hinauf&#x017F;chaut, wie&#x2019;s leucht<lb/>
und funkelt über der weiten Welt, da is Ein&#x2019;, als ziehet&#x2019;s<lb/>
Ein&#x2019; d&#x2019;Seel aus der Bru&#x017F;t und reichet dö weit über d&#x2019;Erd<lb/>
in &#x017F;ternlichten Himmel h&#x2019;nein.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#GRI">
            <speaker> <hi rendition="#b">Grillhofer.</hi> </speaker>
            <p>O jo &#x2014; wohl &#x2014; wohl &#x2014; wonn mer holt<lb/>
no a freie Seel hat!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LIE">
            <speaker> <hi rendition="#b">Liesl</hi> </speaker>
            <stage>(ermuthigter).</stage>
            <p>No geh, Bauer, thu net &#x017F;o verzagt, dö<lb/>
Deine wird a no Keiner am Strickl führ&#x2019;n; laß Dir hizt<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0067] Fünfte Scene. Voriger. Rosl. Liesl. Rosl (an der Thür, welche ſie leiſe geöffnet hat, zur Liesl, die hinter ihr eintritt, flüſternd). Er is no auf! — (Lauter.) Bauer! Grillhofer (nickt mit dem geſenkten Haupte). Jo. Rosl. Schau’ doch auf, d’Horlacherlies is wieder da! Grillhofer (verloren.) So. Rosl. Sie müßt heunt no zu Dir, hat’s g’ſagt. Grillhofer. Was will’s mer denn? Rosl. Na hör’ nur auf ſie, ich weiß’s ja net. (Geht ab, indem ſie der Liesl, die an der Thüre ſtehen geblieben war, vorzutreten winkt.) Sechſte Scene. Grillhofer und Liesl. Liesl (kommt vor). (Friſch.) Jo, wir hab’n ſchon a Kreuz mit- einander .... (da ſie Grillhofer näher ins Auge faßt.) Um Gotteswöll’n, Bauer, was is Der denn? Grillhofer. Nix, nix, Dirndl; triffſt mich g’rad, wie ich nach meiner neuchen Wohnung ausſchau. Liesl. G’freut Dich Dein alte nimmer? (Sieht hinaus) Wo zu willſt denn hinbau’n? Grillhofer (hinausdeutend). Siehſt! Siehſt! Durt wo die Kreuzeln herſchimmern. Liesl. Am Freithof? Geh zu, was kümmert Dich der Freithof? Dö er angeht, dö wiſſen nix davon und dö davon wiſſen, dö geht er nix an! Schau lieber, wie heunt dö Stern funkeln und s’Mondſchein leucht’. Bin hizt durch’n Wald her- g’fahr’n, im Gezweig hab’n dö Johanneskäferln ihr G’ſpiel trieb’n und über der ſtillen Nacht is der ganze Himmel voll Lichter g’leg’n. Und wann ma ſo hinaufſchaut, wie’s leucht und funkelt über der weiten Welt, da is Ein’, als ziehet’s Ein’ d’Seel aus der Bruſt und reichet dö weit über d’Erd in ſternlichten Himmel h’nein. Grillhofer. O jo — wohl — wohl — wonn mer holt no a freie Seel hat! Liesl (ermuthigter). No geh, Bauer, thu net ſo verzagt, dö Deine wird a no Keiner am Strickl führ’n; laß Dir hizt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874/67
Zitationshilfe: Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874/67>, abgerufen am 22.12.2024.